𝟑𝟎

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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Müde und mit einem unangenehmen Ziehen im Unterleib öffne ich die Augen. Die starken Sonnenstrahlen, die ins Schlafzimmer scheinen, haben mich geweckt. Die digitale Uhr zeigt schon elf Uhr an und seufzend drehe ich mich zur Seite. Wie erwartet liegt Étienne nicht neben mir. Das Kissen ist schon aufgeschüttelt und auch die zweite Decke, die wir nicht benutzen, liegt ordentlich da. Schade eigentlich, aber ich weiß ja, dass er nicht lange schlafen kann.

Mühselig setze ich mich auf und schlage die dünne Decke von meinen nackten Körper. Ich habe mich zwar dagegen gewehrt, etwas anzuziehen, weil mir so warm war, jetzt könnte ich aber doch etwas von dem wärmenden, schützenden Stoff vertragen. Aus Angst, einer von Étiennes Leuten könnte hier herum laufen, obwohl sie ja eigentlich doch nie hier oben sind, werfe ich mir mein Hemd von gestern über und husche schnell in mein Zimmer. Allerdings ziehe ich mir nur eine Boxershorts und einen angenehm dicken Pullover über, bevor ich mir die Zähne putzen, mein Gesicht waschen und eincremen und dann nach unten gehe. Sofort mache ich mich auf die Suche nach Étienne, der aber - wie ich erfahre, nachdem ich durch die vielen Räume geschlichen bin - weder im Büro, noch in der Küche oder im angrenzenden Wohnraum ist. Allerdings ist die Tür zum Salon geschlossen und damit glaube ich zu wissen, wo er ist. Stören tue ich ihn lieber nicht, gehe stattdessen wieder in die Küche.

Die Minuten verstreichen quälend langsam und ich beiße auch eher lustlos immer mal wieder in mein Toast. Irgendwie bin ich so kaputt von gestern, dabei hatte ich so viel Spaß, dass ich eigentlich voller Lebensfreude sein sollte. Seufzend schiebe ich den Teller etwas zurück, lasse mein halb aufgegessenes Brot dort liegen und schleiche ins offene Wohnzimmer. Von hier kann ich nicht nur in den wunderschönen, aber auch verdammt riesigen, Garten sehen, sondern habe gleichzeitig die große Flügeltür zum Salon im Blickfeld. Um mir die Zeit zu vertreiben, starre ich aber auf den grünen Rasen und beobachten den sachten Wind, der sich in den Bäumen und Sträuchern wiegt.

Doch Étienne lässt sich erst nach einer Stunde, in der ich beinahe wieder einnicke, blicken. ,,Alex.", sagt er auch gleich überrascht und spurtet auf mich zu. Hinter ihm treten vier Männer aus dem Raum, denen ich aber kaum Beachtung schenke. Stattdessen hocke ich mich aufrichtig auf das Sofa und hebe meine Arme an, um den Älteren zu umarmen. ,,Hey.", flüster ich müde. ,,Ist alles in Ordnung? Du siehst echt kaputt aus.", haucht er und hebt mich sogar hoch, sodass ich meine Beine um seinen Oberkörper schlingen kann. ,,Ich bin auch wirklich tot.", murmel ich, ,,Und wegen dir tut mein Po weh." ,,War ich zu hart?", schmunzelt er und drückt mich etwas enger an sich. ,,Nein, alles gut.", erwider ich sofort. Ich habe ja schließlich darum gebeten. Der leichte Schmerz ist aber sowieso schon wieder vergessen, hier in seinen Armen. Glücklich lege ich meinen Kopf zur Seite und lächel leicht. ,,Du bist so schön warm.", murmel ich zufrieden. ,,Dafür sind deine Beine recht kalt. Willst du nicht lieber unter eine Decke?" ,,Wenn du bei mir bleibst.", stelle ich Bedingung. ,,Dann musst du wohl mit ins Büro. Ich muss etwas arbeiten.", murmelt er. Ich habe fast schon mit dieser Aussage gerechnet und nicke zustimmend. Solange er bei mir ist, kann er meinetwegen sogar arbeiten.

Der Ältere lässt mich auf dem Sofa ab und legt die flauschige Decke gleich über meinen Körper. ,,Ich hole dir dein Handy. Brauchst du sonst noch was?", fragt er liebevoll und streicht über meine Wangen. ,,Vielleicht was zu trinken." ,,Mh-hm ich mache dir Tee." ,,Eistee?", frage ich hoffnungsvoll und schiebe bittend meine Unterlippe vor. ,,Wenn wir welchen haben, ja.", schmunzelt er und steht wieder auf. Ich fühle mich für einen Moment beinahe schlecht, dass ich ihn von der Arbeit abhalte, nur um die Sachen zu kriegen, die ich gerne hätte, aber er hat es schließlich selbst angeboten.

,,Hier, Baby. Und dein Brot habe ich auch. Du solltest es aufessen.", sagt er. Zwei Flaschen überreicht er mit, genauso wie den Teller, mein Handy und zwei Bücher, um die ich ihn gar nicht gebeten habe. Zum Lesen ist mir eigentlich auch nicht zumute, dennoch schlage ich zumindest eines der beiden auf. ,,Tien Tien, was ist das?", frage ich verwirrt. In dem Buch sind lauter Fotos, von unfassbar schönen Orten abgedruckt, die für mich nach Paradies schreien. Sie sind allesamt wunderschön. ,,Weißt nicht.", murmelt er und lässt sich auf dem Stuhl nieder, ,,Ich hab es mal geschenkt bekommen." ,,Mh.", mache ich leise. Einige dieser Orte wären wunderschön, um dort in aller Ruhe Urlaub zu machen. Viel Natur, Strand, Berge, kleine Häuschen mitten im Nirgendwo. Ich glaube selbst Étienne würde es gefallen.

Mein Interesse ist nun doch geweckt. Ich selbst arbeite zwar nicht, aber Étienne tut es und das en masse. Vielleicht - aber auch nur vielleicht - finde ich das perfekte Örtchen für uns und kann ihm den Vorschlag machen, mal für zwei, vielleicht drei Wochen zu verreisen.

,,Sag mal, warst du schon mal im Namibia? Oder in Puerto Rico?", erhebe ich meine Stimme, nach einigen Recherchen und sehe fragend zu dem Älteren, der irgendwelche Formulare unterzeichnet und abheftet. Seine Stirn bildet eine kleine Falte, die ihm wahrscheinlich über die nächsten Jahre bestehen bleibt, wenn er noch länger so schaut. ,,Nein Baby, warum?" ,,Darf ich dich kurz stören?", frage ich vorsichtigshalber, bevor ich ihn verärgere und einen Streit riskiere. ,,Natürlich. Komm her, Alex.", sagt er und stößt sich sofort etwas von dem massiven Tisch ab. Mein Herz macht  einen Sprung und grinsend springe auch ich auf - das dicke Buch und mein Handy in meinen Händen. Schnell nehme ich aber wieder auf den warmen Oberschenkeln des Älteren Platz und lehne mich breit grinsend an seine Brust. ,,Guck mal wie schön!", schwärme ich. ,,Das heißt Deadvlei und ist in Namibia! Wie schön sieht es dort bitte aus?!" ,,Das sieht wirklich interessant aus.", nickt er und schlingt seine Arme um mich, während er sein Kinn auf meine Schulter lehnt. Übermotiviert schlage ich einige Seiten vor. ,,Und dieser Strand ist ja wohl paradiesisch!", sage ich schnell und tippe fest auf das Buch. ,,Baby, was willst willst mir damit sagen, mh? Willst du etwa verreisen?", fragt er, über meine Motivation belustigt schmunzelnd, und kneift leicht in meine Seite. Beinahe ertappt presse ich meine Lippen zusammen und drehe mich leicht zu ihm. ,,Vielleicht...", hauche ich dann unsicher.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt