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Riccardos POV:

Ich schaukelte auf der Terrasse meiner Anlage hin und her. Schnell, hektisch und taktlos. Schaukelstühle waren nix für mich, die machten mich wahnsinnig.

Ich massierte mir die Schläfen und ordnete meine Gedanken. 

Meinen Berater würde ich kündigen. So viel stand fest. Das einzige, was er mir sagen konnte, war, dass es zu Verzögerungen kam. Wann sollte die Beerdigung denn stattfinden? Ich würde jeden Moment meine Familie erwarten. 

Ich positionierte meinen Ellbogen auf die Armlehne und strich mir mehrmals nachdenklich mit dem Daumen über die Lippe. während mein Blick über die im Winde wehenden Gräser glitt.

Was würde ich als erstes tun, wenn Rebecca hierher geschleift werden würde?

Vermutlich würde ich sie sezieren und sie Valencia zukommen lassen, leider war mir ihr Standort nicht bekannt. Und obwohl ich ein Scheiß darauf gab, würdigte ich Julian. Ich würde es unterlassen. Müssen. Seinetwegen. 

Vielleicht würde ich sie nur zeitweilig einsperren.

Ein paar Bedrohungen waren auch drin. 

Wenn sie mein Anwesen mit der einen oder anderen Narbe verlassen würde, war es mir auch Recht. 

Ich schlief nicht mehr richtig ein. Ich hasste mich dafür, dass ich dachte, es war richtig, einer Frau meine Gefühle zu offenbaren. Mittlerweile war ich mir sicher, dass meine Gefühle nichts als Einbildung waren. Eine solche Nutte konnte keiner lieben. Ich wollte sie regelrecht bluten sehen. Ich wusste, dass ich es irgendwann bereuen werde, wieder Mensch zu werden.

Klingeling.

Ich sprang auf und ließ den Schaukelstuhl wild wackelnd zurück. 

Als ich die Tür öffnete, blickte ich in das verweinte Gesicht von Mia.

"Wo...ist...er?", ihr Ton verriet mir, dass sie keine Ausrede erlaubte. Daher beließ ich es bei der Wahrheit.

"Er ist noch nicht hier. Es verzögert sich. Ihr bleibt bis dahin so lange hier. Bei mir."

"Ich werde sie persönlich erwürgen", ihre wuterfüllten Augen ersuchten meine und weil mir nichts anderes übrig blieb, zog ich sie an ihrem Oberarm an mich und zerdrückte sie.

Mein Blick wanderte zu Andrès, der dicht hinter ihr stand.

"Kinder?", formte ich stimmlos mit meinem Mund.

"Camilla", antwortete er auf selbe Weise zurück. 

Mia fing erst richtig in meinen Armen zu weinen an. Sie klammerte sich an mein Oberteil und schrie mir unterdrückt in die Halsbeuge. Toll, jetzt war mein Hemd nass.

"Shh", ich strich ihr über ihre Haare und sie nahm sich viele gute Sekunden, bis sie wieder klar kam. 

Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und führte sie ins Haus. Andrès folgte uns. Lange saßen wir draußen, auf der Terrasse. Die meiste Zeit weilten unsere Augen auf die Gräser meines Gartens und wir schwiegen. Bis Mia entschied, die Stille zu brechen.

"Wie konntest du nicht wissen, dass sie eine Romero ist?"

"Ich weiß es nicht", pfiff ich. 

"Du hast sie null Komma null Prozent verdächtigt? Das klingt total dumm!"

"Das klingt nicht nur so, das war auch so. Zu Anfang habe ich ihre merkwürdigen Skills bemerkt, aber ich meine komm schon. Wer glaubt schon, zufällig einem direkten Familienmitglied des verkackten Dons gegenüber zu stehen? Und dann noch einer Frau", die nächste Frage richtete ich an Andrès, "Seit wann fassen Frauen Fuß in dieser scheiß Branche?!"

"Valencia wird das Imperium fortführen, ob sie nun will, oder nicht. Ihr Bruder, Davide hieß er, wurde ermordet. Von ihr höchstpersönlich."

"Also stimmt es!", zischte ich, "Dieses verdammte Miststück."

"Sie hat uns alle überlistet. Einen ganzen Clan. Ich weiß nicht, ob ich mich vor ihr fürchten, oder sie bewundern soll."

Ich lachte auf und meine Schultern bewegten sich hoch und runter. Meine Mundwinkel krümmten sich abwertend nach unten.

Es war kein positives Lachen. 

Es war ein Ich-bin-der-größte-Idiot-aller-Zeiten-Lachen.

"Ich verstehe nicht, wieso du es nicht gemerkt hast!", flennte Mia weiter. Darauf wusste ich nicht zu antworten. Die Erinnerung an diese Frau, daran, was sie mich all die Zeit glauben ließ, was sie vorgab zu sein, und sich letzten Endes als meine größte Feindin entpuppte, ließ mir den Mund vertrocknen.

Ich konnte nur den Blick zu Boden senken. 

Weil es schmerzte.

Und ich hasste diesen verdammten Schmerz. 

Ich musste ihn bei Elena durchmachen und jetzt war es noch viel schlimmer. Weil die Gefühle intensiver waren. Ich dachte Valencia wäre diejenige gewesen.

"Mia. Per favore, basta [ital.: Mia, bitte. Lass es]. Es ist für Riccardo noch beschissener, als für dich."

Sie schluchzte hoffnungslos.

Ich lehnte den Kopf zurück und schloss kurzweilig die Augen. Ich versuchte zu entspannen. Panikattacken waren Teil der Vergangenheit, verblieben war nur Wut. 

Immer wieder kniff ich die Augen fest zusammen, wenn sich mir im Kopf abspielte, was ich beabsichtigte zu tun.

Rache.

Rache.

Ich. will. Rache.

Ich konnte sie das unmöglich durchgehen lassen.

Ein weiteres Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. 

"Ich geh schon", Andrès stand auf, ich ließ die Augen zu. Zurück kam er mit einem meiner Männer.

"Padrino", er stellte sich vor meinem Stuhl und zwang mich, die Augen aufzuschlagen und aufzuschauen.

"Was willst du?"

"Ich möchte gute Nachrichten überbringen. Wir haben Rebecca gefunden. Sie wird morgen hier sein."

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt