𝟕𝟎

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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,,Ich habe dir was mitgebracht.", sagt Étienne wenig später, seine Hand streicht noch immer durch meine Haare, so beruhigend, dass ich meinen kurzen Ärger wieder vergesse. ,,Echt?" ,,Natürlich.", nickt er und drückt mich langsam zurück nach hinten, ,,Bevor ich es dir gebe; darf ich dich küssen? Nur kurz." ,,W–Was?", frage ich erschrocken und überrascht zugleich, nicke dann aber auch gleich – ich habe ja nichts anderes gewollt – und lege meine Hände an seine Wangen. Glatt rasiert, das steht ihm so gut. ,,Ja?" ,,Ja.", nicke ich nochmal und setze mich minimal auf, um mich nicht zu viel strecken zu müssen. Doch er zieht mich stattdessen auf sein angewinkeltes Bein, drückt mich aber der Hüfte leicht nach unten, damit ich bequem sitze. Ich muss einmal nervös über meine Lippen lecken, bevor ich sie sanft auf seinen ablege. Es fühlt sich so heimisch und vertraut an. Wärme strömt durch meinen Körper und der kleine Tanz unserer Münder löst Glücksgefühle aus, die ich schon zu lange missen musste. Ein himmlisches Seufzen weicht über meine Lippen. Ich neige meinen Kopf, will etwas mehr von seinen weichen, plumpen Lippen schmecken. Dieser verführerische Geschmack breitet sich in meinem Mund aus und so vernarrt wie ich in den Mann vor mir bin, wird aus dem kurzen Kuss eine regelrechte Knutscherei. Schmatzend treffen unsere Lippen nach einer kurzen Atempause wieder aufeinander und diesmal bekomme ich auch wieder seine Dominanz zu spüren. Bestimmerisch beschlagt er meine Lippen, kneift leicht in meine Hüfte und drückt mich so nah an sich, dass ich seinen wilden Herzschlag vernehme. Ich muss grinsen. Mein Puls spielt genauso verrückt.

,,Danke.", schnurrt er, als wir uns endgültig voneinander trennen, ,,Ich habe das so vermisst." Ich lächel verstolen und drücke noch einen kleinen Kuss auf seinen Mundwinkel. Ich habe es auch vermisst. ,,Lass uns nach unten." Ich nicke leicht und lasse mich von ihm wieder nach unten tragen. Genussvoll schließe ich währenddessen meine Augen, nehme einen tiefen Atemzug seines angenehmen Duftes auf. Er trägt mich in den Salon, vorbei an Harry und González – oder Felipe? Ich weiß nicht recht, ob ich ihn so nennen mag – und somit hebe ich meinen Kopf wieder an. ,,Étienne?" ,,Ja?" ,,Harry und González... hatten sie mal was?", frage ich flüsternd, von meiner Neugier getrieben, während ich auf dem Boden herunter gelassen werde. Étienne's Augen huschen einmal in ihre Richtung und einen Moment lang ist er ruhig. Sein rechter Mundwinkel zuckt nach oben, bevor er leicht mit den Schultern zuckt. ,,Selbst wenn, sie wissen, dass das nicht toleriert werden kann." ,,Warum?", will ich wissen. Liebe ist doch was tolles, das sollte selbst in ihrer Welt anerkannt werden. ,,Gefühle könnten die Sinne trügen.", zuckt er nochmals mit den Schultern, ,,Ich würde es ihnen gönnen, aber in den höheren Kreisen ist so ein Thema kritisch." ,,Mhh...", nicke ich, kann aber keinen weiteren Gedanken daran lassen. Er lächelt leicht und damit sind die beiden anderen für den Moment vergessen. Er dreht sich kurz zu dem niedrigen Tisch, hält mir dann eine kleine weiße Tüte vor die Nase. ,,Sei' vorsichtig, es ist zerbrechlich.", bittet er leise und verwirrt und gespannt runzel ich die Stirn. ,,Okey." Ich grinse etwas aufgeregt. Meine Finger erhaschen einen gläsernen Kasten, den ich gleich aus der Tüte nehme. In ihm, auf einen kleinen elfenbeinfarbenen Seidenkissen hockt ein Kätzchen. Ich verstehe den Ort an dem wir sind sofort und aufgrund Étiennes Scharfsinn weiß ich auch, dass es so gewollt war. Das warme Licht der Morgensonne strahlt auf die Figur. Die einzelnen, verschieden gefärbten Mosaike nehmen es auf, brechen es und die Farben streuen sich auf meiner Haut. Wie ein kleiner Zauber werde ich in den Bann meines Geschenkes gezogen. ,,Wie schön.", hauche ich. Étienne lächelt stolz. ,,Ich hatte gehofft, es gefällt dir." ,,Hast du sie ausgesucht?", frage ich fasziniert und hebe das Kätzchen noch etwas an, damit ich jedes Detail erkennen kann. ,,Nicht wirklich.", sagt er leise, ,,Rosa hat sie mir mitgeben. Du solltest sie kennenlernen – wenn wir denn mal die Möglichkeit dazu haben." ,,Ist sie nett?" ,,Sehr sogar.", nickt er und lenkt mich auf eines der Sofas. Ich werde auf seinen Schoß gezogen und vorsichtig lenkt er meine Augen von meinen Geschenk weg, zu sich selbst. ,,Ich hatte nach unseren Geschäften noch ein langes Gespräch mit ihr...", erklärt er leise, ,,Über Freiheit und Wünsche und... Liebe." Ich nicke lediglich, da ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ich weiß ja nicht mal, was ich mir unter einem solchen Gespräch vorstellen soll. Er schluckt schwer und seine harte Miene, die ich bis jetzt zum Glück sowieso wenig aushalten musste, verweichlicht wieder. ,,Ich würde dich Jason treffen lassen–" ,,Oh Gott was?!", rufe ich schnell, springe voller Euphorie auf und beiße, ein riesiges Lächeln unterdrückend, auf meine Unterlippe. Ein Laut der Freude verlässt meinen Mund trotzdem und einen kleinen Freudensprung kann ich auch nicht verhindern.

,,Hör auf!", ruft er knurrend. In seinen Augen blizt es verdächtig und meine Freude ist wie in Luft aufgelöst. ,,Was?" ,,Hör auf.", bittet er und macht eine beschwichtigende Geste. ,,Ich komme mit und ich lasse Männer postieren. Hör zu; ich liebe dich und ich vertraue dir, aber du musst verstehen, dass–" ,,Dass du Angst hast, ich könnte etwas verraten.", nicke ich enttäuscht und schnaube leicht. Natürlich hat er das. Etwas anderes zu denken oder zu erwarten ist völlig absurd. ,,Das verstehst du oder?", fragt er und greift nach meiner Hand. Nein, ich verstehe es absolut nicht. Ich empfange ihn hier mit offenen Armen, küsse ihn, umarme ihn und fühle mich geborgen und geliebt wie am Anfang. Ich weiß, was er getan hat und tun könnte, wie er und seine Leute drauf sind. Ich lasse mich von allen rumschubsen, mir Vorschriften machen und nehme sie mittlerweile einfach so hin – und er redet von Liebe und Vertrauen, entschuldigt sich bei mir und gibt mir neue Hoffnung, nur um dann hinterrücks anzudeuten, dass er mir doch nicht vertraut?!

Ich nicke. ,,Klar." Ich schlucke all meinen Frust herunter, diese Enttäuschung und Unverständnis noch dazu. Ich sollte froh sein, dass ich Jason überhaupt sehen darf... Jetzt zu streiten würde mir das nur wieder kaputt machen.

,,Das ist gut.", lächelt Étienne, küsst meinen Handrücken schmeichelnd und streicht über die einzelnen Knöchel. Wie kann er jetzt wieder so zuckersüß sein? ,,Hast du schon gegessen?" ,,Nein.", erwider ich ehrlich, wissend, dass er mir nun sofort selbst etwas zubereitet oder aber zubereiten lässt.

Ohne Worte führt er mich in die Küche. ,,Was möchtest du essen?", möchte er wissen, doch ich zucke nur ratlos mit den Schultern. Er dagegen hat wie immer einen Plan, drückt mich auf einen der Hocker und beginnt mit seinem Werk.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt