𝟓𝟑

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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Unzufrieden murrend – da ich aus Schock und Überraschung keine Antwort von mir geben kann – zieht er mich zu sich und drückt mich fest an seinen Oberkörper, der nun von dem angenehm weichen Stoff des Shirts verdeckt wird. ,,Nur einen Kuss.", haucht er dann und bestätigt mir gleich, dass ich mir nichts Willkürliches eingebildet habe. ,,Étienne, n–nur weil ich noch nicht müde bin, kannst du nicht gleich einen Kuss von mir verlangen!", versuche ich einigermaßen bestimmerisch von mir zu geben, scheitere aber gleich, als seine Augen aufblitzen. Sie sind so mit Wut, Enttäuschung und Sehnsucht getränkt. Also war sein ich liebe dich nicht gelogen? Nicht so, wie alles andere? Wieder muss ich mit mir selbst kämpfen. Mein Verstand gegen meine Gefühle. Es ist das reinste Chaos.

,,Ist das wirklich schon zu viel verlangt?", nuschelt er leise und drückt meine Hand etwas fester. ,,Wenn man bedenkt, was du mir angetan hast und an tust, dann ja.", sage ich geradewegs heraus. Wenn er getrunken hat wirkt er entspannter. Weniger aggressiv und nicht so schnell reizbar.

,,Ich habe dich deine Eltern sehen lassen." – ,,Du hast mich entführt.", sage ich schnell um sein Argument zu entkräften. ,,Du hast dich aus freien Stücken auf alles eingelassen.", murmelt er aber überraschend flinkt. ,,Wegen dir konnte ich mich an nichts erinnern." – ,,Aber du liebst mich." Ja, das tue ich. Ich nicke leicht. Natürlich tut ich es. Aber ich weiß nicht, ob ich ihn so liebe, wie ich es dachte. Ob ich ihn liebe, weil er der einzige Vertraute war, oder ob ich ihn liebe weil er er ist. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass ich vieles nicht liebe. Diese dunkle Seite, dieses herrische und bedrohlich dominante. Diese Angst, die er mich spüren lässt.

,,Lässt du mich los? Ich hole dir eine Flasche Wasser.", murmel ich leise und rutsche sogleich vom Bett, als er meinen Worten, wenn auch recht zögerlich, nachgeht. Ich will nicht weiter darüber nachdenken. Nicht über Liebe oder darüber, was er mir angetan hat.

,,Liebst du mich?", fragt er aber zu allem übel unsicher, als ich bereits im Türrahmen stehe. Ich verkrampfe mich augenblicklich und fahre mit einer Hand über den lackierten Türrahmen. Diese Frage ist so direkt...

Nachdenklich, weil ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll, beiße ich mir auf die Lippe. Er kennt die Antwort eigentlich. Er weiß ganz bestimmt, dass ich ihn liebe. Er will mich sicher nur dazu bringen, dass ich ihn doch noch küsse. Ich will es ja. Liebend gerne sogar, aber meine Gedanken und mein Gewissen plagen mich. Ich kann das nicht machen...

Angestrengt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und trommel kurz gegen das Holz. Ich stehe eigentlich schon viel zu lange hier ohne etwas gesagt zu haben. Ich schlucke meine Ungewissheit über meine Antwort herunter, antworte schlussendlich einfach gar nicht und setze hektisch einen Fuß vor den anderen. Ich will nicht, dass er mir hinterher kommt und mich eventuell sogar zu einer Antwort drängt. Begegnen tue ich ihm aber wenig später sowieso, als ich ihm die Gasflasche übergebe. Ich schlucke schwer als seine Augen meine Bewegungen verfolgen. Es macht mich schrecklich nervös so beobachtet zu werden. ,,Du könntest dir ein Buch nehmen.", murmelt er leise und lässt seine Augen kurz auf der Flasche verweilen, die ich soeben abgestellt habe. Sie schnellen aber gleich wieder zu mir, als ich mich mit kleinen Schritten entferne. ,,Oder den Fernseher anmachen.", ergänzt er und gähnt müde, ,,Du kannst auch eine Konsole hochholen, hauptsache du bleibst hier." Seine Hand erstreckt sich gleich wieder in meine Richtung. ,,Was soll das...", seufze ich leise und lasse mich aber in einem Moment der Unachtsamkeit von ihm aufs Bett ziehen. Wortlos kuschelt er sich an mich, vergräbt sein Gesicht in meinen Nacken und schlingt seine Arme fest um mich. ,,Nur eine Nacht, Alexis.", haucht er wehleidig, ,,Dann hast du auch einen Wunsch frei." Vorsichtig streicht er mit seinem Daumen über meinen Bauch. Ich weiß nicht recht, wie ich reagieren soll. Heute überfordert er mich. Ich versuche mich zu entspannen, schließe meine Augen und seufze leise. Eine Nacht wird mich nicht umbringen, oder?

,,Möchtest du noch etwas essen?", frage ich in die angenehme, gleichzeitig aber auch bedrängende Stille, ,,Ich glaube, ich habe nämlich etwas Hunger." ,,Du kannst dir etwas holen...", schnurrt er leise und so anhänglich und zahm wie er sich verhält, habe ich beinahe das Gefühl, es wäre nie etwas passiert. ,,Okey, dann kannst du schon mal Zähne putzen.", sage ich dann, als er mich loslässt. Er nickt zwar, wird aber bestimmt nicht aufstehen, während ich in die Küche gehe und mir schnell einen Joghurt anrichte. Kurz zweifel ich wieder daran, bei ihm zu schlafen... Vielleicht sollte ich einfach nur warten, bis er eingeschlafen ist und dann rüber gehen. Das wäre vernünftig, nicht wahr?

Zufrieden lächelt er, als ich mich ein weiteres Mal neben ihn setze und tatsächlich bin ich nach diesem hin und her gelaufe auch ganz froh, auf dem bequemen Bett platz zu nehmen.

,,Du solltest die Hose ausziehen.", murmelt er leise und zieht an dem dicken Stoff der grauen Jogginghose, als würde es ihn wirklich stören. ,,Warum?", entgene ich leise. ,,Es wird warm unter der Decke.", sagt er leise und richtet seinen stechend grünen Augen solange auf mich, bis ich ein zustimmendes Nicken von mir gebe und ihm kurz meine Schüssel in die Hand drücke. Kaum habe ich mir aber die Hose ausgezogen und sitze nur noch in Boxershorts und dem nicht allzu dicken Pullover da, rückt er zwischen meine Beine und legt seinen Kopf am meine Brust. Ich stocke kurz in allen Bewegungen und halte selbst den Atem kurz an – Was zur Hölle soll das werden – Étienne dagegen holt tief und entspannt Luft, streicht kurz über meinen Oberschenkel und legt seine Arme um meinen Oberkörper. ,,Mach dir den Fernseher an, du sollst dich nicht langweilen.", sagt er leise und tastet blind nach der Fernbedienung, die in der Schublade des Nachttisches liegt. Wortlos stopfe ich mir den Mund voll und starre auf seinen Kopf, in sein Gesicht. Dieses sanfte Lächeln, das es trägt.

Warum klopft mein Herz so schnell? Und warum wird mir jetzt so warm? Muss mein Körper ausgerechnet jetzt verrückt spielen?

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt