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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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Es dauert noch eine ganze Weile, bis die weinenden Laute des Jungen verstummen und er wieder vollkommen normal atmen kann. Zum Glück passiert es aber überhaupt. Mein Herz fühlt sich so schwer an, wenn ich bloß daran denke, dass er leidet.

,,Alexis, du musst dich ausruhen, ja? Du sagtest du bist in meinem Zimmer; mach die Jalousien runter und versuch etwas zu schlafen." ,,Aber ich–" ,,Versuch es!", bitte ich deutlicher, versuche aber gleich darauf ihn noch etwas zu locken, ,,Du bekommst eine Belohnung dafür, okey?" Er schluckt zwar schwer, stimmt mir aber brummend zu. ,,Alex?", setze ich darauf wieder zum Reden an. ,,Ja?" ,,Wenn ich wieder da bin, reden wir bitte.", bestimme ich sanft und warte geduldig auf seine Antwort. ,,Oh... j–ja... können wir machen...", gluckst er recht unsicher, legt sich kurz darauf den Geräuschen nach zu urteilen wieder hin und zieht die Decke über sich. ,,Schlaf gut." ,,Danke.", murmelt er noch und damit ist unser überraschendes Gespräch beendet. Seufzend stütze ich meine Unterarm auf meinen Schenkeln ab und schließe kurz einen Moment scharf nachdenkend meine Augen.

Belohnung... – Allis!

,,Bonnet, was gibt's?", fragt er. Ein Glück nimmt er die Anrufe fast immer sofort an. ,,Alex hat mich gerade weinend anger–" ,,Oh Gott, er weint? Das haben wir gar nicht mitbekommen!", ruft er aufgebracht. ,,Deswegen sollt ihr zwischendurch die Kameras checken!", erinnere ich ihn leise und schüttel meinen Kopf. ,,Nein! Ich respektiere das bisschen Privatsphäre, was der Junge noch hat!" ,,Weswegen ich eigentlich anrufen; ich habe ihn schlafen geschickt, anscheinend hat er nämlich keine Auge zubekommen, und weil er auf mich gehört hat, soll er eine Belohnung bekommen." ,,Oh.", macht er überrascht, ,,Und an was hast du gedacht?" ,,Naja...", murmel ich und beiße mir auf die Unterlippe. Ich kann ihn schlecht nochmal seine Eltern sehen lassen, denn ich habe Angst, dass Allis dabei verweichlicht. Manchmal habe ich das Gefühl, er fühlt sich für meinen Jungen verantwortlich. Beinahe wie ein großer Bruder.

,,Ich weiß nicht – geh mit ihm shoppen oder ins Kino." Er gibt einen zustimmenden Laut von sich. ,,Ja, das lässt sich bestimmt einrichten." ,,Aber denk dran–" ,,Man soll ihn nicht unbedingt erkennen, ich weiß, Bonnet." Ein Knurren weicht über meine Lippen. Diese elenden Unterbrechungen! Bei Alexis kann ich damit ja noch klar kommen, bei meinem Vater auch, aber definitiv nicht bei Leuten wie Allis! ,,Er soll sich bei mir melden, wenn wieder was ist.", ergänze ich schlussendlich, bevor ich auch dieses Gespräch beende und mich für einen Moment mit einem dicken Grinsen zurück lehnen muss.

Ich liebe dich.

Gott, wie sehr habe ich diese Worte vermisst. Wie gerne hätte ich ihn dabei angesehen, seine süßen, rosigen Wangen berührt und ihn wieder geküsst. Dieser Junge hat wirklich ohne Rücksicht mein Herz an sich gerissen und obwohl das vollkommen gegen meinen anfänglichen Plan spricht, bin ich nicht mal mehr sauer auf meine Gefühle. Ich meine, wie kann man sich auch nicht in ihn verlieben?! Damit wir wieder richtig glücklich sind, muss ich nur sein Vertrauen wieder für mich gewinnen. Ich muss den Bluff auflösen, ihn wieder freier und ohne große Einschränkungen leben lassen. Er sollte seine Familie sehen und auch seine Freunde.

Schwer schluckend raufe ich meine Haare und erhebe mich dann wieder. Ich hoffe nur, er wird mich und meine Leute nicht verraten... Dieses unfassbare Risiko, was ich wegen ihm eingehen würde. Verdammt, liebe macht nicht nur blind sondern ich auch dämlich.

Mit schweren Schritten laufen ich zurück in den Raum und lenke mit einem lauten Räuspern die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf mich. ,,Wir vertagen das Gespräch. Ich lasse Sie diesen Monat noch zu mir einfliegen, aber gerade ist mir die Lust vergangen.", sage ich, lasse meine Hände dabei in meine Hosentaschen gleiten und nicke einem meiner Männer zu, damit er den Hubschrauber schon mal kommen lässt. ,,Aber Mister–" ,,Keine Diskussionen!", seufze ich und stampfe weiter in meine Suit. Alexis hat es ganz in meinen Kopf geschafft. Gerade dreht sich alles nur noch um ihn. Jeder einzelne Gedanke.

Ein Klopfen ertönt. ,,Mister Bonnet.", Dalle, einer der neusten Rekruten, steckt seinen Kopf vorsichtig durch die Tür. ,,Ja?" ,,Die Herren sind nicht sonderlich erfreut.", sagt er leise und schaut mich unsicher an. ,,Na und? Lass sie sich ärgern. Die Sicherheitsmänner zerren sie im Notfall vom Boot." Er nickt leicht und sieht mich fragend an, ,,Haben sie noch einen Wunsch?" ,,Nein, aber bleib vor der Tür stehen, bis die da weg sind. Danach kannst du in dein Zimmer." Er nickt zustimmend und will sich schon wegdrehen, da fällt mir etwas ein. Ich hebe meine Hand leicht an, damit er noch einen Moment bleibt. Er versteht gleich und stellt sich nun endlich auch wieder aufrecht hin. ,,Morgen suchst du dir übrigens dein Auto aus.", erinnere ich ihn, ,,Aber vorerst wirst du mich begleiten." ,,Jawohl Sir.", sagt er schnell, nickt sogar und zieht die Tür hinter sich zu, sodass ich mich auf dem Bett niederlassen kann.

Sonderlich spät ist es noch nicht. Normalerweise wäre ich noch länger wach, aber jetzt will ich das nicht. Ich werfe einen letzten Blick auf mein Handy, auf Alexis, bevor ich mich bettfertig mache und meinen Körper unter der vergleichsweise dünnen Decke verdecke. Ich müsste mir eigentlich weniger Sorgen um meinen Geliebten machen. Diese Reise hier hat immerhin einen geschäftlichen Sinn. Und trotzdem kommt mein vernarrtes Gemüt nicht darum herum, sogar mit dem Gedanken zu spielen, neben Dalle auch Alexis ein Auto zu besorgen. Vielleicht wird er es als ironisches Zeichen aufnehmen, immerhin habe ich ihm seine uneingeschränkte Freiheit genommen und komme dann mit einem Auto um die Ecke, aber ich will damit eher besiegeln, dass ich ihm mein Vertrauen erneut schenken will, wenn er mir das gleiche entgegen bringt. Er hätte die Möglichkeit, sich frei zu bewegen. Ich könnte ihn nicht mehr festhalten.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt