𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
┍━━━━━━━━━━━༺❁ུ۪۪⸙༻━━┑Mittlerweile haben wir in die Wohnung gefunden und sitzen an dem gut gedeckten Tisch. Allerdings haut nur Étienne bis jetzt richtig rein. Kein Wunder – Jason und ich starren uns entweder wortlos an oder sprechen wie im Fluss über eher belanglose Dinge. Wir beide sind für die ernsten Themen noch nicht wirklich bereit, aber so langsam müssen wir darüber reden. Das müssen wir alle, alle drei. Jason schluckt unsicher und spielt ein weiteres mal mit dem Geschirr, so wie er es schon öfter gemacht hat.
,,Also... Also du bist sein Freund?", vorsichtig richtet mein bester Freund den Blick auf Étienne. Er hört kurz auf, auf dem Croissants rumzukauen. Ihm gefällt es nicht ungefragt geduzt zu werden, aber er lächelt darüber stehend. ,,Ja, Étienne Bonnet.", stellt er sich vor. ,,Und wann seit ihr so... zusammengekommen?" ,,Ziemlich direkt nachdem Alex in Australien angekommen ist.", antwortet er schnell, stumpf wie immer. ,,Und dabei wollte ich erst gar nicht wirklich. Ich wurde etwas überrumpelt.", grinse ich und versuche damit kläglich die Stimmung zu lockern. Jason zuckt nicht mal mit dem Mundwinkel, Étienne erst recht nicht. Stattdessen krallt mein Freund seine Finger fest in meinen Oberschenkel, was mir deutlich signalisiert, dass meine Aussage alles andere als gut war. Ich schlucke unsicher und nehme schnell eines der kleinen überbackenen Brötchen in die Hand, um es gleich halb in meinen Mund zu stopfen.
,,Gott, sorry Alex, ich kann mir keine Gedanken darüber machen ob Étienne ein guter Fang ist– Hast du überhaupt eine Ahnung was du angestellt hast?! Deine Eltern dachten du wurdest entführt oder ermordet oder sonst was, aber nein, dem feinen Herr war nur alles zu viel! Geht's noch?! Du hast doch sonst immer so eine große Klappe–" ,,Und deine große Klappe ist etwas zu viel gerade.", schreitet Étienne seufzend ein, ,,Rede normal mit ihm oder gar nicht." ,,Tien Tien, lass gut sein.", bitte ich leise. Wenn Jason eines nicht mag, dann solche Vorschriften. Und eigentlich habe ich eine andere Umgangsweise auch gar nicht verdient, zumindest wenn man von unserer Geschichte ausgeht.
Ich schlucke schwer, versuche den dicken Kloß loszuwerden, der mir die Worte verweigert und kann derweil nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen steigen. ,,Hör zu, es tut mir leid– es tut mir schrecklich leid. Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, gerade wieder vor dir zu sitzen–" ,,Und warum erst jetzt?! Das waren verdammte Monate und wir waren alle krank vor Sorge!", ruft er wieder, offensichtlich Étienne's vorherige Worte ignorierend. ,,Jason – ich hoffe ich darf dich duzen – ich habe ihm gesagt, er soll alles stehen und liegen lassen, wenn er mental nicht in der Fassung ist, dort weiter zu machen, wo es hier aufgehört hat. Es war meine Idee für ein paar Monate unterzutauchen, Alex dagegen wollte sich ja erst melden." ,,Warum redet man ihm sowas ein, mh?!" Jason ist deutlich angefressen und greift nun ebenfalls in den Korb voller Gebäck. Im Gegensatz zu uns zerpflückt er das Brötchen aber, anstatt es zu essen, und das nicht wenig aggressiv. ,,Wissen Orell und Liliane, dass du wieder in der Gegend bist?", fragt er weiter, ohne auf seine vorherige Frage eine Antwort bekommen zu können. ,,Nein.", schlucke ich schwer und sehe zu Étienne. Er nickt. ,,Noch nicht.", sage ich dann, ,,Ich wollte erstmal zu dir und hier alles klären. Ich dachte du würdest mir eher verzeihen, als meine Eltern–" ,,Verzeihen?!", ruft er und schmettert das Essen gleich auf den Tisch. ,,Du weißt nicht, wie froh ich bin, dass du hier bist, aber verzeihen tue ich dir erst, wenn du mit einem riesigen Strauß Blumen oder sonst was hier auftauchst!" ,,I–Ich kann dir einen besorgen!", sage ich schnell, doch er schüttelt schnell den Kopf bevor er ihn auf die Tischplatte fallen lässt. ,,Nein, ich– das war nur so daher gesagt. Ich meine, dass ich dir das nicht einfach so verzeihen kann. Natürlich bin ich für dich da und am liebsten würde ich einfach nur mit dir kuscheln und eine Woche alleine mit dir verbringen, auch wenn dein boyfriend wahrscheinlich was dagegen hat, aber du hast uns durch die Hölle gehen lassen und– und– ich hab dich einfach so gern, Alex." Vor allem die letzten Worte, die nicht mehr als ein Hauchen sind, tun mir unfassbar doll weh. Es ist so als würde jemand meinen Herzmuskel zerdrücken – oder auseinanderziehen, darauf treten und mir einfach wehtun. Wieder schlucke ich schwer und beiße mir leicht auf die Unterlippe. Eine Träne bahnt sich ihren Weg über meine Wange. Sie tropft auf die dunkle Jeans. Eine zweite folgt. Verdammt, ich wollte niemanden so weh tun. Niemals! Aber ich wollte nichts von all dem. So leise wie möglich ziehe ich meine Nase hoch und gucke keinen der beiden an. Ich spüre nur, wie Étienne schnell meine Hand ergreift und so beruhigend und liebevoll wie möglich über meine Haut streicht.
Schniefend streiche ich die weiteren angestauten Tränen weg und entscheide mich dazu, den Rest meines Brötchens zu essen. Ich fühle mich so unfassbar schuldig.
,,Ich wollte das nicht.", beteuer ich, ,,Egal wie ich drauf war, ich wollte das nicht." Unsicher lasse ich meine Augen zu dem Blonden huschen, der mit offensichtlich angespannten Kiefer nickt und seufzend ebenfalls kurz zu mir sieht. ,,Du bist doch sonst nicht so." ,,D–Das war einfach nicht durchdacht." ,,Nicht? Deine Nachrichten haben sich ziemlich durchdacht angehört." – ,,Nichts davon war geplant, okey?! Ich wollte nicht untertauchen, verdammt! Das war alles nicht meine Idee!", rufe ich schnell. Étienne's Augen huschen erschrocken zu mir. ,,Alexis...", murmelt er leise. So ruhig und leise, dass mein Herz für einen Moment ausetzt.
Meine letzten Worte waren ein Fehler. Er wird sauer sein. Er wird mir wieder verbieten jemanden zu sehen!
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i love you, remember? ❦
Teen FictionDer Geschmack des kalten Metalles breitet sich binnen Sekunden in meinem Mund aus, dennoch versuche ich den Mann durch meine verschwommene Sicht anzusehen und traue mich derweil kaum meiner flachen Atmung nachzugehen. Er sieht belustigt aus, drückt...