𝟓𝟏

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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Zwei ganze Stunden sitzen wir hier. Immer wieder rollen meinem Baby ein paar Tränen über seine Wangen, doch er kann sie schnell trocknen oder mit einem kleinen Snack stillen. Er sagt kein Wort mehr, sieht mich nicht mal an, nur wenn ich ihn dazu zwinge. Er starrt sturr an mir vorbei, weiter ins Restaurant, dabei kann man seine Eltern gar nicht mehr sehen, seit sie sich zurück an ihrem Tisch sind. Wahrscheinlich wollten sie etwas Ruhe haben und haben einen zurückgezogeren Ort bevorzugt. Jetzt aber verlassen sie das Lokal händchenhaltend. Langsam schlender sie aus dem Gebäude und erhaschen die ganze Aufmerksamkeit von Alexis, der sich gleich wieder etwas größer macht und versucht mehr zu sehen, als möglich. Auch ich richte mich auf. Er schaut gespannt, richtig konzentriert. Es wirkt so, als würde er sich alles genaustens einprägen wollen. Jetzt, wo sie so an der Straße stehen, kann man sie besser erkennen. Als sie sich allerdings daran machen, die Straße zu überqueren, spanne ich mich augenblicklich an. Reflexartig packe ich den Torso des Jungen und drücke ihn ganz fest an die Sitzlehne. Ich schnaube laut auf. Warum müssen sie ausgerechnet hier lang laufen. Es ist wie verflucht. Sie steuern direkt auf meinen Wagen zu. So zielgenau, dass ich mein Herz sich überschlagen höre. Nervosität und leichte Angst kommen in mir auf. Ich fühle mich ganz unwohl. Schrecklich ist das. ,,Guck nach unten. Wehe du guckst sie direkt an.", fauche ich, auch wenn ich gefühlt eine Ewigkeit für diese Worte brauchen.

Sie gehen an uns vorbei. Direkt vor dem Wagen. Mister Tameling schaut sogar herein und nickt mir lächelnd zu, als er meinen Blick bemerkt. Ich spüre deutlich wie mein Nebenmann sich anspannt, doch statt auf sie aufmerksam zu machen, greift er nach meinen Arm. Er hebt seinen Kopf wieder an. Seine Augen strahlen – vor Glück und nicht, weil wieder Tränen in ihnen glitzern. Er lächelt leicht, bevor er sich erleichternd ausatmend von selbst nach hinten schmeißt. Auch in mir breitet sich Erleichterung aus, aber nur für einen Moment. Sein Lächeln, dieses pure Glück im seinen Augen tut mir weh. Meine Brust zieht sich zusammen, weil es sich einfach nicht richtig anfühlt. Er sollte wegen mir glücklich sein, wegen mir lachen und seine Augen sollten wegen mir so glänzen.

Ich spüre Wut in mir kochen. Wut und Trauer. Tiefe Unzufriedenheit. Zu viele negative Gefühle auf einmal. Ohne nachzudenken starte ich den Motor, doch Alex interessiert das recht wenig. Jetzt, wo seine Eltern uns den Rücken zugedreht haben, klebt er an der Scheibe. Für ihn ist es wahrscheinlich noch ein Glück, dass ich bloß langsam in dem nun stockenden Verkehr voran komme und wir teilweise sogar parallel zu dem Ehepaar sind. Er kann von Glück reden, dass sie es nicht merken, sonst hätte er sich auf etwas gefasst machen können.

Ohne ein Wort und so glücklich lächelt er die ganze Heimfahrt vor vor hin. Er sitzt locker auf sem Sitz, hat seine Hände auf swinem Schoß gefaltet und schaut zufrieden nach vorne. Wie sehr ihn dieser eine Moment von jetzt auf gleich verändert hat.

,,Ich gehe in den Salon.", sage ich, kaum sehen wir wieder in der Garage. Schnell sperre ich auf Knopfdruck alles ab und lasse ihn im Wagen zurück. Soll er sein Glück feiern, ich brauche eineb Drink – dringend sogar. Aus irgendeinem Grund bin ich unzufrieden, dabei sollte ich zufrieden sein, weil Alexis es ist. Er selbst schleicht nur noch kurz in der Küche herum, wahrscheinlich um die Sachen aus dem Auto zurück zu bringen. Ich dagegen genehmige mir das erste Glas der leicht brennenden, bräunlich goldenen Substanz, die normalerweise auf dem kleinen Tisch steht. Mit einem langgezogenem Seufzen setze ich mich auf einen der ledernen Sessel. Es jetzt gerade mal kurz nach zwei und ich trinke schon. Dazu kommt es wirklich selten, höchstens bei geschäftlichen Angelegenheiten. Jetzt leere ich das Glas in wenigen Zügen, stehe wieder auf und laufe an den Schrank voller Spirituosen. Vodka ist jetzt wahrscheinlich die bessere Option. Ich will nirgends mehr hin und einfach für einen Moment vergessen, was ich hier für einen Mist kreiert habe.

Ich mische mir Drinks, genehmigte mir sogar einige Shots. Auf nahezu leeren Magen ist das aber fatal. Binnen nicht mal ein ein halb Stunden bin ich gut angetrunken und stehe ich wankend auf, versuche in meiner verzerrten Sicht Orientierung zu erlangen. Ich kenne dieses Haus in und auswendig und ecke trotzdem überall an. Mir ist nicht schlecht, nicht schwindelig, ich bin einfach nur zu unkonzentriert, um mich zusammenzureißen. Ein krazendes Stöhnen verlässt meine Kehle, als ich die Treppe zu erklimmen versuche. So gut es geht kralle ich meine Hand in das massive Treppengeländer und stemme immer einen Fuß auf die nächste Stufe. Ich will aus diesem Hemd raus, ins Bett und schlafen. Ich fühle mich elendig und zu allem übel taucht Alexis wieder in meinem Kopf auf. Nicht ich kann ihn zum Lachen bringen und das nagt aufs Übelste an mir.

Oben angekommen strecke ich mich und blicke nochmal nach unten. Theoretisch spricht nichts dagegen, in das Land meiner Träume und Sehnsüchte zu wandern. Müde und kaputt bin ich. Ich fühle mich gerade zu deprimiert. Mir selbst zu nickend setze ich einen Fuß vor den anderen Richtung Schlafzimmer, starre dabei auf den hölzernen Boden und versuche zumindest hier geradlinig zu laufen.

Mit einem mal wird das Muster auf dem Boden aber von einem hellen Lichtstrahl durchbrochen. Alexis stellt sich vor mich.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt