𝟕𝟑

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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Müde reibe ich über meine Augen, kann gleichzeitig vor Aufregung kaum still sitzen. Nicht mal den Tee, den Étienne mir zur Beruhigung zubereitet hat, rühre ich an. Ich würde alle aus der vollen Tasse verschütten. Stattdessen halte ich das Kätzchen aus den gläsernen Kästchen in der Hand und spiele mit dessen kleinen Gliedmaßen.

,,Deine Klamotten.", seufzt Étienne leise wirft das Klamottenbündel aufs Bett, welches ich bis jetzt noch nicht verlassen habe. Er kniet sich, bereits in Stoffhose und Hemd gekleidet, vor mich auf den Boden, die Hände auf meine Oberschenkel. ,,Wo ist deine Euphorie?", will er wissen und seufzt leise. ,,Irgendwo da drin.", hauche ich angestrengt und deute hysterisch auf meinen eigenen Körper. ,,Oh Gott, Baby.", murmelt er besorgt. Mit einer sanften Geste nimmt er die Figur aus meinen Händen und stellt sie auf den Nachtschrank, bevor er mich zurück auf das Bett drückt. Er drückt mich auf den Rücken, dreht mich so, dass mein ganzer Körper darauf liegt. Dann hebt er allerdings meine Füße leicht an und setzt sich an das Fußende. ,,Atme tief ein und aus. Alles ist okey.", flüstert er leise, aber jetzt wo er über meine Beine streicht, fühlen sich seine Berührungen wie ein unangenehmes Brennen an. ,,Nicht.", bitte ich leise und versuche seine Hand irgendwie zu greifen, während ich an die Decke starre. ,,Sag mir, wie ich dir helfen kann.", erwidert er daraufhin. Meine Augen huschen zu ihm. Zu seinen Lippen. ,,Kriege ich einen Kuss? Nur einen... Ich– Ich weiß nicht, warum ich so nervös bin.", meine Stimme zittert unkontrolliert und ehrlich gesagt ist mir das unfassbar peinlich. Meine Gefühlsexplosion ist so unnötig, so unangebracht.

Vorsichtig schmiegt sich Étienne's große Hand an meine Wange und gleich darauf seine warmen, leicht feuchten Lippen auf meine. Tatsächlich beruhigt mich das sofort ungemein. Wieder empfängt mich dieses heimische Gefühl – Liebe und Zuneigung. Ich seufze halbwegs entspannt auf und lege meine Hand vorsichtig in die dunkle Haarpracht des älteren Mannes. Etwas fordernder spiele ich mit meinen Lippen gegen seine – ich brauche gerade diese Beruhigung und Aufmerksamkeit. Er scheint zu verstehen und lehnt sich mir ebenfalls mehr entgegen. Meine Beine trennt er mit einer sanften Bewegung und hockt sich zwischen diese. ,,Mein Engel.", brummt er leise und lässt uns beide kurz atmen, bevor wir zu einem weiteren Kuss ansetzen. Seine Gesten und Worte bringen so ein beflügelndes Gefühl mit sich, dass ich mich mit einem sanften Lächeln an ihn klammere. Das ist nun mehr als nur ein Kuss, aber das erscheint mir gerade vollkommen irrelevant. Ich fahre sogar neckend über seine Unterlippe und gleite mit meiner Zunge in seine warme Mundhöhle. Ich habe diese heißen Küsse so sehr vermisst, dass ich für einen Moment kaum noch nachvollziehen kann, warum ich in Ruhe gelassen werde wollte.

,,Komm mein Kleiner, es wird Zeit.", sagt Étienne aber nach ein paar weiteren hitzigen Minuten und lehnt seine Stirn tief einatmend an meine, ,,Wir wollen Jason doch nicht warten lassen." ,,Ja.", sage ich schnell und lasse mich von ihm zurück in eine aufrechte Position ziehen. Meinen Blick kann ich aber nicht von ihm trennen. Er ist so ein hübscher Mensch. Von außen, aber auch von innen – wenn auch nicht immer.

,,Ich helfe dir.", grinst er, als er bemerkt, was ich hier tue. Vorsichtig hebt er meine Arme an und tauscht mein Oberteil aus. Meine Boxershorts wechsel ich selbst, doch mit der Jeans hilft er mir wieder, bevor ich ins Badezimmer gelotzt werde. ,,Zähne putzen und waschen.", verordnet er und kneift leicht in meine Taille. ,,Ich kümmere mich um die Katzen und warte dann unten." Er drückt mir seine saftig dunklen Lippen einmal noch sanft an den Hals, bevor er den Raum verlässt und die Tür hinter sich schließt. Zittrig ausatmend stütze ich mich an dem Waschtisch ab und schaue in den Spiegel, geradewegs in meine müden Augen.

Ich darf die Alibigeschichte ja nicht versauen. Ich will nichts riskieren, weder meine Beziehung zu Étienne noch zu Jason.

Es dauert lange, bis ich halbwegs ansehnlich hergerichtet bin. Ich befürchte sogar, dass ich doch zu spät komme. Schwer schluckend spurte ich die Treppe nach unten. Genau das wollte ich eben nicht! ,,Étienne wir können–" ,,Warte kurz.", vorsichtig greift Harry nach meinem Arm und schluckt schwer. ,,Was? Aber–" ,,Nein, warte. González hat Neuigkeiten und so wie es aussieht ist es wichtig. Es wird nicht lange dauern." Ein ungeduldiges Schnauben verlässt meinen Mund. Ich lasse meine Kopf gegen Harrys Brust knallen.

,,Was kann denn jetzt so wichtig sein?" – ,,Gar nichts." Étiennes warme Hand legt sich in meinen Nacken und zieht mich leicht von Harry weg. Er lächelt leicht, aber es wirkt beinahe erzwungen. Wahrscheinlich, weil ich Harry schon wieder wieder nah bin. Ich nicke leicht räuspernd und lasse mich zu einem der Autos führen. Diesmal ist es der weiße Sportwagen, der bereits auf dem Hof vor der Haustür steht. Mein Blick fällt auf eine weiße Tüte, die auf der Rückbank steht, als ich einsteige. ,,Was ist das?" ,,Was? Ach das, das sind Souvenirs aus Australien.", sagt er leise. Es ist wie ein Blitz, der durch meinen Kopf zuckt. Wie absurd das klingt. Souvenirs. Souvenirs von dem Alibi dieser Entführung. Ich muss beinahe ironisch auflachen, doch das bekommt er zum Glück nicht mit. Er muss nochmal um den Wagen laufen.

Die knappe Stunde Fahrt quält mich schrecklich und diesmal können mich keine sanften Berührungen oder Küsse von Étienne beruhigen. Meine Hände zittern erst leicht, dann aber immer stärker und sogar eine Träne rollt über meine Wange. Es ist nur eine einzige, mehr nicht, aber das reicht schon, um einen frustrierten Schrei von mir zu geben. ,,Verdammt reiß dich zusammen!", ruft Étienne, doch er wirkt nicht sauer sondern ebenfalls etwas verunsichert, ,,Wenn du dich nicht kontrollieren kannst, können wir das nicht machen–" ,,Doch! Doch wir müssen das machen.", nuschel ich schnell und hebe meinen Blick entschuldigend an. Gleichzeitig kralle ich meine Hände in die Jeans und versuche wieder ruhig und regelmäßig zu atmen. Funktionieren tut das erst, als wir schon fast bei dem Apartment des anderen sind. Wir müssen etwas weiter weg parken und der kurze, wenn auch erholsame Spaziergang beruhigt mich so sehr, dass mir das Händchen halten vor der Tür vollkommen ausreicht, um mich mental nochmals auf Jason vorzubereiten.

Rechnen tue ich aber nicht damit, dass er ohne Vorwarnung die Tür aufreißt und sich auf mich schmeißt. Ich werde von Étienne getrennt und knalle geradewegs gegen die kühle Flurwand. Jason schlingt seine Arme um mich, als wäre ich ein Rettungsring, aber ich brauche noch einen Moment, um überhaupt zu verstehen. Nur zögerlich lege ich meine Arme um den blonden, größeren Jungen, der sein Gesicht bereits schluchzend an mich drückt. ,,Jason–" ,,Ich sollte dich dafür umbringen, dass du weg warst.", haucht er gleich. Seine Stimme ist schmerzerfüllt und dennoch dennoch bitter vorwurfsvoll. Ein unangenehmer Schauer fährt über meinen Rücken. ,,Es tut mir leid.", flüster ich, ,,I–Ich wollte das nicht."

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt