𝟑𝟔

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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Leicht trommel ich auf den Lenkrad herum, passend zur Musik, und fahre mit etwas erhöhter Geschwindigkeit in die Straße herein, auf der der Zugang zu meinem Grundstück liegt. Per Fernbedienung lasse ich die Tore schon mal öffnen, den hohen Zaun kann ich schon von hier aus erblicken.

Mit einen Mal ist es aber mit meiner Ruhe vorbei. Ich biege auf den Hof ab, trete aber gleich mit voller Kraft auf die Bremse und stolpere völlig überstürzt aus dem Auto. Für einen Moment traue ich meinen Augen nicht, aber es ist ganz deutlich Alexis, der da leicht bekleidet und ohne Schuhe, mit panischen Blick nach hinten guckt und aus der Haustür geradewegs auf die kalten Steine spurtet. González gleich hinterher. Meine Augen weiten sich, als ich die Pistole in seinen Händen erkenne. Alexis schluchzt laut auf und rennt gleich schneller, während sein Blick wieder nach vorne schnellt. Er erkennt mich, stockt kurz, rennt dann aber geradewegs in das niedrige Beet, weg von mir. Durch meinen Körper pumpt sich Adrenalin. Er kann zwar nirgends hin, weil alles eingezäunt ist, dennoch reiße ich mich so schnell es geht aus meine Schockstarre und renne dem Jüngeren hinterher. ,,González nimm die scheiß Waffe runter oder ich sorge dafür, dass du nie wieder eine halten kanns!", schreie ich dem Mann zu, der die selbe Richtung einschlägt. Wennn er meinem Jungen weh tut, kann er sich einen neuen Job suchen!

,,Alexis bleib stehen!", rufe ich dem Jüngeren zu. Ich bin ihm schon gut auf den Fersen und das weiß er auch, doch er denkt nicht mal daran stehen zu bleiben. Nur in der kurzen Hosen und den großen, im Wind flatternden T-Shirt erkämpft er sich einen Weg durch die dichten Sträucher und Bäume, die den Hof und den Garten normalerweise voneinander abtrennen sollen. Alexis schafft es aber bis auf den penibel gemähten Rasen. Hektisch atmet er und sieht mich verschreckt an. ,,Verdammt, was geht in dir vor?!", zische sauer und wage einen hektischen Sprung auf den schmalen Jungen. Ich stürze ihn zu Boden. Es passiert wie in Zeitlupe. Mit dem Gesicht vorran, knallt er auf dem Boden und ich auf ihn. Ein schmerzhafter Schrei erschüttert mein Mark. Panisch, aber mir festen Griff, damit er mir nicht entwischt, drehe ich ihn auf die Rücken. Sein Kinn ist aufgeschürft. Nicht allzutief, aber dennoch ist er verletzt. ,,Was soll das?", atme ich schwer aus. Eine Träne rollt über langsam über seine roten Wange, bevor er laut schreiend um sich schlägt und tritt. ,,Verdammt beruhigt dich!", schreie ich zurück und ziehe ihn so schnell es mit diesem zappelnden Jungen geht zurück ins Haus. Auch wenn die Nachbarn etwas weiter weg sind, will ich keine Aufmerksamkeit erregen.

Knurrend und von Wut getränkt knalle ich ihn auf das Sofa und vergesse für einen Moment sogar die Cache Liebe, die ich für ihn empfinde. Ich bin wütend und enttäuscht. So wütend, dass ich meine Faust so schnell und hart gegen das Polster neben ihn schnellen lasse. Er zuckt schrecklich zusammen und macht sich ganz klein.

,,Pouh– gut! Du hast ihn–" ,,Fahr mein Auto in die Garage und verschwinde! Ich will heute niemanden mehr hier sehen!", rufe ich González entgegen und schubse ihn unsanft aus dem Wohnraum heraus. Die bloße Präsenz seinerseits bringt mich zum brodeln. Nicht nur seine, jeder Person würde mich gerade stören! ,,Ist gut.", nickt er, wirft so gut es geht einen Blick zu Alexis und schlürft aus dem Haus. Was genau passiert ist, wird er mir morgen berichten, aber gerade kann ich ihn nicht mehr sehen. Ich bin unfassbar sauer auf ihn. Er hat eine Waffe auf Alexis gerichtet! Aber ich bin auch sauer auf Alexis. Er wollte abhauen...

,,Du wolltest abhauen.", murre ich enttäuscht und drehe mich zurück zu dem Jungen, der stumm vor sich hin weint. Lediglich sein unregelmäßiger Atem ist zu hören. ,,Geh nach oben.", sage ich dann, enttäuscht von seinem Verhalten. ,,Étienne-" ,,Geh nach oben! Verschwinde mir aus dem Augen! Ich will dich nicht mehr sehen, bis ich das Abendessen fertig habe!" Wie ein aufgeschrecktes Reh springt er auf und rennt nach oben. Ich brauche einen Moment. Einen Moment, um meine Wut abzulegen. Einen Moment um zu realisieren, dass mir Tränen in den Augen Augen stehen.

Wütend, diesmal auf mich selbst, stampfe ich in die Küche, knalle alle Zugänge zu dieser zu und stütze mich schnell mit zitternden Händen auf der Kücheninsel ab. Mein ganzer Körper bebt unruhig und ich fühle mich so unfassbar schrecklich. Dreckig und gemein. Er will weg von hier. Ich bin eine schlimme Person.

Ich fühle mich wie ein Monster, als ich anfange zu kochen. Nur etwas kleines. Nur etwas, damit Alex sich wohler fühlt. Ich habe ihn innerlich verletzt und jetzt auch noch äußerlich. Er soll mich nicht auch als Monster sehen.

Meine Stimmungsschwankungen verwirren mich.
Ich hätte ihn gerade noch umbringen können, obwohl ich ihm eigentlich nicht mal ein einziges Haar krümmen will. Jetzt will ich ihn einfach wieder in den Arm nehmen.

Mit schweren, langsamen Schritten gehe ich nach oben. Einen Teller in der einen Hand, eine Wasserflasche in der anderen. Ich bin nervös, als ich die Tür zu seinem Zimmer öffne, muss aber gleich feststellen, dass er schläft. Ausgelaugt liegt er auf dem Bett. Leblos, beinahe sie eine Leiche. Analytisch blicke über seinen Körper, will sehen ob er noch irgendwelche Verletzungen hat und muss tatsächlich feststellen, dass eines seiner Handgelenke ungesund angeschwollen aussieht. Was tue ich dieser reinen Seele hier nur an?

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt