𝟔𝟎

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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Mit meiner Erlaubnis bestellt Alexis den ganzen Abend lang alle möglichen Sachen für die Katzen, denn González und Allis könnten tatsächlich sicher stellen, dass die Katzen niemanden aus der näheren Umgebung gehören. Inwiefern man dieser Information trauen kann, weiß ich nicht, aber da auch nirgends Suchanzeigen zu sehen waren, gehe ich davon aus, dass es niemandem stört, dass diese beiden möchtegern Tiger hier sind. Nachdem sie sich gestärkt haben – González hat gleich Futter und Milch mitgebracht, als er mein Auto wieder her gebracht hat – konnte man sie kaum dabei stoppen die Umgebung zu erkunden. Die hellere von beiden ist aber nicht ganz so stürmisch und bleibt hin und wieder lieber in Alexis' Nähe. Die dunklere dagegen, ihr Fell ist leicht braun, traut sich sogar hin und wieder auf das Sofa zu springen und kommt mir recht nah. Nur im Obergeschoss waren sie noch nicht.

Ich komme nicht drum rum, immer wieder zu den Jüngeren anzusehen, der am Esstisch sitzt, obwohl ich eigentlich meinen Laptop vor mir habe und meine nächste Geschäftsreise plane. Nächste Woche muss ich weg, aber Alexis lasse ich hier. Ich kann ihn nicht mitnehmen, unter diesen Umständen. Ich will ihn in nichts mit rein ziehen und unserer Beziehung würde es auch nicht gut tun, wenn ich ihn so gut wie gar nicht beachten kann. Geschäftsreisen bedeuten für mich, kaum Schlaf und dafür volles Programm.

Auch Alex hebt hin und wieder seinen Kopf an, bleibt aber genauso still wie ich. Nur hat er direkte Gesellschaft. Die weiße Katze, sie hat lediglich ein braunes Ohr und einen braunen Streifen am Schwanz, liegt die ganze Zeit in seinen Armen und schlummert vor sich hin, seit es etwas abgedunkelt ist. Verübeln kann ich es ihr nicht, er kann gut kuscheln. Die andere schleicht währenddessen wieder herum und hat gerade den Kaffeetisch entdeckt. Kläglich versucht sie irgendwie darauf zu kommen und springt immer wieder hoch, doch ihre müden Knochen und ihr kleiner Körper sind kaum dazu fähig. Ich überlege kurz – so ein kleines, zierliches Geschöpf anzufassen wirkt sehr befremdlich auf mich. Auch wenn sie sehr süß ist, packe ich sie nur ungern an. Ich will ihr nicht wehtun und wer weiß, vielleicht mag sie mich gar nicht und auf Kratzspuren ihrer Krallen kann ich verzichten – doch ich beuge mich tatsächlich nach unten, nachdem ich den Laptop zur Seite gestellt habe. Nur vorsichtig nähere ich mich dem kleinen Vieh und strecke ich vorerst nur langsam meine Hand entgegen, bevor ich es wage sie von unten zu packen und auf die Tisch zu heben. Eben dort hin, wo sie wollte, doch nun scheint sie mich interessant zu finden. Mit einem leisen Miauen dreht sie sich zu mir und hebt vorischtig eine Pfote an, bevor sie ihren Kopf dreht und mit den Ohren wackelt. Irgendwie schon sehr süß.

Sie setzt kurz ihre Pfote sinken, hebt sie aber wieder an und tritt näher an den Rand der Tischplatte. ,,Willst du zu mir?", frage ich flüsternd und strecke meine Hand erneut aus. Sie schmiegt überraschend schnell und vertrauenswürdig ihren Kopf an meine Haut und damit habe ich wohl meine Antwort. Immerhin ein Lebewesen, das meine Nähe will. Vorsichtig trage ich sie auf meinen Schoß, bei Alex hat sie das schließlich auch gemocht. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis sie sich auf den Rücken legt und mir ihr süßes Bäuchlein präsentiert. Ich kann nicht anders, als sie gleich zu kraulen und fahre mit meinen Fingern auch über den kleinen Kopf, doch dann widme ich mich wieder meinem eigentlichen Tun.

Ein ein halb Stunden vergehen, ehe Alex mit den beiden nochmal raus geht. Er sagt es zwar nicht, aber ich denke er will sie einerseits mit der Umgebung vertraut machen und andererseits auch, dass sie sich nicht aus Versehen im Haus entledigen. Ich gucke währenddessen, wie viel und vor allem für was er mein Geld ausgibt, stolpere aber sofort über eine noch offene Website, auf der er gerade zwei Halsbänder bestellt. Eines, das braune, ist bereits an dem Anhänger beschriftet. Soleil steht dort. Meinem Instinkt folgend tippe ich das andere an, es ist cremefarbend. Lune schreibe ich und lasse die Tastatur von dem Tablet wieder nach unten fahren. Vielleicht mag er die Idee...

Ich laufe weiter Richtung Küche und mache mir ein schnelles Essen. Es ist kurz nach vier und da Alex ohne mich zu mittag gegessen hat, brauche ich so langsam mal wieder etwas Energie. Mein Kopf brummt immer noch etwas, doch das Katerfrühstück von González hat schon gut geholfen.

Und so zieht auch dieser Tag so langsam an uns vorbei. Dass jetzt diese Katzen hier sind, merke ich kaum, nur hin und wieder, wenn eine ihren Kopf durch die Tür ins Büro oder später in mein Schlafzimmer steckt. Für die Nachtruhe hat der Jüngere ihnen aber augenscheinlich ein kleines Lager in seinem Zimmer hergerichtet. Ich habe es zufällig mitbekommen, als er zwei Decken nach oben gebracht hat. Überraschend früh am morgen scheint er dann auch wieder wach zu sein, ich höre ihn deutlich, während ich einen Teil der Expresslieferung annehme. Gerade als sich die Tür schließt, kommt er herunter, die beiden Katzen in den Händen und sieht überrascht auf die Unmengen an Paketen. Die letzten Schritte, mit denen er mir näher kommt, sind eher unsicher und unmittelbar vor mir lässt er die beiden kleinen Vierbeiner ab. Erst will ich etwas sagen, ihm meine Hilfe beim auspacken und aufbauen anbieten, doch ich bleibe still. Er will auf mich zu kommen. Ich soll ihn nicht berühren, nicht küssen und so wie ich es verstanden habe auch nicht mal wirklich mit ihm reden. Wahrscheinlich sind ihm sogar meine Blicke zu viel! Ich wende mich also ab, stelle so wie gestern Abend zwei kleine Schüsseln mit Futter in die Küche und laufe dann wieder ins Büro. Ich will nicht, dass er sich in meiner Nähe unwohl fühlt. Meiner Arbeit zuwenden tue ich mich aber auch nicht. Ich hocke vor dem Fotoalbum. Ich will es vor meiner Abreise fertig haben. Vielleicht bedeutet ihm diese Geste etwas und durch den Abstand kann er verstehen, dass ich zwar falsch gehandelt aber eigentlich keine schlimmen Absichten habe und ihm gegenüber tiefgehende, wahre Liebe verspüre.


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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt