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Meine Augen leuchteten sie hoffnungsvoll an: "Du bist meine einzige Möglichkeit, dass ich-"

Sie lachte.

Kurz, aber bitter.

"Wow. Du tauchst Jahre später auf, betretest mein Haus und verlangst auf selbe Weise wie dein Vater die selben Dinge von mir? Wie kannst du es wagen, hier aufzukreuzen?!", schrie sie jetzt, "Wie kannst du auch nur daran denken, zu glauben, ich würde dir helfen?!"

Julian sprang auf: "Beruhigen Sie sich mal wieder! Haben Sie nicht gehört? Sie will ihren Vater stürzen!"

"Und was habe ich damit zu tun?!", fauchte sie unter wütenden Augen, "Verzieh dich zurück und komm nie wieder auf die Idee-"

"Wohin zurück?", unterbrach ich sie harsch.

"Na zurück zu deinem Vater!"

"Das geht aber nicht, hast du mir nicht zugehört, doctora?", sprach ich ernster. 

Einschüchternd.

Ungewollt versteht sich.

Sie zog ihren Oberkörper leicht zurück, wenn ich mich nicht irrte.

Verängstigt. Durch und durch.

"Ich bin auch von hier abgehauen. Ich bin untergetaucht. Ich bewundere deinen Mut, dass du das nicht auch hast, Gabriela. Aber ich bin zurück gekehrt, weil die Dinge sich geändert haben. Auch ich - wir - sind in Gefahr. Ich muss meinen Vater aus diesem Grund stoppen."

Es interessierte sie gar nicht, dass ich schwanger war.

Zu Recht, denn immerhin hatte sie alles verloren. 

Dabei war sie diejenige, die bei mir vor ach so vielen Jahren die Diagnose erstellte, dass ich niemals Kinder kriegen konnte.

Hinterfragte sie denn gar nicht, warum ich nun doch schwanger geworden war?

Sie schwieg und drehte den Kopf zu ihrer Schulter. Schloss die Augen.

"Ich hatte nicht Batzen an Geld und Menschen, die mir den Rücken freihielten, um abhauen zu können, Valencia", als sie ihre Augen öffnete, waren sie von Tränen besetzt, "Ich hatte nichts. Dieses Haus ist das einzige, was mich an kalten Tagen nicht völlig erfrieren lässt."

Sie ließ sich auf den kleinen Hocker fallen und ich lief zu ihr, um mich vor ihr auf dem Boden zu setzen. Ich griff nach ihren Händen.

"Ich weiß. Doctora, du warst immer freundlich, immer fürsorglich. Und ich werde nie vergessen, wie du mich bei dir hast ausheulen lassen, als madre [span.: Mutter] gestorben ist. Gott, wie viele Nächte stand ich schluchzend vor deiner Tür und habe gewartet, bis du sie öffnest und mich mütterlich in deine Arme wiegst?"

Nicht so viele. Aber ich weiß, wie ich sie überzeugen kann. Meine Skills habe ich nicht verlernt.

Sie befreite ihre Hände und strich sich die Träne von der Wange.

"Ich weiß bis heute nicht, warum padre [ital.: Vater] dich fortgeschickt hat. Ich weiß es nicht...Er hat mir nie erlaubt, es zu hinterfragen. Es tut mir leid, dass mein Vater es dir angetan hat. Und wenn ich die Möglichkeit hätte, ich würde es irgendwie wieder gutmachen können. Das schwöre ich."

Ein Schluchzer entglitt ihrem Munde.

"Außerdem hatte ich, wenn du es genau wissen willst, zwar wirklich Batzen an Geld, aber nur einen einzigen Menschen, der mir tatsächlich den Rücken freihielt, um abhauen zu können. Nur einen verdammten Menschen konnte ich trauen. Und der schwebt jetzt wahrscheinlich in Lebensgefahr, deshalb muss ich dieses Anwesen stürmen und ihn da rausholen. Verstehst du mich? Kapierst du das, Gabriela?"

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt