Kapitel 18, Nähe

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Meine Kinnlade fällt runter, als ich ihn vor mir stehen sehe. Er schaut mich wütend und besorgt zugleich an. Rose betritt auch das Badezimmer und ihr Blick fällt gleich auf den Boden. Alles liegt praktisch zerstört auf dem Boden. Die beiden schauen mich fassungslos an und ich Sie ebenso.

"Meine Güte." , flüstert Rose und hält die Hand vor den Mund.

Ich verstecke mein Gesicht in meine Hände. Harry soll mich so nicht sehen. Ich höre die beiden flüstern, aber ich verstehe nicht was Sie sagen. Dann höre ich, wie sich Schritte entfernen. Bitte lass es Harry sein. Vorsichtig hebe ich meinen Kopf und zu meinem Pech steht Harry immer noch auf dem selben Fleck. Er betrachtet mein Kunstwerk und dann schaut er wieder zu mir.

"Was hast du gemacht?" , seine Stimme scheint wütend, aber er versucht ruhig zu bleiben.

Ich merke es sofort an seiner Ader. Die Ader ist nur leicht da und das wiederum erleichtert mich. Er kommt einen Schritt auf mich zu, aber ich strecke ihm meine Handfläche warnend entgegen.

"Komm nicht." , sage ich.

Er kommt noch einen Schritt auf mich zu.

"Stopp!" , schreie ich.

"Katherine." , flüstert er.

"Siehst du nicht, wie zerstört ich bin?" , flüstere ich zurück.

Er schüttelt seinen Kopf und kommt mir trotz meiner Warnung näher. Harry setzt sich auf den Rand der Badewanne. Er schaut mich wieder mit diesem durchbohrenden Blick an.

"Warum hast du das getan?" , fragt er ohne jegliche Verurteilung in seiner Stimme.

"Weil ich es nicht mehr aushalte." , flüstere ich.

Harry vertraue ich komischerweise. Er ist mir so nah und ich weiß, dass er mich verstehen wird. Ich fühle es einfach, dass er auch sowas ähnliches durchmachen musste.

"Deswegen hast du dein ganzes Badezimmer zerstört?" , fragt er misstrauisch.

Was? Badezimmer? Oh Gott. Ich schüttle meinen Kopf. Natürlich weiß er nichts von meinem Selbstmordversuch. Ich schaue ihn nur an, ohne auf seine Frage zu antworten.

"Was sind diese Blasen auf deinem Gesicht?"

"Hautausschlag?" , lüge ich.

"Wieso klingt deine Antwort wie eine Frage?" , er kneift seine Augen und schaut mich unglaubwürdig an.

"Kommt dir so vor."

Er nickt nur misstrauisch. Ich bin mir sicher, dass er mir das nicht abgekauft hat, aber ich bin froh, dass er es nicht weiter hinterfragt.

"Wo ist Rose hingegangen?" , frage ich.

"Weiß nicht." , er zuckt mit den Schultern.

"Harry?" , seufze ich und verdrehe meine Augen. "Ich habe euch flüstern gehört, ich bin nicht taub."

"Spazieren?"

"Wieso klingt deine Antwort wie eine Frage?"

"Kommt dir so vor." , diesmal grinst er.

Ich habe keine Ahnung was er Rose gesagt hat, denn eigentlich würde Rose mich in so einer Situation mit Sicherheit nicht alleine lassen. Und erst Recht nicht mit einem ihr Fremden.

"Steh auf von da." , er zeigt auf die Badewanne.

"Nein." , widerspreche ich.

"Doch."

"Nein." , ich verdrehe meine Augen.

"Du verdrehst deine Augen und das hasse ich."

Mit Absicht verdrehe ich meine Augen noch einmal und er schüttelt daraufhin seinen Kopf. Harry trägt heute ausnahmsweise mal ein weißes Hemd.

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