Never Tell

Kapitel 70, Eis

Gleich nachdem Harry mich nachhause gebracht hat, habe ich mich unter die Dusche gestellt. Es war ein entspannendes Gefühl, einen leeren Kopf zu haben. Kein Harry,keine Pamela,keine anderen Probleme. Nach dem Duschen habe ich mir die Haare geglättet und mich gleich an die Arbeiten für Morgen gesetzt.

Ich muss mir wirklich mal Gedanken über meinen zukünftigen Beruf machen. Schon als kleines Kind wollte ich immer Medizin studieren, doch nachdem ich Rose kennen gelernt habe, hat sich dieser Wunsch geändert. Rose ist Psychologin geworden, weil sie nicht gut genug war für eine Chirurgin. Ihre Punkte haben bei ihrem Test damals nicht ausgereicht und heute ist es erst Recht nochmal um einiges schwieriger geworden. Ich habe Angst, die ganzen Examen nicht meistern zu können. Denn dann wären meine ganzen Anstrengungen und all diese Jahre umsonst. Wenn ich so überlege, weiß ich aber nicht, was sonst noch in Frage kommen würde. Außer der Schwierigkeit von Medizin, sind die Kosten das nächste Problem. Mit dem Geld, dass ich durch das Kellnern bekomme, werde ich beim Medizinstudium mit Sicherheit nicht auskommen. Die einzige Möglichkeit die mir helfen könnte, ist ein Stipendium. Doch bin ich wirklich gut genug für ein Stipendium? Ich müsste meinen Abschluss mit einer 1,0 beenden und gute Worte von dem Direktor bekommen. Desweiteren wäre eine Erfahrung im medizinischen Bereich sehr nützlich. In Nashville habe ich immer geträumt, auf die Vanderbilt School of Medicine zu gehen und dort meine Ausbildung zu erreichen. Damals hatte ich jedoch auch nicht daran gedacht, einmal nach New York umzuziehen. Da ich nun hier lebe, ist die New York University School of Medicine meine erste Wahl. Jedoch ist es nicht gerade einfach dort angenommen zu werden und somit muss ich mich zunächst einmal auf dem Manhattan College zurecht finden. Ich muss nun die nächsten Wochen wirklich Vollgas geben und nur noch lernen, statt auf dämliche Partys zu gehen und verschlafen in der Schule aufzutauchen. Wenn ich es bis zum Ende dieses Semesters schaffe, meine Noten drastisch zu steigern, dann besteht noch die Möglichkeit auf einem College oder an einer Universität angenommen zu werden, die sich explizit auf Medizin beschränkt. Die ganzen Gedanken bereiten mir wieder Kopfschmerzen, weshalb ich mich gleich ins Bett lege.

...

In der Schule angekommen, treffe ich zuerst auf Brooke. Sie sitzt alleine auf der Bank.

"Hey." , begrüße ich sie mit einer Umarmung.

Sie erwidert meine Umarmung, woraufhin wir gemeinsam auf der Bank Platz nehmen. In der Früh musste ich erneut an das Medizinstudium denken. Wir sollten eigentlich schon längst wissen, was wir später einmal werden wollen. Schließlich haben wir dementsprechend unsere Fächer gewählt. Es war reines Glück, dass ich Chemie und Biologie nicht abgewählt hatte damals, denn es wird für das Medizinstudium vorausgesetzt. Es ist von Vorteil, dass man sich hier mit der Gesundheit beschäftigt, doch eine Medizinschule wäre immer noch sinnvoller.

"Worüber denkst du nach?" , fragt sie.

"Über unseren Abschluss." , seufze ich. Ich drehe meinen Kopf zu ihr. "Was möchtest du nach dem College tun?"

Ein breites Lächeln bildet sich auf ihrem Gesicht aus. Sie weiß anscheinend schon längst, was sie später einmal werden möchte. Ich spitze die Ohren und schenke ihr meine volle Aufmerksamkeit.

"Ich weiß nicht wie du darauf kommst, wir sind schließlich noch frisch am College." , sie grinst. "Hier gibt es zwar ein tolles Programm für Kunst, aber ich brauche mehr. Später einmal will ich Modedesignerin werden. Ich will ganz groß rauskommen, jeder soll mich kennen und alle sollen meine Klamotten tragen."

Ich schaue sie grinsend an. Ich kann mir schon vorstellen, wie sie nach Jahren ihre eigene Marke rausbringen und zu den berühmtesten Modedesignern gehören wird. Sie wird förmlich in Geld schwimmen, wie unsere restlichen Freunde. Brooke und ich scheinen in unserem Freundeskreis die Einzigen zu sein, die nicht stinkreich sind. Nicht einmal annähernd.