𝟒𝟏

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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Alexis reagiert kaum auf mich, aber dennoch nehme ich mir das Recht, ihn wieder umzudrehen und hochzuheben. Er winkelt seine Beine gleich an und drückt seinen Kopf, leise gähnend in meine Halsbeuge. Ich bin überrascht, dass er offen auf mich reagiert und kann gar nicht aufhören, leicht zu lächeln.

Allis wirft mir ein unscheinbares Lächeln zu, als er mich zusammen mit dem Jüngeren auf der Treppe entdeckt. Ich weiß, was dieses Lächeln bedeutet und er weiß, genauso wie ich, dass er recht hatte – Recht damit, dass ich Alex nicht für immer weg sperren und damit vergraulen kann. Recht damit, dass ich ihn eigentlich auf Händen tragen müsste, wenn ich ihn liebe. Aber er hat auch Recht damit, dass ich ihn in Schacht halten muss und ihm nicht zu viel Freiheit geben kann, wenn er noch immer den Gedanken hat, wegzulaufen. Wenn das passiert, habe ich ein großes Problem, aber Alexis ein größeres. Ich würde ihn umbringen müssen, denn in meiner Welt, zählt das Geschäft leider mehr als die Liebe.

Vorsichtig lasse ich den Jungen auf einem der Stühle vom Esstisch ab und ziehe den aufgewärmten Teller näher zu ihn. Ich setze mich neben ihn und lege meine Hand in seinen Nacken, wo ich ihn leicht kraule. ,,Iss so viel zu magst, ja? Wir haben auch noch Törtchen hier, wenn du ein Dessert haben möchtest.", murmel ich leise, spüre aber gleich, wie er ganz leicht mit den Schultern zuckt. Er schluckt schwer, bevor er den ersten Bissen nimmt, lehnt sich dann aber, seine Augen langsam schließend, zurück. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Seine Haltung entspannt sich. Nur flüchtig huschen seine Augen zu mir, bevor er einen weiteren Bissen zu sich nimmt. ,,Schmeckt es dir?", will ich wissen. Um ehrlich zu sein hatte ich Angst, Allis' Kochkünste seien nicht gut genug für Alex, doch er nickt leicht.

Es wird wieder still zwischen uns, was aber kein Problem ist. Er scheint einigermaßen zufrieden zu sein und isst sogar den ganzen Teller leer. Ich lasse ihb daraufhin tatsächlich kurz alleine und bringe ihm zwei der kleinen Törtchen und eine Tasse Tee. Das wäre wohl der Zeitpunkt, an dem ich mein Vorhaben ansprechen sollte.

,,Alex, was hältst du davon, wenn wir unser Verhältnis wieder etwas ändern, mh?", frage ich leise, wobei diese Idee sicher nicht in dieser Form von mir aus kommt. Allis hat mir lang und breit erklärt, dass ich mich falsch verhalte, so wie ich es derzeit tue. Er hat zwar recht, gut fand ich es trotzdem nicht, dass er mich so dargestellt hat, als wäre ich dämlich und er selbst würde alles besser wissen!

Alexis regiert nicht wirklich. Er rührt lediglich mit dem Löffel in der Tasse und richtet seinen Blick auf mich, als ich seine Hand ergreife. ,,Ich bin die nächsten Tage zuhause und wenn ich hier bin, werde ich dich nicht mehr einschließen, okey? Vielleicht auch nicht, wenn ich mal weg muss, mal gucken.", mache ich den ersten Schritt und warte seine Reaktion ab. Er nickt leicht. Immerhin etwas.

,,Bonnet, ich bin weg!", steckt Allis seinen Kopf durch die Tür und hebt seine Hand. ,,Mh–hm." ,,Auf Wiedersehen, Alex.", sagt er dann noch, wartet aber nicht mal irgendeine Antwort ab. Sie kommt sowieso nicht, dass er aber einfach geht verwundert mich aber doch etwas, sonst konnte er sich ja gefühlt kaum von ihm trennen. ,,Bist du auch sauer auf ihn?", frage ich leise. Sofort schnellen seine Augen in die Höhe. Nicht, weil er überrascht ist, eher weil ich recht habe. Ganz langsam und schwer schluckend senkt er seinen Blick wieder und nimmt eines der kleinen Gepäckstücke in die Hand. Vielleicht ist er ja auch nicht sauer, sondern enttäuscht. Theoretisch haben wir ihn ja alle angelogen und sein Vertrauen missbraucht. ,,Naja... möchtest du heute Abend einen Film gucken?", rede ich weiter. Die Tatsache, dass ich hier eher Monologe anstatt Dialoge halte, stört mich dabei keineswegs. Wenn er sich dadurch für den Moment zu schützen versucht, ist das in Ordnung und ich akzeptiere es. ,,Du darfst aussuchen.", murmel ich und lege eine Hand an seine Wange, damit ich sein Gesicht wenigstens in meine Richtung drehen kann. Man, seine Augen sehen so traurig aus. Er ist fertig und kaputt. Heute morgen war es noch um einiges schlimmer, gerade geht es noch einigermaßen. Ich will seine Augen aber wieder richtig glänzen sehen...

Er nickt leicht, nachdem er mich einen Moment einfach nur angesehen hat. ,,Sehr gut.", lächel ich, ,,Komm um halb acht ins Wohnzimmer, ja? Ich arbeite noch etwas." Vorsichtig hauche ich ihm einen Kuss auf die Wange und streife seine Nasenspitze mit meiner. Seine Augen huschen unruhig zu mir und für einen Moment muss ich wirklich mit mir kämpfen. Wie gerne ich ihn einfach zu mir ziehen und küssen würde. Ich kann nicht anders, als mir über die Lippen zu lecken. Wie kann ich so verrückt nach diesem Jungen sein? Vorsichtig richte ich meine Augen nach oben und treffen genau auf seine. Irgendwie sehen sie neben der Enttäuschung und Verletzlichkeit genauso sehnsüchtig aus, wie ich mich fühle. Ich verstärke meinen Griff an seiner Wange noch etwas und halte kurz den Atmen an. Ich könnte doch ganz kurz–

Nein! Nein, das Recht kann ich mir nicht nehmen.

,,Bis gleich.", flüster ich und weiche zurück. Warum pocht mein Herz nur so sehr? Ich bin sogar nervös, dabei bin ich das doch nie! Seufzend schüttel ich den Kopf und trete in das Büro ein. Alex macht mich fertig– meine Liebe zu ihm macht mich fertig!

Unkonzentriert, da meine Gedanken nur an Alexis hängen, fahre ich den Computer hoch. Die ganzen Zahlen und Daten gelangen gar nicht in meinen Gedächtnis.
Ich sehe und vergesse sie.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt