𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
┍━━━━━━━━━━━༺❁ུ۪۪⸙༻━━┑,,Woahh–", gebe ich überrascht von mir und sehe mich mit großen Augen in dem nicht gerade kleinen Apartment um. ,,Mh?" ,,Voll schön! Hast du das selbst eingerichtet?", frage ich beeindruckt. Meine Finger gleiten wie von selbst über das massive Holz des Tisches und dann wieder über die gepolsterten Stühle. ,,Ich hatte ein bisschen Hilfe.", sagt Harry, während er langsam wieder zu mir kommt. Augenscheinlich war er in seinem Schlafzimmer – vielleicht auch im Badezimmer. Ich nicke wissend und drehe mich nochmal zum Wohnbereich, der gleich an den offenen Essbereich anschließt. Irgendwie fühlt es sich so normal an, einen Freund zuhause zu besuchen, gleichzeitig ist es aber so fremd. ,,Ich finde die Aussicht wirklich wunderschön.", murmel ich leise. ,,Der eigentliche Grund, warum ich das Apartment gekauft habe.", schmunzelt der Ältere.
,,Wir haben es gekauft!"
Überrascht schnappe ich nach Luft und drehe mich rasch um. Diese kühle, raue Stimme kenne ich mittlerweile nur zu gut. Wie gewohnt in schwarz gekleidet und seine Lippen zu einem Strich verzogen steht González da. Seine Hände stemmt er unzufrieden in die Hüfte und schnaubt sogleich verächtlich, während er meinen Körper mit seinen Augen scannt.
,,Was soll das Allis? Was macht dieses Kind hier?" – ,,Also entschuldige Mal!", rufe ich empört, doch bekomme bloß einen zügelnden Blick zugeworfen. Die Tatsache, dass er hier so plötzlich aufkreuzt und mich als Kind bezeichnet, lässt mich beinahe den Schock darüber vergessen, dass die beiden anscheinend zusammen leben!
,,Beruhig' dich, Bonnet weiß bescheid." ,,Ich hoffe doch." ,,Wir fahren sowieso wieder zurück, kommst du mit oder–" ,,Nein, ich gehe ins Büro.", schüttelt der Mann mit Bart den Kopf, wirft mir nochmal einen Blick zu und verschwindet in dem angrenzenden Flur. Harry nickt mir auffordert zu und wenig später stehen wir wieder in dem verspiegelten Fahrstuhl. ,,Ihr wohnt zusammen?", presse ich hervor – wir müssen den Tatsachen ja nun irgendwie in die Augen sehen. ,,Wie bitte?", fragt er aber scheinheilig und lässt mich lauthals seufzend. ,,Na du und González!" ,,Ach Gott, wie kommst du denn darauf?", lacht er und verständnislos sehe ich ihn an. Habe ich mich verhört? ,,Na er hat doch... Also er meinte, ihr habt das Apartment gekauft, nicht du." ,,Ach das. Ja... Nein... Er– also wir haben es zusammen gekauft, aber er hat noch ein anderes Apartment und lebt dort." ,,Verstehe ich nicht.", erwidere ich ehrlich. Warum sollte man sich denn mit jemandem ein Apartment kaufen, wenn man schon ein anderes hat und dort wohnen bleibt? ,,Musst du nicht, Alexis. Zwischen mir und González ist alles etwas kompliziert.", sagt er und fährt kurz grinsend durch seine Haare.
Der Tag verläuft ähnlich wie der gestrige und eigentlich klebe ich an Harry wie eine Klette. Nach der leckeren Lasagne, die es zum Abendessen gab, habe ich mich wieder in meine Schlafsachen geworfen und fordere auch den Älteren auf, sich umzuziehen. Seine Sachen hat er ja nicht um sonst mitgenommen. Ich dagegen mache es mir schon mal in den Wohnzimmer auf der Couch bequem, da wir vorhin beschlossen haben, uns eins, zwei Filme anzusehen.
,,Möchtest du noch etwas essen oder trinken?", fragt Harry, als er in der Tür steht. Die Jogginghose und das einfache Shirt sehen so ungewohnt, aber auch wirklich gut, an ihm aus und die nicht mehr ganz perfekt liegenden Haare lassen ihn nicht mehr allzu streng wirken. Ich schüttel stumm meine Kopf, was wir hier haben, reicht mir alle mal. Er nickt verständnisvoll und setzt sich neben mich. Vorerst steckt er nur seine Füße zu mir unter die Decke und sieht mich dann vorsichtig an. ,,Hast du schon einen Film?", will er wissen und rutscht auf dem Polster etwas nach unten. ,,Mh–hm.", nicke ich und schalte schnell auf die Playlist, die ich bereits erstellt habe, als ich einmal auf Étienne warten musste.
Es dauert keine zehn Minuten, bis ich mich an die Schulter des Älteren lehne. Er tätschelt bloß kurz meinen Arm, lässt das ganze aber unkommentiert. Stören tut mich das aber nicht. Ich will ja nichts von ihm, sondern nur etwas körperliche Nähe. Ich vermisse sie, vor allem jetzt wo ich gerade mal vor zwei Nächten noch so eng an dem Hauseigentümer lag. Vermisse ich ihn etwa schon? Bin ich so erbärmlich?
,,Harry?", frage ich leise, unterbreche die Spannung des Filmes und richte mich seufzend auf. ,,Mh?", macht er leise und richtet sich nun ebenfalls auf. Er stoppt das Schauspiel und reibt sich über die müden Augen. Er stemmt sich wieder etwas hoch und versucht mich aufmerksam zu beäugen, seine Augen fallen aber sofort wieder halb zu, kaum hat er sie aufgerichtet. ,,Willst du lieber schlafen gehen?", frage ich besorgt, ,,Ich kann dir schnell das Gästezimmer–" ,,Nein Alexis, ich mach' das schon.", winkt er ab und lächelt sachte. ,,Willst du denn schon ins Bett?" ,,Du bist müde, also ja.", sage ich schnell. ,,Aber das war nicht das, was du eigentlich wolltest, nicht wahr?", fragt er und lehnt sich wieder zurück. Gähnend zieht er sich die Kapuze über den Kopf. Ich schüttel meinen Kopf leicht und lehne mich nun auch wieder an ihn. ,,Also, was ist los?" ,,Ich bin komisch.", murmel ich leise und lege auch meine Arme um seinen Torso. Ich weiß nicht warum, aber Harry fühlt sich gerade wie mein safe space an. Ich kann selbst ihm wahrscheinlich nicht vollständig vertrauen und sollte mich nicht so fallen lassen, doch gerade kann ich nicht anders. Ich fühle mich schrecklich. So verloren.
,,Wie kommst du denn darauf? Du bist doch ein ganz normaler Junge.", schüttelt er den Kopf. ,,Nein. Ich– Harry, wie kann ich, unter all diesen Bedingungen, Gefühle für Étienne haben?" Der Ältere seufzt schwer und drückt meinen Kopf für einen Moment mit etwas Druck gegen seine breiten Schultern. Er atmet tief ein und aus, so, als würde er für einen Moment intensiv nachdenken. Die Stille setzt mir zu. Ich werde mit einem mal von der Müdigkeit erschlagen und rücke dann von selbst näher an den anderen, der in diesem Moment seine Stimme erhebt. ,,Bonnet weiß einfach, was er tut.", sagt er leise und zuckt mit den Schultern. ,,Er ist attraktiv, selbstbewusst und trotzdem kann er auch einfühlsam und liebevoll sein. Außerdem liebt er dich, nicht wahr?" Ich nicke leicht. Er hat es mir ja oft genug gesagt. ,,In seinen Augen bist du ein Engel." ,,Er hat mir alles genommen.", entgegne ich. Harry nickt leicht. Er weiß genauso, dass es wahr ist. Wahrscheinlich weiß er es sogar noch besser als ich. Er kennt ihn schon länger, arbeitet jeden Tag mit ihm und kommt selbst mit dieser Seite in Kontakt. Immer und immer wieder.
,,Ich weiß. Grausam kann er auch sein.", seufzt er schwer. Ein langgezogenes Seufzen verlässt meine Lippen und schwer schluckend schließe ich meine Augen. Ja, grausam. Das alles hier ist grausam, nicht nur er.
,,Harry?", frage ich erneut und hebe meinen Kopf leicht an. Diesmal komme ich aber direkt zum Punkt und stelle meine eigentliche Frage. ,,Kannst du bei mir schlafen? Ich– Ich glaube ich will nicht alleine sein."
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i love you, remember? ❦
JugendliteraturDer Geschmack des kalten Metalles breitet sich binnen Sekunden in meinem Mund aus, dennoch versuche ich den Mann durch meine verschwommene Sicht anzusehen und traue mich derweil kaum meiner flachen Atmung nachzugehen. Er sieht belustigt aus, drückt...