𝟓𝟓

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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Der Ältere kneift seine Augen zusammen, aber so, dass er mich noch sehen kann. Ich erkenne die Wut, die in seinen Augen aufblitzt durch den Schlitz den seine Lider Formen ganz deutlich. Schwer schluckend senke ich meinen Blick mach unten ab. Ich erwarte bereits einen verbalen oder körperlichen Angriff auf meine Worte, die überraschend standhaft meinen Mund verlassen haben, doch es passiert nichts. Gar nichts, um genau zu sein. Für einen Moment bleiben wir einfach genauso stehen, wie zuvor. Für mich ist nur der schwere Atmen des Mannes zu hören und obwohl selbst dies bedrohlich wirkt, kann ich mich in sofern zusammenreißen, dass man mir meine Angst nicht anmerken sollte.

Ein weiterer Augenblick verstreicht und so langsam frisst sich die Kälte von dem ungewärmten Fußboden in meinen so leicht bedeckten Körper. Noch immer reagiert der Ältere kaum auf meine Worte. Er löst seinen Griff nach ein paar weiteren Sekunden. Ich bin mir aber unsicher, ob ich jetzt einfach gehen sollte und warte noch einen Moment ab, um zu sehen, was er vor hat. Doch auch er steht einfach nur da. Ich spüre seinen Blick, wie er auf mich ruht, sich in meinen Körper frisst. Es fühlt sich beinahe so an, als würde er versuchen meine Gedanken zu lesen und verstehen wollen, was mich zu meinen Worten gebracht hat. Dabei weiß ich letztes selbst nicht wirklich. Es ist einfach nur so aus mir herausgesprudelt, war rein intuitiv und nicht mal ansatzweise klug durchdacht. Ich gehe nicht davon aus, dass er mich wirklich umbringt, auch wenn ich genau davor eigentlich auf jeden Fall Angst und Respekt haben sollte. Étienne ist eben doch unberechenbar und obwohl ich es mal dachte, weiß ich jetzt, dass ich ihn und seine Handlungen gewiss nicht einschätzen kann. Aber mich töten? Wegen Worten?

Die Stille und unser wortloser Konflikt wird beendet, als der Ältere mit leisen Schritten aus dem Zimmer geht. Noch hebe ich meinen Blick aber nicht an. Stattdessen warte ich, bis ich gar nichts mehr höre und schleiche erst dann in mein eigenes, vom Licht durchflutetes Zimmer. Die Tür schließe ich leise hinter mir und setze mich, noch immer darauf bedacht leise zu sein, auf das ungenutzte Bett. Wie immer eigentlich, denn viel zu tun gibt es hier für mich nicht. Nur an den Klavier könnte ich mich mal wieder versuchen, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass ich damit keine guten Töne erklingen lassen kann, die dann auch noch in einer sinnvollen Reihenfolge sind.

Langsam lasse ich mich nun doch wieder auf den Rücken gleiten und starre an die sterile, weiße Decke. Ich frage mich, ob er meinen Worten nachkommen und mich in Ruhe lassen wird. Ich weiß nicht, ob Étienne jetzt einfach nur eingeschnappt ist und mich morgen schon wieder hinter sich her zieht oder ob meine Worte irgendwas bewirkt haben. Ich weiß ja nicht mal, ob ich will, dass sie etwas bewirkt haben. Ich sagte ja bereits, dass ich im Zwiespalt meiner Gefühle stehe. Eine Auszeit wäre schön. Eine richtige Auszeit, mit Tapetenwechsel jeglicher Art. Andere Umgebung, andere Menschen – alles anders...

Mit dem Klopfen an der Zimmertür bemerke ich erst, wie viel Zeit schon wieder verstrichen ist. Es ist González, der unerwarteter Weise ins Zimmer kommt. Neben einen großen Pappkarton, den er mit einem Fuß vor sich her schiebt, hat er auch ein Tablet und mein Handy – also das, welche Étienne mir gekauft hat – ich den Händen. ,,Ich montier' dir den Fernseher an die Wand, wenn's recht ist.", murrt er. ,,Fernseher?", frage ich überrascht und ziehe überrascht eine Augenbraue in die Höhe. ,,Ja, Fernseher! Bist du schwerhörig oder was?!", zischt er und wirft gleich darauf die anderen anderen digitalen Endgeräte neben mich aufs Bett. Ich schnaube angepisst von dieser Umgangsweise und lehne mich einfach wieder zurück. Soll er doch machen, was er will!

Tatsächlich verschwindet er aber nochmal kurz, nur um kurz darauf mit einem kleinen Werkzeugkasten wiederzukommen. Im Schlepptau hat er Harry, der sich lächelnd zu mir setzt und, genauso überrascht wie ich, das ganze Zeug beäugt. ,,Willst du zufällig etwas essen? Dein Frühstück steht noch unten und Mittagessen ist auch gleich fertig.", sagt er dann aber. Wie auf Kommando spüren ich ein Rumoren in meknem Bauch. Ich nicke also leicht, werfe nochmal einen Blick auf den anderen Mann, der gerade eine Wandhalterung für den Fernseher anbringt, und gehe dann mit Harry nach unten. Von Étienne ist keine Spur, was aber auch kein Wunder ist, er sagte ja, er wolle ins Büro.

,,Freust du dich?", fragt Harry leicht grinsend und serviert mir eine Mischung aus meinen Frühstück und dem Mittagessen. Fragend ziehe ich die Augenbrauen zusammen und sehe den Älteren direkt an. ,,Na wegen dem Fernseher." ,,Ach so... Ja. Denke schon.", zucke ich mit den Schultern, wobei mich aus irgendeinem Grund der Gedanke überkommt, dass der Fernseher und der Zugang zum Tablet und meinem Handy eine mögliche Umstimmung meiner Meinung herbeiführen soll.

,,Ja? Du wirkst nicht so glücklich.", seufzt er leise. ,,Étienne.", sage ich bloß und zucke mit den Schultern. Er versteht sofort und nickt leicht. ,,Er war auch nicht gut drauf, als er wieder runter gekommen ist.", murmelt er, während ich stumm zu essen beginne. Es sollte mich nicht interessieren, wie er reagiert hat und trotzdem finde ich es beeindruckend, dass ihn meine Worte anscheinend getroffen haben. Aber das sollte es doch auch, nicht wahr? Er muss verstehen, dass ich nicht immer nach seiner Nase tanzen werde! Er kann mich nicht für sich beanspruchen!

,,Mh.", gebe ich bloß von mir, mal wieder von dem ungeheuren Gefühlschaos betroffen, und beginne nun endlich zu essen – mein Magen knurrt schon. Harry bleibt still, betrachtet mich bloß hin und wieder oder hängt am Handy. Zum Glück versucht er nicht weiter mit mir zu reden, denn dazu ist mir nicht zumute. Zu seiner allgemeinen Gesellschaft würde ich dagegen nicht nein sagen. Er ist eben doch ein ganz angenehmer Zeitgenosse.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt