𝟒𝟕

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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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Kaum öffnet Étienne mir die Tür, ziehe ich den Reißverschluss der Jacke höher - der kühle Luftzug jagt mir eine Gänsehaut über den Körper. Dennoch trete ich mit einem klitzekleinen Schmunzeln auf die steinerne Terrasse. ,,Komm sofort wieder, wenn dir zu kalt ist. Ich mache dir direkt einen Tee.", bittet er leise, schiebt mich aber gleichzeitig ganz leicht ein bisschen nach vorne. Ich nicke, entferne mich dann aber schnellen Schrittes von ihm, um etwas Abstand zu gewinnen. So kann ich mich für einen Augenblick freier fühlen.

Mit großen Schritten laufen ich zu dem Blumembeeten und hocke mich in unbekümmert zwischen diese. Die knallrote Jacke wird er schon noch sehen können. Interessieren tut es mich nicht wirklich, dass ich die Hose mit der Erde beschmutze, ich will den Moment genießen. Ausgiebig betrachte ich die einzelnen Blümchen, bevor ich weiter zum Springbrunnen laufe. Er ist an und das Wasser plätschert angenehm leise an den Steinen herunter. Irgendwie wirkt dieser Ort fast magisch auf mich. Ich setze mich auf die steinerne Bank und lasse meine Füße baumeln. Ich betrachte die Figuren, die ich schon bei meinem letzen Besuch hier aufmerksam betrachtet habe. Sie sind unfassbar hübsch, beinahe so als wären sie echte Personen, die gerade durch einen magischen Zauber in Stein verwandelt worden.

Vorsichtig recke ich meinen Kopf zur Sonne hin und lasse meine Nasenspitze von den Sonnenstrahlen kitzeln. Ich nehme ein paar tiefe Atemzüge und richte mich leicht auf, während ich meine Hände unter meine Oberschenkel schiebe. Als ich meine Augen schließe, bildet sich tatsächlich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. Ich fühle mich befreit, auch wenn ich es nicht bin. Langsam durchströmt mich die sachte Wärme und ich fühle mich, als würde mich ein Stückchen Leben durchfluteten. Es ist so schön.

Leider fliegt die Zeit an mir vorbei und es dauert gefühlt gerade mal einen Wimpernschlag, bis es zu dämmern beginnt. Ich lehne mich etwas vor, lucke zu Étienne. Er sitzt tatsächlich noch auf der Terrasse, hat mittlerweile aber ein Tablet auf dem Schoß. Vielleicht sollte ich langsam wieder rein gehen, die Sonne verschwindet ja schon und allzu lange werde ich es nicht mehr ohne Essen und Trinken aushalten können...

Schweren Herzens stehe ich auf und stapfe langsam zurück, auch wenn ich wirklich gerne länger die frische Luft genießen würde. Die einfachen Geräusche der Natur, die Gerüche und das natürliche Licht haben mich wieder auf ganz andere Gedanken gebracht.

,,Hey, Kleiner.", lächelt er sofort und ergreift meine Hand, die mir im Gegensatz zu seiner auf einmal ganz kalt vorkommt. ,,Komm rein, ich mache dir was zu trinken.", sagt Étienne dann beinahe zu liebevoll und bringt mich ins Innere der Villa. Die Tür dagegen, die er daraufhin schließt, bildet einen unangenehmen Kontrast zu seiner sanften Tat. ,,Bring die Schuhe und die Jacke zurück in den Flur und überleg' dir, was du zum Abend essen willst." ,,Ist mir egal.", zucke ich mit den Schultern und schleiche weiter in den Flur, wo ich dann aber unschlüssig stehen bleibe, nachdem ich die Klamotten verstaut habe. Ich kann schlecht einfach zu ihm gehen, genauso wenig will ich einfach nach oben flüchten, wobei das mein gutes Recht wäre. Ins Bett gehen klingt verlockend, wobei ich ein größeres Verlangen nach den himmlischen Bett Étiennes habe. Überlegend beiße ich mir auf die Unterlippe und schließe meine Finger vorsichtig um den untersten Teil des Treppengeländers. Für einen Moment könnte ich nach oben, oder nicht? Vielleicht sollte ich ihn vorher aber fragen... Nur um Konflikte zu vermeiden.

,,Étienne?", hauche ich leise und tapse langsam zum Türrahmen. ,,Mh? Hast du doch einen Wunsch?" ,,Mh-mh, aber darf ich nach oben? Nur ein bisschen...", frage ich leise und warte geduldig auf das die einfache Zustimmung des Mannes. ,,Ich hole dich dann zum essen. In ein- zwei Stunden." Ich nicke leicht und drehe mich wieder um. Mit leisen, leichtfüßigen Schritten überquere ich die Treppe und finde mich kurz darauf tatsächlich in Étiennes Bett zwischen all den Kissen und Decken wieder. Ich füle mich alleine ganz winzig in diesem riesigen Bett, aber gerade fühle ich mich hier auch in diesem Zustand ganz wohl. Um allerdings nicht nur ziellos aus dem Fenster zu sehen und mir etwas Unterhaltung zu schaffen, schalte ich den Fernseher ein, nachdem ich die Fernbedienung in meinem Augenwinkel entdeckt habe. Ich gucke mir eine Kinderserie an, die eigentlich viel zu kitschig ist, doch ich will mich nicht nach etwas besseren umsehen und lege mich mehr oder weniger zufrieden auf die Seite. Immerhin muss ich bei der Serie nicht so viel mit denken.

,,Hier bist du also. Ich habe habe schon gesucht."

Étiennes dunkle Stimme reißt mich aus dem Geschehen der Zeichentrickfiguren und fragend schaue ich auf. ,,Unser Essen ist im Ofen, darf ich zu dir?", fragt er, woraufhin ich unsicher nicke. Hätte ich überhaupt nein sagen dürfen, ohne das er sauer gewoden wäre und die nächste Drohung ausgesprochen hätte? Es macht mich beinahe verrückt, dass ich ihn und seine Handlungen gar nicht mehr einschätzen kann. So sollte es definitiv nicht sein!

,,Du bist müde, von der ganzen frischen Luft.", stellt er fest - vielleicht bin ich aber auch müde von dem ganzen hier. Vielleicht. Ich zucke unschlüssig mit den Schultern und lasse meinen Kopf wieder sinken. Ich hoffe, das Essen ist schnell fertig, ich bekomme langsam Hunger.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt