𝟕𝟏

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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Meine Hoffnungen auf langes Kuscheln und viel Aufmerksamkeit werden schneller zerstört als mir lieb ist. Ich kann gerade mein Frühstück verdrücken und bekomme währenddessen eine leichte Massage des Älteren, bevor er durch einen Anruf ins Büro gelockt wird. Ich seufze schwer, als ich die Tür zufallen höre, schiebe den Teller mit bedrückt gesenktem Blick ab und verschränke meine Arme auf der Platte der Kücheninsel etwas nach hinten. Hätte er sich nicht einen Tag Ruhe gönnen können? Für mich...

Einen Moment bleibe ich einfach alleine in der Küche sitze und starre weiter auf die helle Arbeitsfläche. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ganz und gar nicht. Ich wollte den ganzen Tag in seinen Armen liegen und einfach mal wieder keine Sorgen um unsere Beziehung haben. Da er sich jetzt aber sowieso schon wieder verzogen hat, beschließe ich wenig später wieder nach oben zu gehen und zumindest einen Moment bewusst alleine verbringe. Ich hoffe, dass ich Jason so schnell sehe werde, wie meine Eltern vor kurzer Zeit und dafür muss ich mich nicht nur mental sondern auch physisch vorbereiten – ich fange mit meinem Outfit an.

Da immer mal wieder neue alte Erinnerungen aufflammen, weiß ich ganz genau, dass ich nie etwas wirklich formales angezogen habe, wenn wir uns getroffen haben. Sollten wir uns aber nicht bei ihm zuhause treffen, muss zumindest eine Jeans herhalten.

Alleine die Gedanken an ein Treffen lassen mich schrecklich nervös werden und dann muss ich mich auch noch irgendwie bei ihm melden, sonst wird er sicher nicht auftauchen, und auch deswegen bin ich unfassbar aufgeregt. Ich schlucke schwer und lege neben die graue Jogginghose auch eine lockere, schwarze Jeans. Mit einem Hoodie und einer Jacke sollte ich den besagten Tag überstehen können. Ich weiß nur nicht, was für eine Farbe. Knalliges rot ist vielleicht etwas zu überladen, vielleicht also eher etwas in die Richtung blau...

,,Was machst du?"

,,Mh?", mache ich, dabei hab ich die Frage eigentlich verstanden. Mit einer hochgezogenen Augenbrauen drehe ich mich zu Étienne, der sich in den Türrahmen der Ankleide gestellt hat. ,,Was du machst." ,,Klamotten raus suchen?" ,,Konnte Allis die Schnauze mal wieder nicht halten?", seufzt er zieht mich an sich. ,,Wie?", grinse ich verwirrt, ,,Ich dachte nur, wenn wir Jason treffen... Was hätte Harry denn sagen können?" Verlegen beißt er sich auf die Unterlippe, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückt und meine Arme um seinen Torso legt. ,,Ich wollte mir dir ein bisschen raus. Ich weiß noch nicht was, vielleicht gehen wir einfach spazieren.", sagt er leise, legt seine Hände nun doch an meine Wangen. Glücksgefühle kommen in mir auf und mit einem Lächeln blicke ich zu ihm auf. ,,Und du musst sicher nicht noch arbeiten?" ,,Ganz sicher.", bestätigt er, ,,Ich habe deinen Blick bemerkt und mein Handy ausgemacht." Ich bekomme einen weiteren Kuss auf die Stirn bedrückt. ,,Ich ziehe mich dann mal um.", flüster ich leise und stelle mich kurz auf die Zehenspitzen, um meine gespitzen Lippen auf seine Wange zu drücken. Er nickt zwar, lässt mich aber nicht löst. Stattdessen hält er mich fest bei sich, sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an und streicht leicht über meine Haut. ,,Étienne...", murmel ich verwirrt und will ihn fragen was das soll, doch da beugt er sich schon zu mir herunter und lehnt seine Nasenspitze an meine. ,,Eine Jeans reicht.", haucht er. Wir küssen uns für den Bruchteil einer Sekunde – es ist lediglich wie ein prickeln auf meiner Haur – bevor er sich verdächtig schnell aus dem Staub macht.

Er ist unsicher, wie süß. Ich muss grinsen.

Nun doch recht schnell tausche ich die Bekleidung um meine Beine und schnappe routinemäßig eine Kappe, die ich zusätzlich zu einer Kapuze aufsetzen werde.

,,Bin fertig!", japse ich und spurte die letzten Stufen herunter. Als erstes kommt mir Harry entgegen, der zufrieden grinst und mir nochmal durch die Haare streicht, bevor ich von Étienne beschlagnahmt werde. ,,Da bist du ja.", lächelt er sanft und verschränkt unsere Finger ineinander. ,,Ich hab schon einem schönen Park gefunden." ,,Echt?" ,,Ja. Ich hoffe es gefällt dir." Charmant wie er ist hält er mir nicht nur die Tür zur Garage auf, sondern auch gleich die des Autos, damit ich bequem einsteigen kann. ,,Danke." Er nickt anerkennend und läuft schnell um den Wagen herum.

Die Fahrt selbst dauert gar nicht allzu lang; nach zwanzig Minuten parkt Étienne gekonnt ein und öffnet mir auch wieder die Tür. Schnell ziehe ich Kappe und Kapuze auf und lasse mich von dem Älteren aus dem SUV heben. Vorsichtig schmiege ich derweil meine Lippen an seine Wange und greife dann nach einer seiner Hände.
Ich weiß nicht mal, inwiefern diese Zuneigung ihm gegenüber normal oder gerechtfertigt ist.
Ich bin einfach nur froh, ihn wieder zu haben.

,,Glaubst du, es gibt Leinen für Katzen? Dann können wir Soleil und Lune mal mitnehmen.", murmel ich leise und sehe tatsächlich eifersüchtig zu dem alten Ehepaar, dass ihren ebenso alten, grauen Hund an einer Leine neben sich führt. ,,Natürlich gibt es Katzenleinen.", grinst der andere und streicht einmal mit seinem Daumen über meinen Handrücken, ,,Wenn wir zuhause sind können wir welche bestellen." ,,Mh–hm.", grinse ich und muss ihn nun wieder verträumt ansehen. Er erwidert meinen Blick und zieht mich nochmal näher an sich ran. ,,Etwas weiter hinten ist ein Teich und gleich daneben ein Café, wollen wir uns das als Ziel setzen?", frage ich. ,,Hast du den Plan im Vorbeigehen studiert?" ,,Vielleicht.", grinse ich stolz und lege auch noch meine andere Hand an seinen Arm. ,,Gut.", nickt er, kann sein eigenes lächeln nicht verbergen und schlägt die Richtung ein zu der ich deute.

Es ist perfekt.
Aber vielleicht etwas zu perfekt für unsere Verhältnisse.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt