𝟔𝟐

305 25 1
                                    

𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
┍━━━━━━━━━━━༺❁ུ۪۪⸙༻━━┑

Gerade aufgewacht strecke ich mich ausgiebig und rolle mich zurück auf den Rücken. Eigentlich war ich schon vor zwei Stunden wach und wollte nach den Katzen sehen, doch da sie schon mit dem Katzenklo in der Abstellkammer bekannt sind, dachte ich, ich könnte noch etwas schlafen. Jetzt sollte ich aber wirklich nach den beiden Schätzen gucken und irgendwie freue ich mich ja auch darauf. Mir einem kleinen Lächeln schlage ich die Decke zur Seite und laufe nach unten.

,,Morgen."

,,González!", rufe ich erschrocken und japse nach Luft, doch so flink wie er ist, presst er seine Hand auf meinen Mund, bevor ich ein weiteres Wort aussprechen kann. ,,Allis schläft.", zischt er, ,,Wag es ja nicht, ihn wach zu machen!" Ich nicke schnell, auch wenn mich diese aufgesetzte Aggressivität verunsichert. ,,Ich wollte die Katzen füttern.", nuschel ich unverständlich gegen seinen Handteller und hoffe, das er mich einfach loslässt. Stattdessen lockert er seinen Griff lediglich etwas. ,,Ich trage ihn ins Gästezimmer, aber selbst wenn er da aufwacht, werde ich sauer.", murrt er, dabei scheint er eindeutig zu vergessen, dass man auch von selbst wach werden könnte. ,,Ist gut.", stimme ich dennoch zu. Ich bin sowieso nicht laut. Den Kratzbaum für die Katzen kann ich im Wohnzimmer aufbauen, da hört er dann nichts und kann, warum auch immer, schlafen. Er nickt leicht und lässt mich los. Mit schweren Schritten geht er zurück in den Salon, von wo er anscheinend gekommen ist. Ich folge ihm mit leisen Schritten, immerhin schlafen Soleil und Lune dort. Bevor ich die beiden Schätze betrachte, fällt mein Blick auf Harry, der unter zwei Decke auf dem Sofa liegt. González selbst streicht kurz sehr sanft über seine Wangen, bevor er seine Hände zum einen unter seine Kniekehle und unter seinen Rücken schiebt. So trägt er ihm aus dem Raum trägt und würdigt mir auch keinen weiteren Blick. Gut... warum auch nicht.

Vorsichtig knie ich mich vor das Körbchen der Katzen und streiche beiden einmal über die Nase, um sie richtig wach zu machen. Sie sind es schon, aber noch etwas verschlafen. ,,Guten Morgen, meine kleinen Prinzessinnen.", begrüße ich sie leise und hebe sie dann aus dem warmen Bettchen heraus. ,,Ich mache euch schon mal etwas zu essen, mh.", murmel ich und führe sie in die Küche. Wie so oft versuche ich sie an ihre einzelnen Näpfe zu locken, damit sie der jeweils anderen nichts klauen. Funktionieren tut das noch nicht wirklich, aber da lasse ich mir noch etwas einfallen.

Ich bereite mir und dem beiden Kätzchen etwas zu essen zu, bevor ich mich mit dem riesigen Paket, in dem der Kratzbaum noch verstaut ist, ins Wohnzimmer begeben. Lune und Soleil lasse ich derweil einfach frei herumtollen. Sie hätten sich schon viel eher in den Garten verwirren sollen. Damit hätten sie mit einiges an Einsamkeit erspart.


༺❁ུ۪۪⸙༻

Ich fühle mich unfassbar dämlich, als ich erst gegen Nachmittag mein Bett aufschüttel und mir ein dickes Buch entgegen kommt. Wie konnte ich es vorher nicht bemerken?

,,Ich liebe dich."

Ich habe es mir nicht eingebildet. Ich habe nicht einfach nur komisch geträumt, richtig? Sonst wäre dieses Ding ja gar nicht hier!

,,Schhh, schlaf weiter. Alles nur ein Traum."

Nein, es war sicher kein Traum. Auch wenn ich erst darauf beharrt habe, bin ich mir jetzt sicher. Anders würde sich das Album auch gar nicht erklären lassen! Grübelnd lasse ich mich auf das Sofa fallen und schiebe die kleine Karte hervor die mit dem Band mehr oder weniger fixiert ist. Ich liebe dich steht auf ihr. Mein Herz setzt kurz aus, wie immer wenn ich diese besonderen Worte von ihm empfange, und schwer schluckend öffne ich die Schleife. Irgendwie fühle ich mich so bedrückt, dabei ist das hier wahrscheinlich einfach nur ein weiteres Geschenk. Nichts besonderes und nur da, damit ich ihm wieder Aufmerksamkeit schenke!

Doch mir wird schon bei der ersten Seite ganz anders. Meine Eltern lächeln mir auf einem ausgedruckten Bild glücklich entgegen. ,,Was zur–?", hauche ich überrascht und überfordert. Das Foto kommt mir bekommt vor, aber ich kann es nicht zuordnen. So sahen sie nicht aus, als wir sie gesehen haben. Sicher nicht. Aber woher kenne ich es dann? ,,Man...", seufze ich frustriert und blättere eine Seite weiter und damit fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Das Bild kenne ich ganz sicher! Und woher? – ausgerechnet von meinem Handy!

,,Harry!", rufe ich laut und stürme nach unten. ,,Harry!", aufgeregt springe ich zwischen ihn und González, eigentlich beinahe halb auf ihn. ,,Harry! Guck dir das an!", grinsend schiebe ich ihm das Fotoalbum zu. ,,Mh?–" ,,Das sind bestimmt alle Fotos von meinem alten Handy! Alle ausgedruckt! Und guck–", aufgeregt schlage ich ein paar Seiten weiter, ,,Alles sortiert und in chronologischer Reihenfolge!" ,,Das ist doch... schön, oder?", fragt er verwirrt und zieht mich mit einem Griff um meine Schultern etwas näher an sich. Selbst González riskiert einen Blick auf meinen Schoß und runzelt seine Stirn leicht. ,,Aber ich habe es nicht gemacht... ihr bestimmt auch nicht, also muss es ja von Étienne sein. Dafür spricht auch die Karte–" ,,Ja, es war Bonnet und jetzt?", murrt der Bärtige leise und lehnt sich genervt Luft ausstoßend wieder zurück. Meine Augen huschen überrascht und hektisch zu ihm. Dieses gefühlslose Getue ist doch schrecklich! ,,Und jetzt? Warum tut er das?!", zische ich böse funkelnd und wende ihm nun ganz den Rücken zu. ,,Warum hat er das gemacht?", will ich von Harry wissen. Mit ihm kann man deutlich besser reden, doch diesmal zuckt selbst er unwissend mit den Schultern. ,,Um dir eine Freude zu machen?", fragt er leise. ,,Freude? Ich will, dass er mich in Ruhe lässt!", erwider ich und schüttel entgeistert den Kopf. Von wegen Freude! Er bringt alles durcheinander! Immer und immer wieder!

,,Hör mal Alex, Étienne musste für eine Woche aus dem Land, er lässt dich also durchaus in Ruhe.", schluckt er schwer und tätschelt meinen Hand leicht, ,,Er will dir bestimmt einfach nur wieder ein bisschen Freude bereiten." ,,Wie meinst du? Er ist weg?", frage ich verwirrt. Hat er sich in der Nacht etwa von mir verabschiedet? War er deswegen bei mir? Er hätte mir sagen sollen, dass er weg geht. Er hätte mich wenigstens richtig verabschieden können. Eine Umarmung vielleicht...

Vorsichtig schmiegt er seine Hand an meinen Hinterkopf und drückt mich an seine Brust. ,,Er kommt so schnell wie es geht wieder, okey?" ,,Ja aber warum ist er überhaupt weg? Ich meine–" ,,Alex, ich weiß nicht, was er da macht oder machen muss, aber du musst dir keine Sorgen machen.", versucht er mich zu besänftigen und streicht sachte über meinen Haarschopf. ,,Allis, musst du ihn so bemuttern?", lacht González aber gleich verächtlich und steht schnaubend auf. ,,Yah González–" ,,Klappe, ich bin kurz draußen.", schneidet er dem anderen das Wort ab und stampft schnell aus dem Raum. Sogar die Katzen schrecken wegen ihm auf!

,,Was eine Zicke.", verdreht Harry die Augen und schnalzt leicht mit seiner Zunge, bevor er mich nochmals enger an sich zieht. ,,Das Album ist total süß gemacht. Er hat sich so viel Mühe gegeben.", haucht er leise und stimmt mich damit sogleich nachdenklich. Ja, natürlich ist es das, aber genauso stößt es mich zurück in meinen Zwiespalt der Gefühle. Ich schlucke unzufrieden und drücke meinen Kopf fest an seinen Arm. ,,Wir bleiben für die Woche hier, dann bist du nicht so alleine." ,,González auch?" ,,Ja, er auch, aber keine Sorge, ich bringe ihn schon dazu, dass er etwas netter ist.", sagt er leise. Sanft fährt er über meinen Arm, malt kleine Kreise und Muster und lässt mich für einen Moment wieder die unendlichen Gedanken an Étienne vergessen. Nur für einen Moment.

┕━━━━━━━━━━━༺❁ུ۪۪⸙༻━━┙

i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt