Never Tell

Kapitel 27, Vorbereitung

Es vergehen mehrere Minuten und keiner von uns bricht das Schweigen. Es ist nicht mal unangenehm und das ist etwas gutes. Irgendwie verletzt es mich ein wenig, dass er seine Arme nicht auch um mich schlingt, so wie ich es bei ihm tue, aber das nehme ich ihm nicht übel. Er ist jetzt aufgebracht und das kann ich verstehen. Ich habe schon bemerkt, dass er nicht der Typ für romantische Sachen ist. Langsam löse ich mich von ihm und stelle mich wieder auf den Fleck vor ihm. Sein Ausdruck ist viel weicher geworden als vorhin. Ein kleines Lächeln umspielt meine Lippen als ich sehe, wie er versucht sich zu beruhigen. Die Schlüssel sind immer noch in meinen Händen und es hat mich wirklich überrascht, dass er nicht versucht hat, es mir mit Gewalt wegzunehmen. 

"Was ich dir sagen wollte ist, dass ich diese Entscheidung nicht treffen wollte." , murmele ich leise.

Immer noch schaut er mich schweigend an. Ich weiß nicht wie ich dieses Schweigen andeuten soll, aber ich weiß, dass er nicht mehr wütend ist. Was ist, wenn er einfach nur enttäuscht ist? Lächelnd reiche ich ihm die Schlüssel, aber er schaut sie nur emotionslos an.

"Willst du sie nicht mehr?" , lache ich.

Ich schwanke mit den Schlüsseln hin und her. Erst schaut er mich wie immer ausdruckslos an und dann greift er nach seinen Schlüsseln. Ohne ein Wort zu sagen, dreht er sich wieder um und sperrt das Haus auf.

"Gute Nacht." , flüstere ich lächelnd.

Harry nickt und schließt die Tür. Habe ich was falsch gemacht? Langsam bereue ich die Umarmung. Wieso muss er sich so komisch verhalten? Seufzend gehe ich wieder nachhause.

...

Lächelnd gehe ich auf meine Freunde zu, die auf der Bank sitzen.

"Hi." , begrüße ich sie grinsend.

"Grüß Gott." , begrüßt mich Hanna todernst.

Fragend schaue ich Brooke und Lydia an.

"Sie bereitet sich auf Deutsch vor." , flüstert Lydia kichernd.

"Warum? So?" , ich zeige mit dem Finger auf Hanna, die ihre Augen geschlossen hat und wie bekloppt grinst. Heute hat sie gar keine Schminke drauf und ihre Haare sind fest zusammen geflochten. Sie hat ein Blümchenkleid an und ich bezweifle, dass es ihr gehört.

"Ihre Eltern sind wieder zurück. Und sie sind wirklich streng und super deutsch. Ms. Lance will mit ihren Eltern reden und sie weiß nicht, ob es um sie geht oder um Niall. Deswegen muss sie jetzt gut mitmachen und schleimen, damit Ms.Lance nur Gutes über sie redet. Sonst gibt es Probleme mit ihren Eltern." , erklärt sie mir.

"Und nun, Freunde der Sonne, möchte ich euch dafür anregen, mich in unser Klassenzimmer zu begleiten. Ms.Lance liebt pünktliche Schüler." , sagt Hanna und steht mit einem Sprung auf.

Schweigend folgen wir ihrer Anweisung.

...

Im Klassenzimmer finden wir uns erstmal in der gewöhnlichen Situation wieder. Meine geliebten Nachbarn haben sich in einen Kreis gesetzt und lachen lauthals.

"Und dann wollte sie mehr." , lacht Zayn.

"Ein Scheiß!" , schnaubt Louis unglaubwürdig.

"Man kann nicht genug von mir haben." , erwidert Zayn stolz.

Harry, Niall und Liam lachen sich dort halbtot auf ihren Stühlen. Ich nehme an, wegen der Diskussion zwischen Zayn und Louis. Ja,wirklich lustig wie sie mit den Mädchen spielen, als wären sie deren Puppen.

"Brüderchen, wenn du so lieb wärst und bitte deine Füße vom Tisch nehmen würdest." , unterbricht Hanna deren Gelächter.

Ganz liebevoll lächelt sie ihren Bruder an, der genau so geschockt ,wie der Rest seiner Gruppe, zu ihr blickt. Mit offenem Mund nimmt er tatsächlich seine Füße vom Tisch.