Kapitel 11, Verlust

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Harry scheint konzentriert zu sein. Er schaut auf den Ball und dreht ihn in seiner Hand. Das Publikum ist mittlerweile still, alle warten auf den entscheidenden Moment. Ich ziehe nervös an meinem Pferdeschwanz und lasse ihn keinen Augenblick aus den Augen. Es fühlt sich an wie ein Film. Alle warten auf ihn. Harry hat die Augen geschlossen und murmelt irgendwas. Ich versuche so gut wie möglich zu lauschen, aber es ist von dieser Ferne unmöglich. Er holt die Kette unter seinem Shirt hervor und küsst das Kreuz bevor er es wieder zurücksteckt. Er öffnet wieder die Augen und betrachtet das Korb. Er geht ein wenig auf die Knie und hebt seine Arme. Er wirft den Ball.

"Und die Gewinner sind die Manhattan!" , schreit der Direktor ins Mikrofon.

Sein Team hebt ihn hoch und sie schmeißen ihn alle zusammen in die Luft. Harry freut sich wie ein kleines Kind und ich lache mit ihm mit. Die Cheerleader springen alle auf der Bank, nur ich stehe still und betrachte den Jungen.

Nachdem sich alle wieder einigermaßen beruhigt haben, setzt der Direktor mit einer weiteren Rede an.

"Es ist Zeit die besseren Cheerleader zu präsentieren." , er holt eine Karte von dem Briefumschlag raus, "Einen großen Applaus für die Regis'!"

Was? Pamela? Ich gucke schockiert zu Brooke rüber, dessen Mund ebenfalls weit geöffnet ist. Habe ich es nicht gesagt? Nie läuft was perfekt. Gibt es sowas wie Perfektion überhaupt? Dunkle Gedanken schwirren in meinem Kopf, aber ich entscheide mich dafür, sie heute Nacht wieder herauszuholen. Entschuldigend lege ich meine Hand auf Brookes Schulter, die mich lächelnd anschaut. In ihren Augen kann ich sehen, dass sie kurz vor dem Weinen ist. Ich streiche ihr über den Rücken und wir verschwinden in der Umkleide.

"Tut uns so leid, Brooke." , sagt die Gruppe. 

Brooke lächelt alle halb an und nickt. Sie wischt sich die Tränen weg und steht wieder auf. Die Mädchen haben sich fast alle schon umgezogen und sind auch schon gegangen.

"Ich schwöre dir, ich werde Pamelas Fresse nächstes Mal polieren, sodass sie sich gar nicht traut rauszugehen." , versichert Hanna allen.

Wir schauen sie alle todernst an, aber sie zuckt nur mit der Schulter. Hat sie das ernst gemeint?

"Nein Hanna. Wir werden gewinnen, aber nicht mit Schummeln. Ich werde ihr beweisen, dass wir besser sind als sie." , widerspricht Brooke.

Ich bewundere ein weiteres Mal ihr Selbstbewusstsein und wie fair sie doch ist. Anschließend ziehen wir uns auch alle um und ich fühle mich tausendmal wohler in meiner schwarzen Jeans und dem grauen Pullover. Ich löse meine Haare von meinem Pferdeschwanz und wir verlassen die Umkleide.

"Bleibt ihr noch zur Party?" , fragt Hanna.

"Welche Party?" , frage ich nichts wissend.

"Es steigt gleich eine Party für die Jungs. Das ist jedes Jahr so." , erklärt Lydia.

Eigentlich würde ich liebend gern Heim gehen und ein heißes Bad nehmen, etwas kochen und dann vor dem Fernseher sitzen. Einfach mal nichts machen und mich von all dem erholen.

"Ich kann keine Party ertragen, tut mir leid." , sagt Brooke. Ich verstehe es, wenn sie keine Party-Stimmung hat. "Bleibt ihr aber bitte da? Ich will euch das nicht versauen." , fügt Sie hinzu.

"Nein, Brooke, wir gehen mit dir." , meine ich.

"Nein, wirklich. Es würde mich trauriger machen, wenn ihr nicht bleibt."

Wir schauen uns an und nicken schließlich. Zuerst bieten wir an, ihr bis zum Parkplatz Gesellschaft zu leisten, doch sie hat wieder abgelehnt.

...

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