Kapitel 49, Gefühlschaos

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"Das ist Schwachsinn, ich will aussteigen." , protestiere ich.

Immer noch versuche ich die Tür aufzubekommen, obwohl ich ganz genau weiß, dass er sie verschlossen hat. Wütend trete ich mit dem Fuß fest gegen die Matte. Kann man nicht von innen normalerweise aufsperren? Wieso geht das nicht?

"Du machst es einem nicht wirklich schwer dich zu hassen, Harry." , zische ich.

Er schaut mich verwundert an, als hätte er diese Worte nicht erwartet. Ich kann ihn schlucken hören, so leise ist es im Auto. Wir stehen in einer Gasse oder so, denn es sind weder andere Fahrzeuge, noch irgendwelche Menschen zu sehen. Ich drehe meinen Körper nach hinten um zu schauen, ob sich wenigstens dort Menschen aufhalten.

"Wo hast du mich hingefahren?" , frage ich ohne ihn anzuschauen.

Als ich auch dort keinen entdecke, drehe ich mich seufzend wieder nach vorne. Mein Blick trifft auf ihn, aber er schaut wieder nach vorne.

"Oh, habe ich deine Gefühle verletzt?" , frage ich belustigt.

Ich hatte erwartet, dass er irgendeinen Witz nach diesen Worten ablässt, aber er ist ruhig geblieben. Für einen Moment habe ich wirklich gedacht, dass ich ihn verletzt hätte, aber er ist Harry Styles. Er ist kalt und gefühllos. Mich treffen zwei funkelnde grüne Augen, aber es ist kein positives Funkeln. Fragend hebe ich meine Augenbrauen in die Höhe und zucke dann unschuldig mit meinen Schultern.

"Komm schon Harry, du hast keine Gefühle." , sage ich offen.

Hätte er Gefühle, dann hätte er gesehen, wie verletzt ich bin. Hätte er Gefühle, hätte er meine Tränen nicht ignoriert und er hätte mir das Herz durch Pamela nicht ständig gebrochen. Hätte er Gefühle, dann hätte er mich in die Arme genommen wie Pamela. Mir ist heute etwas viel Schlimmeres vorgefallen als Pamela, und trotzdem hat er amüsiert zugeschaut. Er hat sich Zeit gelassen und zugeschaut, wie diese Fremden mich anfassen. Und danach hat er mich nicht einmal in seine Arme geschlossen und mir gesagt, dass jetzt alles gut ist. Er hat mir die Schuld gegeben, weil ich nicht in sein verdammtes Auto gestiegen bin, und dass ich auf ihn hören sollte. Sollte nach all diesen Sachen meine Wut auf ihn nicht gerecht sein?

"Du hast Recht. Viele sagen ich hätte kein Herz." , bestätigt er.

"Hast du auch nicht." , stimme ich kalt zu.

Ich verschränke meine Arme vor der Brust und versenke mich in dem Sitz. Mein Handgelenk schmerzt bei jeder Berührung, aber ich lasse mir nichts anmerken. Wie lange dieser Fleck wohl anhalten wird?

"Warum bist du überhaupt zurückgekommen?", frage ich.

Immerhin war er sichtlich genervt von mir und er ist daraufhin auch weiter gefahren. Natürlich bin ich froh, dass er gekommen ist, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Allein die Vorstellung ist mehr als ekelhaft.

"Ich konnte dich nicht alleine lassen. Es ist spät und ich weiß was für Arschlöcher sich um diese Zeit aufhalten. Und du hattest dieses Kleid an und es ist se-" , er stoppt.

Ich drehe meinen Kopf zu ihm. Er schnallt sich auch ab und legt sich mit seinem Sitz zurück.

"Wann fahren wir endlich?" , frage ich.

"Erst wenn alles besprochen ist."

Was soll besprochen werden? Wenn ich mir es so mal überlege, haben wir eine Menge zu besprechen, das würde zwei Tage laufen.

"Ich bin müde." , sage ich.

"Dann schlaf." , murmelt er.

Lächelnd nehme ich den Gurt in die Hand.

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