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"Kannst du nicht erst gehen, wenn ich zur Arbeit gehe?", ich rührte meinen Kaffee um, während Élian sich am Spiegel des Flurs seine Krawatte zuband.

"Ausgeschlossen."

"Dir gehört das Unternehmen, Idiot! Du kannst doch gehen, wann du willst."

"Mit dieser Einstellung wird mir das Unternehmen nicht lange gehören und ich wäre wahrscheinlich schon längst pleite."

Ich rollte die Augen und murmelte nur: "Arbeitstier."

Er grinste und näherte sich mir. Er legte die Hände auf meine Schultern: "Was ist los, ma chérie?"

"Nichts."

"Du bist seit gestern so nachdenklich. Distanziert. Und du siehst erschöpft aus. Du bist immer noch verängstigt, wegen gestern Nacht in der Küche, daher die Bitte?"

Ja, ich sollte die Schwache spielen.

"Denke schon."

Er seufzte.

"Gut, ich bleibe."

Ich küsste ihn zum Dank. 

Was waren Élian und ich eigentlich?

Ein Paar?

Ein Flirt?

Es war schwierig, das zu definieren. Ich hatte keine Antwort auf meine Frage. Ich war jedoch mehr als dankbar, dass er bisher die gefährlichen drei Worte nicht aussprach. 

Keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Es würde peinlich auslaufen, so viel stand fest.

Élian ließ mich zuhause nicht alleine und begleitete mich schließlich bis zum Garten von Madame. Mit einer festen Umarmung verabschiedete er mich und versprach, heute Abend mit mir Essen zu gehen. 

Das beruhigte mich enorm, weil es hieße, dass er mich abholen und mich bis zum Tagesende nicht mehr alleine lassen würde. 

Ich begrüßte die Hausherrin, nickte einigen Mitarbeitern zu, zog mir die Gartenschürze über und machte mich an die Arbeit.

Zwei Stunden vergingen und mir fiel auf, dass in meinem Gang, dem Gang der Erdbeeren, zwei Mitarbeiter am Pflücken waren, die ich bisher nicht kannte. 

Sonst sind das hier nur Frauen, die mit mir die selbe Arbeit verrichten?

Intuitiv spannte ich mich an.

Das konnte doch nicht wahr sein?

"Madame! Madame!", rief ich dramatisch und fuchtelte mit den Händen. Ich war zum völligen Weichei geworden. 

Was war nur mit mir passiert?

Das Problem war aber nicht ich, sondern Riccardo. Er war blutrünstig und rachsüchtig. Ihm traute ich alles zu. Und selbst, wenn ich um den einfachen Tod betteln würde, er würde es mir sicherlich nicht gewähren. 

Er wollte mich quälen. Mich wieder beleben. Und wieder quälen, bis zum bitteren Ende. Bis gar nichts mehr ging.

"Qu'y a-t-il?! [franz.: Was ist denn los?!]"

Ich schnappte nach Luft und hielt mich an den Büschen fest, bevor ich drohte umzukippen. 

Meine Angst überschritt deutlich die Grenze. 

Ich war nicht mehr dieselbe.

Die alte Dame tauchte neben mir auf und ich nahm sehr wohl war, wie die mir unbekannten Männer plötzlich verschwunden waren.

"Ich...ich fühle mich nicht gut. Kann ich eine kurze Pause einlegen?"

Sie untersuchte mich mit gespitzten Lippen und nickte dann.

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt