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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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,,Alexis-", haucht Harry bitter enttäuscht. Ich wage es nicht mal ihn anzusehen, so verletzt hört er sich an, doch das kann ich auch gar nicht. Étienne packt meinen Arm und drängt mich gleich wieder ins Innere dieses verfluchten Hauses. ,,Was fällt dir ein, mh?!", ruft er sauer, doch seine Stimme klingt, genauso wie vorhin einmal kurz, verzweifelt und unzufrieden. Schmerzvoll fest schlingt er seine Hand und meinen Hals und reißt mich ohne Umschweife mit sich mit. Adrenalin pumpt durch meinen Körper, für einen Moment spiele ich sogar mit den Gedanken, mich von ihm losreißen zu wollen und meiner Flucht noch eine Chance zu geben, aber dann würde ich wahrscheinlich mit meinem Leben spielen. Der wenige Sauerstoff in meiner Lunge wird von dem Älteren so abgedrückt, dass ich kaum noch vernünftig atmen kann. Röchelnd stolpere ich ihm hinterher. ,,Ich dachte, ich hätte mich klar und deutlich ausgedrückt, als ich davon sprach, dass auch dein Verhalten Konsequenzen mit sich bringt!", schreit er. Mir wird schlecht und schwindelig zugleich. Mein Herz rast, drückt unangenehm gegen meine Brust und flehend greife ich nach seinem Arm. Er soll mich los lassen! Meine Hände zittern wie verrückt, um Halt zu finden kralle ich sie regelrecht in Étiennes Haut. ,,Du hast es dir eindeutig verspielt!", ruft er in einer markerschütternder Stimmlage und lässt die Tür meines Zimmers, die er schwungvoll aufreißt, ungehemmt gegen die Wand knallen. ,,Ich sags dir Alexis, alles würde ich für dich tun! Alles, kapierst du! Und du elendes Stück wagst es immer noch von hier abhauen zu wollen!", spukt er mir wütend entgegen und drückt meinen Körper gewaltvoll auf das kleine Sofa. Für einen Moment glitzern Tränen in seinen Augen, doch sie strahlen schnell wieder pure Wut aus. Hass und Abneigung. Enttäuschung.

Ein böses Knurren weicht über seine hart aufeinander gepressten Lippen, ehe er tatsächlich mit Nachdruck von mir ablässt und das Zimmer verlässt – mich einschließt.

Sofort schießen Tränen in meine Augen, die vorher nicht mehr als einen nervigen und ätzenden Schleier über meine Sicht gelegt haben. Lange dauert es nicht, bis sie über meine Wangen rollen und auf meinen Händen und der Hose zerplatzen. Ich schluchzen kläglich auf. Wie konnte ich auch nur daran denken, es wäre eine gute Idee? Vollkommen ungestärkt und so undurchdacht! Ich habe doch ganz genau gehört, dass Harry und dieser González hier sind, ich hätte darauf warten müssen, wieder alleine mit Étienne zu sein! ,,Verdammt!", bringe ich seit viel zu vielen Tagen das erste Wort über meine Lippen. Es fühlt sich beinahe falsch an zu sprechen, als würde ich gegen meine eigenen Prinzipien verstoßen. Meine Stimme hört sich sowieso nicht mehr schön an. Kratzig und krank. Schwach. Ich will nicht sprechen. Ich will hier weg, weg von dem bösen Étienne.

,,Mitkommen!"

Ein Schreck fährt durch meinen Körper und völlig aus der Bahn geworfen schnellt mein Blick zu Étienne hoch. Sein gewohntes Abbild breitet sich vor mir aus. Stoffhose und weißes Hemd, gemachte Haare und Lackschuhe – doch mein Herz gefriert, als ich auf seine Hand schiele. Eine Waffe, eine Pistole, eine echte Waffe!

Was hat er vor?!

Panisch presse ich Luft zwischen meine Lippen und drücke mich ungewollt tiefer in das Polster, auf dem ich anscheinend Stunden lag vor mich hin gestarrt habe – der Geruch von Mittagessen steigt in meine Nase.

,,Ich sagte mitkommen, oder soll ich dir Beine machen?!", faucht er aggressiv. Mein Körper reagiert schneller, als das ich seine Worte wahrnehmen kann und so springe ich auf. Grob packt er mein Handgelenk und zieht mich auf den Flur, dort legt er aber den kurzen Lauf der Pistole an meinen Rücken. ,,Ins Büro.", haucht er bedrohlich leise. Meine Schweißdrüsen fangen an zu arbeiten und hektisch schnappe ich nach Luft. Es ist aussichtslos. Er wird mich abknallen, mich eiskalt umlegen, mir das Leben nehmen, dafür sorgen, dass ich meinen letzen Atemzug nehme! Ja, verdammt!

Ich setze mich in Bewegung, weiß aber gar nicht, wie ich das schaffe. Alles zittert, jeder einzelne Muskeln. Meine Beine fühlen sich viel zu wackelig an. Ängstlich und mit beiden Händen greife ich nach dem Treppengeländer, welches durch meine schwitzigen Hände aber ganz rutschig wird. Todesangst schwirrt in meinen Gedanken herum. Ich wage es nicht meinen Blick von meinen Füßen anzuheben. Büro hat er gesagt. Ins Büro sollen wir.

,,Knie dich hin.", fordert er und entledigt mich zu meiner Erleichterung von dem Druck des Pistolenlaufs an meinen Rücken, ,,In meine Richtung." Ohne auch nur zu zögern gehe ich seinen Worten nach. Ich will leben. Ich habe nicht richtig nachgedacht, als ich meinte mein Lebenswille geht verloren. Er soll mich nicht umbringen, ich will wirkich weiter leben!

,,Hände auf den Boden.", sagt er mit unheimlich ruhiger Stimme. Ich traue mich nicht ihn anzusehen, meine Augen tränen noch, aber die Waffe sehe ich deutlich vor meinek Kopf baumeln. Sie ist nicht auf mich gerichtet, ein Glück. Ich will nicht immer so schwach sein, auch wenn ich gegen ihn in keinem Fall eine Chance haben. Vorsichtig lehne ich mich etwas vor und stütze mich mit meinen Hände, die Finger breit voneinander abgespreizt, auf dem Boden ab. Étienne regiert sofort darauf und stellt sich ohne Rücksicht mit seinem ganzen Körpergewicht auf meine Hände. Mein Mund verzieht sich schmerzvoll, doch ich kämpfe gegen jeden möglichen Laut an. Ich will ihm keinen Erfolg vermerken lassen.

,,Brav – und jetzt sieh mich an. Mach deinen hübschen Mund für mich auf." Wie im Zeitlupe wage ich es meinen Kopf anzuheben, doch dieser eiserne, kalte Blick lässt mich augenblicklich Tränen vergießen. Nur zögerlich trenne ich meine trockenen Lippen voneinander. Heute morgen war er doch noch so liebevoll...

Langsam betastet seine freie Hand mein Gesicht. Zwei Finger gleiten in meinen Mund und mit einem langgezogenen Seufzen drückt er meine Zunge mit ihnen nach unten. Einen Moment verweilt er so, starrt mir dabei beinahe in die Seele. Dann aber tauscht er seine Finger ruckartig aus und panisch kneife ich meine Augen zusammen.

Der Geschmack des kalten Metalles breitet sich binnen Sekunden in meinem Mund aus, dennoch versuche ich den Mann durch meine verschwommene Sicht anzusehen und traue mich derweil kaum meiner flachen Atmung nachzugehen. Er sieht belustigt aus, drückt den Lauf weiter in meinen Mund und tritt stärker auf meine Hände, die schon unangenehm schmerzen.

,,Ich gebe dir eine letzte Chance artig zu sein.", haucht er kühl und streicht kurz durch meine ungemachten Haare, ,,Nimm sie an, oder mach dich darauf gefasst, dass ich dir den Schädel wegblase. Hast du verstanden?!" Ich versuche die unfassbare Angst herunterzuschlucken und nicke sachte. ,,Ich hoffe du meinst es so ernst wie ich!", zischt er und zieht den Pistolenlauf ruckartig wieder aus meinen Mund. Grob wischt er sie an seiner Hose ab, stößt mich dann zur Seite und setzt sich seelenruhig wieder auf den ledernen Stuhl, während ich kläglich versuche meine Tränen und wimmernde Laute zu unterdrücken. ,,Wir wollen dein schönes Gesicht doch nicht so verunstalten.", seufzt er leise.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt