𝟑𝟗

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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Ich fühle mich unfassbar unwohl, als Étienne mich in ein großes Handtuch wickelt und mich an seiner Stelle auf den Stuhl setzt. Die letzten Male wollte ich das nicht. Ich wollte weder, dass er mir ein Handtuch umgibt, mich abtrocknet oder meine Haare föhnt. Jetzt habe ich Angst davor, ihm seine Taten auszuschlagen und er weiß das ganz genau. Augenblicklich fange ich an zu zittern, als er seine warme, aber sich so fremd anfühlende Hand an mein Kinn schmiegt und meinen Kopf leicht hochdrückt. In der anderen Hand hält er den Föhn. Er hat ihn direkt weggelegt, als ich meinen Kopf geschüttelt habe und mich von ihn abgewandt habe, diesmal lasse ich ihn aber einfach machen, als er den Anschluss in die Steckdose steckt. ,,Du musst nicht so verängstigt schauen.", haucht er währenddessen und streicht dann langsam –  für mich quälend langsam – über meine Lippen. ,,Ich tue dir doch nichts.", sagt er leicht lächelnd. Ich spüre das unangenehme Brennen in meinen Augen und schließe sie gleich fast vollständig. Ich fühle mich so erbärmlich.

Étienne seufzt leise und stellt sich hinter mich. Seine Hand liegt kurz an meiner Schulter und obwohl er kaum Druck mit dieser ausübt, fühlt es sich wie eine unglaubliche Last an. Beinahe so, als würde er mich erdrücken. Besser wird es nicht, als die warme Luft auf meinen Kopf strömt und er meine Haare mit seinen langen Fingern durchfährt. Ich fühle mich so eingeengt. Das alles ist zu viel! Mein Herz brennt beinahe so doll wie meine Augen. Nur in Mühe und Not kann ich ein klägliches Schluchzen unterdrücken, doch meine Tränen fließen, kaum drücke ich meine Augen zusammen, um für einen Moment alles zu vergessen. Sie hören gar nicht mehr auf, auf meinen Augen zu quellen. Die heißen Tropfen laufen über meine Wangen, bevor sie auf dem Handtuch abprallen, in das ich auch meine Finger kralle. Ich bin so auf meinen erbärmlichen Zustand konzentriert, dass ich das penetrante Vibrieren seines Handy erst dann vernehme, als Étiennes Hand und die Wärme des Föhns verschwinden. ,,Zieh dich wieder an, aber wehe du verlässt das Badezimmer.", murrt er und verschwindet, die Tür so stark zuschlagend, dass ich stark zusammemzucke. Ein Schreck fährt durch meinen Körper und sogar meine Tränen stoppen für einen Moment, kaum stehe ich aber auf und lasse mein Handtuch fallen, fange ich wieder an zu weinen. Meine Lippen presse ich weiter stark auf einander, ich will ihn nicht auf mich aufmerksam machen. Er ist ganz nah. Ich höre sein Gemurmel.

Ich sehe alles verschwommen und habe sogar ein paar Probleme damit, mir mein T-Shirt überzuziehen. Den Hoodie lasse ich links liegen. Ich will mich gar nicht bewegen und ihn mir anziehen. Ich will wieder ins Bett unter meine Decke.

Wimmernd lasse ich mich auf den Stuhl fallen und ziehe schnell meine Beine an meinen Oberkörper. Ich will das nicht mehr! Ich will mich nicht so schlecht fühlen.

,,Baby!", ruft Étienne und sofort stockt mein Herz. Er steht mit vor schreck offenem Mund in der Tür, kniet sich gleich vor mich hin. Sein Blick ist mit einen Mal wieder so weich und seine psycho Worte sind vergessen. Ich japse wimmernd nach Luft und kneife meine Augen voller Schmerz zusammen. Ich bin ein emotionales Wrack, ganz klar. ,,Schh-schh, mein Schatz.", haucht er und plötzlich fühle ich mich wieder unfassbar sicher. Ich weiß, wie falsch es ist – ich weiß es wirklich ganz genau – aber ich kann nicht anders, als mich laut schluchzend in seine Arme fallen zu lassen. Er keucht überrascht, schlingt seine Arme aber wie selbstverständlich um meinen Torso. Eigentlich will ich ihn doch gleich wieder von mir stoßen, aber ich kann es nicht. Ich will es nicht mögen jetzt in dieser Situation in seinen Armen zu lieben, aber ich tue es. ,,Was ist denn los?", fragt er. Den besorgten Ton bilde ich mir wahrscheinlich ein. Ich bringe immer noch kein Wort heraus und rutsche stattdessen kraftlos von dem Stuhl direkt auf ihn. Ich spüre sein schweres schlucken, bevor er meine Beine um seine Hüfte legt und wieder aufsteht. ,,Ich bringe dich zurück ins Bett, okey? Möchtest du schon etwas essen? Ich kann dir schnell etwas machen.", murmelt er und lässt mich kaum zehn Sekunden später auf mein Bett ab. Wimmernd schüttel ich meinen Kopf und rücke schnell wieder weg von ihm. Ich will nicht so abhängig von ihm sein, zögere aber trotzdem, als ich auch meine Hand aus seiner ziehe. ,,Soll ich dich alleine lassen?", fragt er, offensichtlich etwas unsicher.

Ich weiß es nicht!

Ich fange noch mehr an zu weinen. Ich weiß es wirklich nicht!

Ja, er soll hier bleiben, aber er soll es nicht!

Ich kneife meine Augen zusammen und kralle meine Hände verdammt verzweifelt in die Bettdecke. Nur unter Anstrengung krieche ich unter diese und wende mich weitestgehend von Étienne ab. ,,Ich kann einfach einen Moment hier bleiben.", haucht er leise und rückt die Decke noch etwas zurecht. ,,Darf ich dich berühren? Lass mich dich beruhigen.", bittet er und ich spüre, wie mein Herz schwer zu pochen beginnt. Ja, bitte berühr mich! Aber nicht zu viel! Ich will dir nicht verfallen...

Er ist ganz sanft, als er sich neben mich legt und ich zweifel meinen Verstand kurz an. Seine Worte von vorhin können doch nicht wahr sein. Er kann es nicht so gemeint haben!

Ich habe das Gefühl, mich dann aber wirklich relativ schnell zu beruhigen. Wäre ich alleine, hätte ich bestimmt noch eine Stunde geweint und mich selbst bemitleidet. So sehr mich Étiennes Berührungen auch wieder entspannen, rücke ich wieder von ihm weg, kaum sind meine Tränen getrocknet. Mein Herz schreit jetzt schon wieder nach ihm, was mich verrückt werden lässt. Ich will nicht so zu ihm stehen! Das hat er nicht verdient. Ganz und gar nicht...

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt