Kapitel 59, Stolz und Lügen

183 12 1
                                    

Ich spüre wieder wie eine warme Hand meine umfasst. Ich muss dringend von hier verschwinden, bevor mir eine Träne kommt. Es reicht schon, wenn meine Freundinnen über die Sache bescheid wissen, die Jungs müssen es nicht wissen. Für eine viel zu lange Zeit schaue ich Pamela an, wie sie ihre Arme um ihn schließt und er sie nur verwundert anschaut. Dann trifft sich mein Blick mit dem von Harry. Er schaut mich durchbohrend an, als hätte ich dazu beigetragen, dass sie nun an ihm klebt. Ist er wirklich böse auf mich, dass ich Pamela verletzt habe? Natürlich zieht er seine Freundin dir bevor,Katherine.

"Oh, haben wir dein Herzchen gebrochen?" , fragt Hanna amüsiert.

"Hanna." , warnt Niall.

Sie schaut ihn genervt an und verdreht daraufhin die Augen. Eine unangenehme Stille entsteht und jeder schaut jeden an. Kann es noch peinlicher werden? Der Blickkontakt zwischen mir und Harry bricht für keine Sekunde ab. Ich versuche wirklich hart etwas von seinen Augen ablesen zu können, aber er lässt es nicht zu. Ich presse meine Zähne aufeinander um den Tränen ihren Lauf nicht zu lassen. Ich weiß immer noch nicht wer meine Hand hält, aber sie beruhigt mich. Ich kann von den Blickwinkeln sehen, dass die Halle sich schon ziemlich geleert hat. Mit jeder vergangenen Sekunde in der wir uns so anschauen, bricht mein Herz noch mehr. Er wird mich nicht so halten wie er Pamela hält, er wird mich nicht so anschauen wie er sie anschaut. Das alles wird mir mit diesem intensiven Blickkontakt klar. Es ist, als würde er es mir mit seinen Blicken zu verstehen geben.

"Wollt ihr einen Witz hören?" , unterbricht Louis die Stille.

Mehrere Seufzer treten hervor und ich bin mir sicher, dass Zayn und Hanna ein Part darin spielen. Endlich schaffe ich es den Blickkontakt abzubrechen. Ich schaue auf die Hand herunter und wie ich es vermutet hatte, ist es Brookes Hand.

"Lasst uns gehen." , sagt Lydia.

"Ja, jemand scheißt hier in die Stimmung." , stimmt Hanna zu.

Augenblicklich richten sich wieder alle Augenpaare auf sie, aber sie zuckt nur mit den Schultern.

"Ja, gibt mir nur eine Minute." , murmele ich. Ich löse Brookes Hand von meiner und verschwinde mit schnellen Schritten aus der Halle.

Sobald ich mich umgedreht habe, strömen die Tränen auch schon raus. Ich mache keine Anstalten sie mir wegzuwischen, da sie sowieso wieder ersetzt werden. Halb laufend suche ich die Toilette auf und drücke die Tür hinter mir gleich zu. Ich lehne mich gegen die dreckige Tür und schließe meine Augen. Ich erinnere mich an die Zeit vor zwei Monaten, als ich neu in New York City gelandet bin. Ich war so glücklich, dass sich mir eine neue Welt eröffnet hatte in der ich endlich mein Leben ausleben würde. Und nun, zwei Monate später stehe ich wieder am Anfang. Ich hatte einen Plan, ich wollte verändern wer ich war. Jemanden ohne diese Vergangenheit. Aber wann gehen meine Pläne auf? Ich zweifle schon daran, ob die Entscheidung nach New York zu ziehen wirklich so gut war. Womöglich hatte Harry von Anfang an Recht als er gesagt hat, ich würde nicht in diese Welt passen. Oder als Rose vorgeschlagen hat wieder zurückzukehren. Wie konnte ich nur so viel Selbstvertrauen haben, dass ich wirklich gedacht habe ich könnte das schaffen? Wie dumm bin ich eigentlich nur? Hier bin ich wieder - Katherine Davis, das Mädchen das nie ihr Glück finden wird.

Ich stoße mich von der Tür ab und gehe auf das Waschbecken zu. Ich hebe meinen Kopf und schaue mein Spiegelbild an.

Du wirst dich nie verändern können,Katherine. Du denkst du läufst von der Vergangenheit weg, doch dabei läufst du nur im Kreis. Schon in Nashville hat das Schicksal es nicht gut gemeint mit dir, warum sollte es dann in New York anders sein? Nur weil du mehrere Kilometer von den Geschehnissen entfernt bist heißt es noch lange nicht, dass sie dich loslassen. Du wirst für immer mit deinem großen Fehler leben müssen. Harry ist deine Strafe für Katharina und du kannst dem Teufel nicht entkommen, ehe du deine Sünde abgezahlt hast. Und diese Sünde wirst du bis ans Ende deines Lebens nicht begleichen können.

Never TellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt