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𝐚𝐥𝐞𝐱𝐢𝐬
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,,Rosa hat es bei meinen Besuch sogar noch angedeutet!", schluchzt er leise, ,,Und selbst als González mir heute morgen gesagt hat, dass es ihm schlechter geht, dachte ich, er hätte noch Zeit." Seine Stimme ist schwer kratzig und kaum hat er die Worte irgendwie recht stabil aus dem Mund bringen können, bricht er etwas mehr. Verzweifelt versucht er an mir Halt zu finden, während ich ihn so gut es geht stütze. Ich weiß nicht genau, wen er meint, aber es scheint ihn so sehr mitzunehmen, dass meine Fragen unangebracht sind. Alles was er braucht ist meine Unterstützung und Zuneigung. Meine Hilfe. ,,Ich hätte ihn sehen sollen! Ich habe mir doch selbst schon geschworen, nochmal zu ihm zu gehen, auch wenn er es nicht wollte!", jammert er hauchend. Diesmal wird er von seinen eigenen kläglichen Lauten übertönt. ,,Ich konnte nur noch seine Augen schließen." Ein unangenehmer Schauer fährt über meinen Rücken – der Leiche einer meiner Liebsten zu begegnen und nicht mehr tun zu können, als dessen Augen für ein friedvolles Nachleben, ist schrecklich – doch auf meine eigenen Gefühle gehe ich erst gar nicht ein. ,,Schhh...", mache ich leise und küsse seinen Haarschopf leicht. Ich will ihn beruhigen, aber ich muss auch die richtigen Worte finden. ,,Dich trifft keine Schuld." ,,Aber ich hätte– ich hätte–... Noch so viel machen können.", wimmert er vollkommen ausgelaugt. Ich schlucke schwer, schüttel meinen Kopf leicht. ,,Mach dir keine Vorwürfe. Das hast du nicht verdient."

Bedacht streiche ich weiter durch die dunklen Haare des anderen, küsse seine Stirn oder seine Nasenspitze, wenn er es wagt mir einen tränenverschleierten Blick zuzuwerfen. Vorsichtig wiege ich ihn in meinen Armen hin und her, summe derweil ganz leise eine langsame Melodie. Gerade finde ich es total schön, ihm fiede Unterstützung bieten zu können. Ihm zeigen zu können, dass Gefühle normal sind und man sie zulassen sollte. ,,Es ist in Ordnung zu trauern.", flüster ich leise. Wieder küsse ich seinen Haarschopf und streiche ein letztes Mal seine Haare zurück, bevor ich seinen Kopf etwas bestimmerischer als zuvor von mir weg drücke. Ich lächel ihm leicht zu und wische sanft die dicken Tränen von seinen Wangen. Seine Augen sind noch immer recht wässrig, aber zumindest strömen die Tränen nicht mehr über sein Gesicht. Ich komme ihm leicht entgegen und lehne meine Stirn auf seine. Ich ziehe weitere Kreise über seine Haut, schließe meine Augen selbst. ,,Tien Tien du bist stark. Du wirst es akzeptieren müssen, auch wenn es weh tut. Trotzdem, sind deine Gefühle gut, sie sind angebracht." ,,Ich weiß.", haucht er leicht kratzig. Er selbst ist es, der sich daraufhin leicht vorlehnt und seine Lippen mit einem prickelnden Gefühl auf meine legt. Überrascht einatmend, aber genießerisch übe ich leichten Druck auf seine aus. Er entspannt sich noch ein Stückchen mehr und seufzt gleich leise auf, als unsere Münder sich für eine Sekunde voneinander trennen. Dann spielen wir aber wieder gegen das Lippenpaar des jeweils anderen, tanzen miteinander.

,,Ich glaube, ich würde gerne schlafen." Ich nicke schnell und schalte das Licht aus. Étienne legt sich wieder hinter mich, seine Arme um mich geschlungen und jetzt wo er sich wieder beruhigt hat, kann ich meine Augen wieder schließen, nickt ohne nochmal seinen Geschmack von meinen Lippen aufzunehmen.

,,Darf ich deine Eltern wirklich kennenlernen?" ,,Ja.", sage ich gleich, verschränke meine Finger leicht lächelnd mit seinen, obwohl er es nicht sieht, ,,Ich würde dich ihnen gerne vorstellen.", bestätige ich nochmals. Er lächelt sanft, legt seine Lippen gespitzt in meinen Nacken und rückt noch etwas näher. ,,Ich hätte dich ihm auch gerne vorgestellt. Ich glaube, mein Vater hätte dich gemocht."

Ich halte meinen Atem an. Wie von selbst reiße ich meine Augen auf. Mein Vater. ,,D–Dein Vater?", hauche ich leise.

Sein Vater ist gestorben und ich nehme allen ernstes an, dass es bloß ein Geschäft gewesen sei, dass nicht nicht funktioniert hat, wie geplant... Was bin ich bloß für ein Menschen...

Ich rücke noch etwas enger an ihn, spüre nun seinen gesamten Körper und atme unsicher aus, als er wieder zu sprechen beginnt. ,,Er mag es, wenn man zu widersprechen weiß – außer es überschreitet eine Grenze. Ich denke, das hätte er an dir gemocht.", flüstert er. Vorsichtig drehe ich mich in seinen Armen um. ,,Wer weiß, wo die verstorbenen Seelen hinglangen – vielleicht wird er dir noch zeigen, dass er mich akzeptiert und mag.", wisper ich und wage es nochmal über seine Wange zu streichen. Er hält die Augen zwar geschlossen und hat auch wieder recht entspannte Gesichtszüge, dennoch ist sein Griff bestimmend fest und so hält er mich ganz fest bei sich. ,,Alex, ich liebe dich.", haucht er daraufhin und drückt meinen Kopf, bevor ich richtig realisieren kann, was er da gesagt hat, an seine Brust, die ebenfalls von einen Shirt verdeckt wird. Ungläubig blinzel ich ein paar mal, bevor ich mich bewusst an ihn lehne – zwar unsicher, was ich erwidern soll, aber dennoch unfassbar wohl fühlend.

Stille kehrt ein und zusammen finden wir endgültig in den Schlaf. Ich fühle mich sicher, hoffe aber gleichzeitig auch, dass ich ihm ebenfalls Sicherheit biete.

Dieser nächtliche Gefühlsausbruch lässt uns am Morgen ziemlich zerknautscht aussehen. Seine Augen sind leicht angeschwollen und zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass er richtig fertig und nicht erholt ist. Ebenfalls müde und irgendwie nicht wirklich wach, streiche ich seine Haare etwas aus seinem Gesicht und lege meine Hand auf seine Wange ab. ,,Guten Morgen.", murmel ich leise, was ihn tatsächlich lächeln lässt. Statt meine Worte aber zu erwidern lehnt er sich für einen Kuss vor und vergräbt mich halb unter sich. Nur sanft küssen wir uns, während er meinen Torso auf und ab fährt. ,,Tut mir leid, dass ich dich in er Nacht wachgehalten habe. Ich hätte dich nicht damit belasten–" ,,Halt die Klappe.", hauche ich leise und spitze meine Lippen nochmal gegen seine. ,,Ich fand es schön, für dich da sein zu können, auch wenn der Anlass... alles andere als das ist.", ergänze ich dann leise und lasse meine Hände in seinen Nacken fahren. Er nickt leicht und küsst meine Wange. ,,Du hast mir auch sehr geholfen, Baby. Trotzdem hätte das nicht passieren dürfen. Gefühle sind gefährlich, wenn es um den Kopf von all dem hier geht." ,,Aber auch du bist ein Mensch und manchmal kommen all die unterdrückten Gefühle hoch.", murmel ich und richte meine Augen auf die seinen, dessen grünes Strahlen sich leider noch zurück hält. ,,Meine Gefühle für dich will ich nicht mehr unterdrücken. Nie wieder.", murmelt er leise und lässt seinen Kopf dann auf meiner Brust nieder. Liebevoll legt er seine Arme um meinen Torso und lauscht wohl ganz bewusst meinem aufgeregten Herzschlag. Ich muss leicht lächeln. Wie weich dieser harte Mann doch gerade ist. ,,Ich will meine auch nicht verstecken.", murmel ich dann unbewusst und verstecke meine Nase in seinen gut reichenden Haaren. ,,Ich müsste eigentlich so viel tun, aber ich will dich nicht mehr loslassen.", flüstert er, ,,Bitte verlass mich nicht. Selbst wenn du keine Gefühle mehr haben solltest, verlass mich nicht." ,,Étienne, hör auf sowas zu denken.", erwider ich gleich und schüttel meinen Kopf leicht. Wie unangebracht solche Gedanken sind, kann ich gar nicht in Worte fassen. Ihm geht es gerade total schrecklich und dann kommen auch noch seine Verlustängste auf... Irgendwie verständlich, aber nicht gegenüber mir. Ich würde den Teufel tun, ihn nun einfach hier zu alleine zu lassen. Nein, dafür sind meine Gefühle viel zu stark! ,,Ich liebe dich, verstehst du?"

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt