𝟐𝟒

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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Ich fasse es kaum, als ich in das schlafende Gesicht des Jüngeren sehe. Vor gerade mal zehn Sekunden hat er noch geredet. Aufgeweckt und voller Liebe und Begeisterung. Ich habe ihm bloß geantwortet, mehr nicht, und trotzdem ist er jetzt im Land der Träume. Ich schüttel meinen Kopf leicht und nehme ihm den leeren Teller aus der Hand, damit ich ihn ordentlich zudecken und mich aus seinem klammerden Griff befreien kann. Wenn ich schon noch wach bin, kann ich mich auch richtig bettfertig machen.

Ich putze nur meine Zähne, benutze die Toilette ein letztes mal für heute und ziehe das Shirt, das Alex mir heute herausgesucht hat, aus um etwas bequemer schlafen zu können. Ich falte es ordentlich und lege es auf die Couch an der Wand, bevor ich mich wieder zu den Junge lege, der zum Glück noch tief und fest schläft und nicht durch meine kurze Abwesenheit gestör wurde. Schon aus reiner Gewohnheit schmiege ich mich an ihn und fahre durch die braunen, gut riechenden Haare. Die Lichter erlischen und mit der Dunkelheit bricht auch meine Müdigkeit heran. Ein Gähnen weicht über meine Lippen und ich rücke noch etwas mehr an den Jüngeren heran, dessen Torso nun fest in meinen Arme liegt. Meine entspannt geschlossenen Augen, reiße ich aber im gleichen Moment wieder auf. Alex keucht beinahe schmerzhaft auf und schuldbewusst lege ich eine Hand an seine Wange. ,,Habe ich dir wehgetan?", frage ich gleich und will meine Lippen entschuldigend an seine Stirn legen, doch ein Wort verlässt seinen Mund. ,,Jason.", wimmert er leise und ich gefriere in meine Bewegung, gerade mal ein paar Zentimeter über seinem Schädel. Meine Augen wandern an das Headboard und ich spüre, wie sich meine Miene verdunkelt. Jason sollte gar nicht mehr in Alexis' Wortschatz vorhanden sein, wie kommt er dann dazu seinen Namen auszusprechen? Kann er sich doch erinnern und hat mich, die Piano Sache betreffend, angelogen?

Ein Murren überkommt die dunklen Lippen des Jungen. Meine Hand schüttelt er auch ab und nachdenklich rolle ich mich von ihm ab. Was spielt sich gerade wohl in seinem Kopf ab? Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich tatsächlich Bilder von Jason, von Momenten die sie zusammen erlebt haben, vor seinem inneren Auge abspielen, aber es ist möglich. Wenn es so ist, haben wir ein Problem. Ein gewaltiges, um spezifischer zu sein. Er, Jason, ist nur ein Bruchteil seines vergangenen Lebens und trotzdem ist es ein riesiges Risiko. Wenn er sich jetzt an ihn erinnert, könnte es nicht lange dauern, bis er sich an andere Dinge erinnert. An die Party zum Beispiel. An seine Eltern. Sogar daran, dass wir nie zusammen waren, dass ich ihn entführt und ihm eine völlige Lüge vorgespielt habe. Er wird wahrscheinlich sogar meine Liebe anzweifeln.
- Ich könnte es ihm nicht verübeln, aber es wird ihn in Schwierigkeiten bringen und mich zu Dingen zwingen, die ich nicht möchte. Ich will ihm nicht wehtun, aber das werde ich müssen. Zumindest, wenn er sich wirklich erinnert.

Obwohl Alex sich kaum zehn Minuten später an mich lehnt und kein einziges anderes Wort mehr seinen Mund verlässt, kann ich nicht richtig einschlafen. Meine Gedanken quälen und plagen mich und immer wieder erwische ich mich dabei, wie mein Blick beinahe wehleidig zu der zatten Gestalt des Jüngeren wandert. Die Dauer meiner Nachtruhe hält sich in Grenzen und schon um sieben Uhr verlasse ich das Bett, um eine Dusche zu nehmen. Um meine Gedanken auf etwas anderes zu lenken, habe habe mir vorgenommen viel zu arbeiten. Wenn alles glatt läuft, bin ich in der nächsten Stunde aus dem Haus und komme erst spät wieder. Ich kann in Arbeit versinken und Allis und Malek die Überwachung des Jungen aufschieben.

Mein Vorhaben wird aber schneller durchkreuzt als mir lieb ist, kaum trete ich aus den Bad blickt mit ein verschlafener Alexis entgegen, der noch mit leicht geschwollenen Augen, roten Wangen und durch und durch verstruppelten Haare auf dem Bett sitzt und sich verwirrt im Raum umsieht. ,,Guten Morgen.", raune ich leise, schenke ihm sonst aber keine Beachtung, da ich weiter in die Ankleide laufe und mir frische Klamotten heraus hole. Währenddessen höre ich ein leises: ,,Morgen." aus dem Schlafzimmer. Dass er gerade jetzt so unwahrscheinlich süß ist, ist wirklich unpassend. Am liebsten würde ich mich gleich wieder zu ihm ins Bett legen und ihn ordentlich durchknuddeln. Ein Seufzen entweicht meinem Mund. Auch wenn es meinen Bedürfnissen widerspricht, ist es das beste, ihm heute im für den der Fälle aus den Weg zu gehen. Ich kann und will ihn ja nicht einfach umlegen. Vielleicht muss ich es irgendwann tun, aber ich kann ihn trotzdem nicht mitten in meinem Haus, wohlmöglich noch auf einen der sündhaft teuren Teppiche töten, weil er merkt, dass etwas nicht stimmt.

Tatsächlich sieht er etwas verwirrt aus, als ich ihn wieder betrachten kann. Um mir das genauer angucken zu können, hocke ich mich neben ihn, was aber dazu führt, dass er recht schnell auf meinen Schoß sitzt und seine Lippen sanften Druck auf meine ausüben. Seine weichen Hände fahren langsam über mein Wangen und über meine Brust und alleine weil ich das schon sehr genieße, lege ich meine Hände fest an seinen Hüfte. ,,Musst du etwa zur Arbeit?", fragt er leise seufzend, als er deinen Kopf auf meine Schulter ablegt. ,,Ja, aber du hast ja jetzt ein paar Sachen, mit denen du dich beschäftigen kannst." Ein beinahe unzufriedenes Murren verlässt seinen Mund. ,,Ich glaube eher, ich gehe nochmal schlafen." ,,Dann will ich dich nicht weiter stören-" ,,Nein! Lass mich mit dir nach unten kommen. Ich gehe wieder hoch, wenn du weg bist.", murmelt er und lächelt sanft. ,,Ist gut.", nicke ich zustimmend und stelle ihn sanft auf die Beine, damit wir zusammen nach unten gehen können. Ich esse schnell im Stehen, da ich nicht extra im Esszimmer den Tisch eindecken will, während Alex vor mir auf der Kücheninsel sitzt, seinen Kopf an mich lehnt und immer mal wieder einen Schluck des Tees nimmt, dessen starker Geruch in meiner Nase hängen bleibt.
Eigentlich ist es still zwischen uns. Wir lauschen der leisen Musik ohne ein Wort miteinander zu wechseln - zumindest, bis Alex seinen Kopf mit zusammengezogen Augenbrauen anhebt.

,,Étienne, kennst du einen Jason? Jason Thompson."

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt