𝟔𝟏

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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,,Hallo, Kleines.", murmel ich überrascht, als die kleine weiße Katze – sie trägt nun wohl offiziell den Namen Soleil, der in das braune Halsband eingraviert ist – entgegen meiner Erwartung durch den kleinen Spalt der Tür ins Büro geschlichen ist. Sie wandert zwischen meinen Füßen hin und her, stupst sogar gegen diese und lässt sich von mir streicheln. Nur hochheben tue ich sie noch nicht. Ich glaube, sie hat sich noch nicht so sehr an mich gewöhnt, wie Lune es hat. Das ist aber okey, die beiden sind immerhin gerade mal seit gestern im Haus.

Allerdings bleibt sie selbst dann bei mir, als ich mich wieder aufrichte und weiter am Schreibtisch zugange bin.

Es ist komisch und zugleich bedrückend, Alex hören zu können, wie er mit den Katzen spielt oder sonst was macht, wenn ich selbst nicht wirklich daran teilhaben kann. Wäre alles in Ordnung zwischen uns könnte ich ihn einfach dabei beobachten, selbst mit ihnen spielen und ihm hin und wieder einen kleinen Kuss überreichen. Stattdessen sehe ich nun schon beinahe sehnsüchtig dieses Kätzchen an, das mich mit dem leisen Miauen immer wieder aus dem Konzept bringt. ,,Was hält dich davon ab, einfach aus dem Raum zu verschwinden, mh?", murre ich augenrollend. Sie sitzt doch schon bereit vor der Tür, die immer noch einen Spalt geöffnet ist! ,,Wahrscheinlich bist du einfach eine kleine Prinzessin, nicht wahr? Alles muss man für dich machen.", seufze ich und stehe nach einer weiteren Minute, in der sie einfach da sitzt, auf. Ich öffne der kleinen Madame also die Tür, doch rausgehen tut sie erst, als ich auch einem Schritt in den Flur setze. Vielleicht hat sie ja das Bedürfnis nach eibem Bodyguard...

Es gibt Essen, sowohl für die Katzen, als auch für uns. Überraschenderweise hat Alexis für mich mit gekocht und den Tisch für uns beide eingedeckt. ,,Danke.", murmel ich leise und ziehe den Stuhl etwas zurück, um ordentlich Platz nehmen zu können. Er erwidert nichts, sieht mich durch seine braunen Augen bloß kurz an und beginnt dann zu essen. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals.

Ist es verwerflich, mir einen längeren, intensiveren Blick zu wünschen? Nur einen einzigen...

Bekommen tue ich den natürlich nicht.

Nicht mal in den nächsten Tagen.

Nicht mal in der Nacht, in der ich abreise und er müde zu Bett geht.

Von den Katzen haben ich mich schon verabschiedet, doch um kurz nach zwölf folgt auch er. Ich kann ihn nicht einfach so für eine ganze Wochen verlassen und in Allis' und González' Hände geben. Ich muss ihm doch wenigstens auf Wiedersehen sagen.

Ich bin recht müde, als ich in aller Mühe eine Schleife um das endlich fertige Fotoalbum binde. Es ist bis auf das letzte Blatt ausgefüllt und jetzt wo es fertig ist, bestimmt drei mal so dick, wie im Neuzustand. Relativ schwer ist es auch. Ich schiebe noch eine kleine Karte mit einem geschwungen geschriebenen Ich liebe dich zwischen Band und Buch und stehe langsam wieder von meinem Bett auf. Mein Koffer steht bereits unten. Es ist also nur noch Alexis, der mich von meiner Abreise abhält.

Ganz leise, auf Zehenspitzen und nur in Socken betrete ich sein Zimmer. Seit die Katzen da sind, sie seit gestern übrigens unten ihren eigenen Schlafplatz bezogen haben, hat er einen recht leichten Schlaf. Doch er liegt noch ruhig da, als ich einen Blick auf ihn werfe. Wie so oft wird sein Zimmer von dem nächtlichen Licht erhellt, was es mir um einiges leichter macht. Ich lege das Album auf die unbenutzte Bettseite und knie mich dann leise vor ihn. Vorsichtig hebe ich meine Hand an und schmiege sie gleich zwischen seine Haare. Wie sind so weich, wie eh und je. Ich muss lächeln. Er ist so wunderschön. Viel zu schön, als das man ihn nicht ansehen sollte. ,,Ich liebe dich.", verlässt es beinahe tonlos meine Lippen, die ich auch an seine Stirn schmiege, nachdem ich auch einmal über seine Wange gestrichen habe. Ich kann mich kaum von ihm lösen, so sehr genieße ich es, endlich mal wieder in seiner Nähe zu sein. Ich lege meine Lippen nochmal an seine weiche, warme Haut, fahre gleichzeitig sanft weiter über seine nackte Schulter. Präzise fahre ich mit meinem Daumen sein Schlüsselbein nach.

,,Mhh– Étienne.", haucht er aber stockend und natürlich entferne ich mich gleich von ihm. Seine dunklen Augenbrauen sind leicht zusammengezogen und seine pinken Lippen nun einen Spalt geöffnet, doch zumindest seine Augen sind noch geschlossen. Verdammt, ich wollte ihn doch nicht wecken. ,,Schhh, schlaf weiter. Alles nur ein Traum.", flüster ich besänftigend, hoffe darauf, er stört sich nicht wieder von mir. Er murrt leise. ,,Alles nur ein Traum.", flüstert er und rutscht automatisch mehr unter die Decke. Schwer schluckend erhebe ich mich. Er ist wie ein Engel. Warum ist das nur alles so kompliziert...

,,Ich bin ganz bald wieder da, Baby.", hauche ich schweren Herzens und schließe seine Zimmertür nahezu lautlos vom Flur aus. Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln, bevor ich in den Flur laufe, meine Schuhe und das Jackett anziehe und auch meine beiden Männer in Empfang nehme. ,,Denkt dran; ihr wisst nicht, wo ich bin oder was ich mache, nur dass ich in einer Woche zurück bin.", murmel ich und fühle tatsächlich ein wenig Nervosität in mir aufkommen. Er wird es mir übel nehmen, aber Unwissenheit wird ihm im Zweifelsfall nutzen. ,,Wenn er dich erreichen will–" ,,Wenn er es wollte – und ihr wisst, dass es wahrscheinlich nicht dazu kommen wird – soll er mich mittags anrufen. Wegen der Zeitverschiebung sollte das funktionieren.", murmel ich wenig hoffnungsvoll und betrete samt Gepäck die bereitstehende Limousine, die mich zum Flughafen bringen soll.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt