Kapitel 41, Alltag

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Still schaue ich ihm hinterher, wie er die Treppen eilig runter läuft und dann durch die Haustür verschwindet. Ich setze mich auf den Rand der Badewanne. Ist es nicht normal, dass ich mir gerade total verarscht vorkomme? Er kommt selber an meine Tür, obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt habe, dass ich mit ihm nicht mehr reden möchte. Und dann reden wir und er sagt, dass ich mich von ihm fernhalten soll. Ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Er bringt mich jedes Mal an den Punkt, an dem ich weine und nicht mehr weiß, was ich tun oder fühlen soll. Ich dachte immer, mein Leben in Nashville wäre schwer. Dabei ist das Leben hier in New York um Einiges komplizierter. Gerade jetzt klingelt mein Handy. Ich stürme aus dem Badezimmer während ich mir die Tränen wegwische und gehe an mein Handy ran.

"Ich bins,Zac." , ertönt seine Stimme.

"Ja,hey." , antworte ich monoton.

Ich setze mich auf mein Bett und starre in den Spiegel, der mir gegenüber ist. 

"Du hast meinen Anruf vergessen,stimmts?" , lacht er.

"Nein, ich war nur gerade beschäftigt." , widerspreche ich.

"Wie auch immer. Ich hab schon einen Plan, hör mir gut zu." 

Aufmerksam höre ich ihm zu, wie sein Plan verläuft. Ich muss zugeben, der Plan ist wirklich gut gedacht, aber die Frage ist ob es auch funktionieren wird. Zac hat mir öfter mal bestätigt, dass er ganz sicher aufgehen wird, aber ich habe da noch meine Zweifel. Trotzdem werde ich seinen Plan durchsetzen. 

"Und was wird mit den Bildern?" , frage ich.

"Ich werde sie gleich danach löschen." , versichert er mir.

"Woher soll ich wissen, dass du sie auch wirklich löscht? Du könntest Kopien gemacht haben." 

Innerlich klatsche ich mir eine rein, weil ich ihm eine gute Idee gegeben habe. Hoffentlich macht er das nicht. Ich bete dafür. Wenn irgendjemand das Bild sehen würde, würde man darüber sprechen und es würde sicherlich falsch verstanden werden. Ist man einmal das Gesprächsthema, kommt man davon nicht mehr los. Morgen wird hoffentlich auch nicht über mich geredet, wie ich die Sau auf der Party losgelassen habe. Das wäre sowas von peinlich und unangemessen. Und das Schlimmste wäre, wenn die Lehrer was davon erfahren würden. Eine gute Schülerin mit widerlichen Partyvorsätzen? Ich schüttle den Kopf über meine eigenen Gedanken. Es fasziniert mich wirklich, wie ich aus allen Sachen etwas großes mache. Wie bin ich von Kopien auf das Szenario gekommen, dass ich ein gutes Mädchen über Tag und ein wildes Mädchen über Nacht bin? Eine Karriere als Drehbuchautorin wäre gar nicht so unmöglich.

"Ehrlich gesagt kannst du das nicht wissen, aber ich bin nicht so ein Typ. Ich kümmere mich nur um meine Sache, der Rest interessiert mich nicht. Würde ich mir sicher sein, dass du den Plan auch ohne die Bilder eingehen würdest, würde ich sie sogar schon längst gelöscht haben." , antwortet er.

"Okay, ich glaube dir." , sage ich und meine es auch so.

Ich weiß nicht warum ich ihm gleich vertraue, dass er das auch wirklich so meint, aber ich tue es. Ich glaube, dass ich ein viel zu naiver Mensch bin und immer das Gute in den Leuten zu sehen versuche. Aber dann gibt es da noch Leute, bei denen es einfach nichts Gutes zu sehen gibt. Natürlich denke ich an Pamela und ich lobe mich wieder dafür, dass ich mich selber so schnell ablenken lasse.

"Gut, dann sehen wir uns bald." 

"Ja, bis dann." , bestätige ich und lege auf.

Seufzend schmeiße ich mich zurück. Augenblicklich richte ich mich auf und nehme Harrys Kissen in meine Hand. Es fühlt sich so weich in meiner Hand an, dabei ist es genau das Gegenteil. Wütend schleudere ich das Kissen in eine Ecke. Dann gehe ich ins Badezimmer, dusche mich schnell ab, putze mir die Zähne und ohne meine Haare zu föhnen, lege ich mich dann ins Bett.

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