𝟓𝟗

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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Mein Kopf pocht unangenehm. Alles dreht sich und schwer seufzend ziehe ich die dünne Decke über meine Beine. Meine Augen wandern zittrig zu dem augeklappten Laptop, auf dem ich mit schmerzenden Herzen dabei zusehe, wie Alex sich zusammen mit Harry in sein Bett legt. Sie berühren sich nicht mal, aber alleine die Tatsache, dass sie die Nacht so richtig zusammen verbringen, stört mich ungemein. Ich weiß auch, dass Harry nicht mal ansatzweise romanische Gefühle für meinen Jungen hegt und trotzdem brodelt das Blut in mir. Ich will ihm doch auch nur nah sein...

,,González!", säusel ich in mein Handy. Er ist der einzige, den ich gerade noch erreichen kann. Er sollte sogar noch irgendwo im Gebäude sein, ganz nah. Er murrt lediglich. ,,González, fahr mich nach Hause." ,,Hast du schon wieder getrunken, Bonnet?!" ,,Wo ist dein Respekt!", zische ich mit einem mal sauer und schnelle in die Höhe. Alles dreht sich. Respektlosigkeit toleriere ich keines Wegs! ,,Sir.", verbessert er sich in Ton und Ausdrucksweise. ,,Ich bin in meinen Büro und jetzt komm her!" ,,Ich stehe praktisch schon vor der Tür.", sagt er und legt auf, doch ich meine ihn Seufzen zu hören. Ich schließe meine Augen, genieße die Dunkelheit, die sich vor meinen inneren Augen dreht, für einen Moment und warte ruhig, bis das Klopfen an der schwere Tür erklingt. Ich murre laut, doch er wird es kaum hören. Eintreten tut er trotzdem und tritt kopfschüttelnd auf mich zu. ,,Du solltest diese Kameras loswerden.", murmelt er leise, während er einen Blick auf den Laptop wirft, bevor er mir zur Unterstützung die Hand hin hält. ,,Er darf nicht nochmal versuchen abzuhauen–" ,,Du beobachtest ihm gerade im Schlaf und stalkst ihn. Das ist fast schon krank.", schneidet er mir beinahe schnippisch das Wort ab. Schnaubend schlage ich seine Hand ab und ziehe meine Augenbrauen zusammen. ,,Ton!", rufe ich sauer und stürme auf meinen Schreibtisch zu, der die letzten Stunden nur noch Ablage für mein Jackett war. Mich überkommt der Schwindel erneut, aber González' Hilfe will ich jetzt sicher nicht mehr annehmen!

Wankend laufe ich auch auf die Tür zu und nehme nur aus aus Augenwinkel wahr, wie mein Angestellter alle meine Sachen zusammensucht und die Lichter ausschaltet. Ich will einfach nur noch raus, nach Hause, zu Alexis. Mir egal, dass ich behauptet habe, ich hätte viel zu tun – Alexis wollte seinem Freiraum, also wollte ich ihm diesen gewähren. Wenn ich ehrlich bin, haben mich seine Worte hart getroffen. Sie haben mich, meine Seele, meine Gefühle verletzt. Aus dem Weg gehen kann ich ihm auch im Haus, aber ich wollte nicht mal an ihn denken. Nur geht das leider nicht. Er ist immer und überall in meinen Kopf, der Abstand – den ich sowieso nicht will oder gar befürworte – bringt mir rein gar nichts.

,,Hier. Anschnallen." ,,Was? Nein! Ich will mein Auto!", protestiere ich, werde aber schon auf den Sitz gedrückt und bekomme den Anschnallgurt in die Hand gedrückt. ,,Ich bringe es dir gleich morgen früh.", seufzt der Mann vor mir und schüttelt leicht den Kopf, während er meine Sachen einfach auf den Rücksitz wirft.

,,Versuch' zu schlafen, ich kriege dich gleich schon irgendwie nach oben ins Schlafzimmer–" ,,Wer gibt hier die Befehle?!", rufe ich und lasse meine Hand sauer auf das Armaturenbrett knallen. ,,Du Bonnet, aber als dein Angestellter und auch Freund solltest du in so misslichen Lagen auch mal auf mich hören.", entgegnet er. Nun spricht er etwas leiser und damit gebe ich mich zufrieden. Die Fahrt über schweigen wir und tatsächlich versuche ich hin und wieder die Augen zu schließen, doch dann dreht sich alles und das Geruckel, welches hin und wieder durch die teilweise nicht perfekten Straßen nicht zu verhindern ist, hilft nicht bei der Steigerung meines Wohlbefinden.

,,Soll ich dir nach oben helfen?" – ,,Denkst du etwa, ich will die Treppe auf allen Vieren hoch krabbeln?!", zische ich immer noch irgendwie sauer und ziehe den Mann genervt an mich heran. Gleichzeitig versuche ich aber leise zu sprechen, damit niemand wach wird, was aber dazu führt, dass ich nuschelnd vor mich hin brabbel. Ich nehme wahr, wie erbärmlich das hier ist, kämpfe aber gar nicht dagegen an. Dieses Chaos in mir drin ist nicht zu bekämpfen. Ich zwinge mich aber dennoch dazu, meine Zähne zu putzen und lasse mir sogar von González aus meinen engen Klamotten helfen. Sorgsam denkt er mich zu und schaltet schon mal die Deckelichter aus. ,,Ich bleibe wohl besser hier. Allis ist schläfrig nicht zu gebrauchen und du–" ,,Ich will Alexis bei mir haben. Er ist doch mein Junge.", winsel ich und lege mich auf die Seite. ,,Gute Nacht, Bonnet." Die Tür schließt sich und sofort schalte ich auch die restlichen Lichter aus.

Eine heiße Träne rollt über meine Wange.

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Wie ein Häufchen Elend sitze ich am Esstisch und schiele nach draußen. Alexis sitzt grinsend auf dem Rasen und versucht zwei fremde Katzen anzulocken, die auf einmal in meinem Garten war. Ich wollte sie schon wegjagen, aber da waren Allis und Alex plötzlich draußen und ich musste mich gezwungenermaßen zurückhalten. Okey zugegebenermaßen sind diese Viecher schon süß und so klein wie sie sind, sind sie wahrscheinlich ziemlich hilflos. Ich glaube kaum, dass sie jemandem gehören und trotzdem bis hier her gekommen. Vielleicht haben sie gar kein richtiges Zuhause.

,,Sie werden die behalten wollen.", murmelt González und übergibt mir die dampfende Tasse. Er beobachtet das Schauspiel genauso skeptisch und seufzt, als er sich auf einen Stuhl fallen lässt. ,,Und wenn schon.", zucke ich mit den Schultern und senke meinen Blick nun doch wieder, während ich in meiner Tasse zu rühren beginne. González gibt einen überlebenden Laut von sich und lehnt sich, seine Beine überschlagend, nach hinten. ,,Vielleicht hilft das ja um das Verhältnis zwischen dir–" ,,Du sollst dich da nicht einmischen! Und jetzt sammel Allis ein und verschwinde! Ich will meine Ruhe.", unterbreche ich ihn doch er rührt sich nicht und lässt seinen Blick auf mir ruhen. Ich sehe ihn zwar siehst nicht an, aber spüren tue ich es ganz deutlich. Ich will mir weder seine dämlichen Vorschläge anhören noch dabei zusehen, wie Allis an Alexis klebt.

,,Spreche ich plötzlich eine andere Sprache oder was?", mache ich ihn sauer an und knalle den Löffel auf den Tisch. ,,Verschwinde!" ,,Tu dem Jungen nichts.", seufzt er. Hätte ich den Löffel nicht schon hingeschmissen, hätte ich es jetzt getan! Stattdessen schnaube ich verächtlich und drehe mich von dem Mann weg. Warum sollte ich Alex etwas antun?

González seufzt leise und erhebt sich. Langsam schlendert er durch den Raum, bis hin zur Terrassentür und öffnet diese. ,,Allis, wir sollten fahren.", ruft er in einem angenehmen, nicht allzu herrischen Ton, doch es dauert noch eine ganze Weile, bis er und auch Alex auf uns zu schlendern. Nicht er sondern mein Mitbewohner trägt die beiden kleinen Kätzchen tatsächlich ins Haus rein und sieht mich unsicher an, bevor er sein Blick zurück zu Allis schnellt. Aufmunternd nickt er ihm zu und stößt mit seinem Ellbogen leicht gegen ihn. González hatte wohl recht, denn unbeholfen stotternd öffnet Alex seinen Mund. ,,I–Ich weiß, du hast gesagt, dass du keine Zeit für H–Haustiere hast aber– aber–" ,,Du solltest ihm etwas Gesellschaft erlauben.", schreitet Alex' anscheinend neuer bester Freund ein und lächelt bittend. ,,Wenn sie keinen Besitzer haben.", murmel ich und gucke bewusst zu Allis, statt zu Alex. Er ist sowieso schon wieder mit Katzen streicheln beschäftigt und wollte wahrscheinlich nicht mal wirklich mit mir reden. ,,Sie sind etwas abgemagert und ziemlich klein, ich glaube eher sie wurden entweder von der Mutter verstoßen oder sie ist auf irgendwelchen Gründen weg–" ,,Schalt' nh Anzeige oder sonst was! Nerv' mich damit nicht!", rufe ich, aber spüre diesen Funken Hoffnung in mir, dass Alex nun doch wieder lächelt – wegen mir, weil ich ihm erlaube Haustiere zu haben.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt