Kapitel 15, Nasenbluten

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Seit einer halben Stunde sind wir im Krankenhaus. Harry wurde in ein Zimmer gebracht und mir wurde gesagt, ich solle hier warten. In diesem Flur sind nur zwei weitere Personen, die aber weiter weg von mir sitzen. Die eine Frau mit den blonden Haaren hat ihr Gesicht in ihre Hände gelegt und weint. Der Mann der noch steht, geht ganze Zeit hin und her. Mir wird schwindelig. Ich konzentriere mich wieder auf die Tür die mir gegenüber ist - dort ist Harry.

Etwa fünf Minuten später kommt ein alter Mann mit weißen Haaren heraus. Schnell stehe Ich auf.

"Sind Sie ein Familienmitglied?"

"Nein." , ich schüttle den Kopf. Was bin Ich eigentlich? Eine Freundin? Der Arzt auf dessen Schild "Dr. Brafford" steht, schaut mich fragend an. "Eine Freundin."

Er nickt und schaut mich noch einmal durchbohrend an.

"Er hatte sehr viel Nasenbluten und wir konnten es nur schwer stoppen. Der Patient muss über die Nacht hier bleiben und sich ausruhen. Im Moment schläft er."

Ich nicke langsam und verdaue kurz was er gesagt hat. Komischerweise braucht mein Gehirn länger als sonst um eine Information zu verdauen.

"Wissen Sie ob er so etwas öfter hat?" , fragt er.

Ich will erst Nein sagen, aber dann fällt mir der Tag ein, an dem er bei mir übernachtet hat. Mitten in der Nacht hatte er Nasenbluten. Soll Ich es ihm sagen? Harry wird es mit Sicherheit nicht gefallen. Aber es geht um seine Gesundheit, richtig?

"Letztens hatte er auch Nasenbluten. Aber Ich kenne ihn nicht so gut. Das passiert zum zweiten Mal seit ich ihn kenne."

Er notiert es sich und schiebt seine Brille noch einmal hoch.

"Und seit wann kennt ihr euch?"

"Drei Wochen."

"Und hatte er letztes Mal auch so starkes Nasenbluten?"

"Ja, ich konnte es auch nur schwer stoppen." , antworte Ich ehrlich.

Es war so frustrierend. Ich hatte keine Ahnung was Ich tun sollte und er hat mir auch nichts gesagt. Er scheint jedes Mal wie versteinert zu sein, genau so wie eben.

"Wie gesagt, der junge Mann muss über die Nacht hier bleiben, morgen kann er dann entlassen werden. Können Sie seine Eltern anrufen? Das würde er bestimmt wollen. Ich muss nun zum nächsten Patienten, aber Ich werde später wieder vorbei schauen." , informiert er mich.

Dr.Brafford geht an mir vorbei und Ich starre immer noch auf den Fleck auf dem er gerade noch stand. Seine Eltern? Ich weiß nichts über Sie. Vorsichtig öffne Ich die Tür in sein Zimmer. Mit leisen Schritten gehe Ich in das Zimmer. Harry schläft tief und fest und Ich kann sein Schnarchen hören, welches mich zum schmunzeln bringt. Das Blut in seinem Gesicht ist nicht weggewischt und in seinen Nasenlöchern wurde Watte rein geschoben. Wenn das keine ernste Situation wäre, hätte Ich mich über sein Aussehen lustig gemacht. Auf seinem T-Shirt ist Blut, auch an seiner rechten Hand. Auf der Kommode neben dem Bett stehen Taschentücher. Ich nehme ein paar raus und mache Sie anschließend auf der Toilette nass. Behutsam setze Ich mich auf das Bett und nehme seine Hand in meine. Langsam wische Ich ihm das Blut weg. Seine Hand fühlt sich rau und kalt an, und als Ich Sie umdrehe kann Ich seine geschwollenen Knöcheln sehen. Ohne ihm weh zu tun, hoffe Ich jedenfalls, wische Ich rüber. Seine Finger sind lang und er trägt einen Ring. Ich schaue ihn mir genauer an, es hat eine Art Flüssigkeit drinnen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, lege Ich das feuchte Tuch auf seine Nase. Achtsam wische Ich über seine rote Nase um das Blut wegzukriegen. Er schaut wirklich schrecklich aus. Harry stöhnt aber öffnet seine Augen nicht. Schnell ziehe Ich das Tuch weg. Habe Ich ihm weh getan? Paar Sekunden später wische Ich ein zweites Mal über dieselbe Stelle, bis es gereinigt ist. Ich fahre mit dem Tuch weiter runter bis Ich an seinen Lippen ankomme. Als Ich darüber wische, öffnen sich seine Lippen ein wenig weiter. Sein Schnarchen wird etwas lauter und es bringt mich erneut zum Lächeln. Egal wie scheiße er zu mir ist, ich lande wieder bei ihm. Er wirkt wie ein Magnet auf mich.

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