Kapitel 50, Sportzwang

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Ein lautes Gehämmer weckt mich aus meinem tiefen Schlaf. Gähnend öffne ich erst das eine Auge, dann das andere. So einen langen und schweren Tag wie gestern hatte ich beinahe noch nie. Ich habe immer noch das Zeug von gestern an, weil ich zu müde war, mich umzuziehen. Das Gehämmer wird immer lauter und seufzend rolle ich mich aus dem Bett. Der Wecker neben meinem Bett zeigt mir an, dass es punkt 06:00 Uhr morgens ist. Wer ist so früh da? Die Post? Ich gehe die Treppen langsam herunter, während ich dabei das Kleid zurecht ziehe. Plötzlich übersehe ich eine Stufe und finde mich wenige Sekunden später mit dem Gesicht auf dem Boden wieder. Das Gehämmer wird nicht ruhiger, was ist das für ein Postmann? Ich richte mich stöhnend wieder auf. Der blaue Fleck hat kurz weh getan, aber es ist zum Aushalten.

"Wer ist da?" , rufe ich.

"Eine sehr süße Person." , ruft die Stimme zurück.

Diese Stimme kommt mir sehr bekannt vor. Augen verdrehend gehe ich auf die Tür zu.

"Harry, bist du es?" , rufe ich seufzend.

Ich öffne die Tür und in der Tat steht er grinsend vor mir.

"Wie sie an mich denkt, wenn sie süße Person hört." , er wackelt mit den Augenbrauen.

Ich schaue ihn genervt an. Sein Grinsen wird zu einem Lachen als er mich mustert. Er hat wirklich alle Nerven dazu, nach seiner Aussage vor meiner Tür aufzutauchen? Soll ich jetzt wirklich so tun, als wäre ich seine Freundin? Eine ganz normale Freundin? Ich verdränge die Gedanken, als er sich vor Gelächter schon auf die Knie klopft.

"Was?" , frage ich gereizt. "Es ist 06:00 Uhr morgens, was machst du hier überhaupt?"

Auch ich beäuge ihn für einen Moment. Er hat zur Abwechslung heute mal ein weißes T-Shirt, und wenn man genau hinschaut, sieht man sogar paar seiner Tattoos durch. Die Sonne scheint und lässt seine Augen beinahe durchsichtig wirken. So gar nicht wie Harry, hat er heute keine Stiefel an, sondern irgendwelche Sportschuhe.

"Checkst du mich gerade ab?" , fragt er amüsiert. Er zeigt mit dem Zeigefinger auf sich runter und dann wieder hoch. Dieses nervige Grinsen.

Ich rubble mir über die Augen, um endlich meine Sinne wieder zu sammeln.

"Du siehst scheiße aus." , stellt er belustigt fest.

Ich schaue ihn mit offenem Mund an. Er ist manchmal wirklich zu direkt. Kann er seinen Mund nicht einmal halten, für einen guten Zweck?

"Danke." , antworte ich schnippisch.

Er drängt sich an mir vorbei und schließt die Tür hinter sich zu. Fragend schaue ich ihn an. Was soll das Ganze hier eigentlich? Ich habe gerade mal drei Stunden schlafen können, da er mich gestern erst um 03:00 Uhr nachhause gefahren hat. Dieses Gespräch war ja so wirklich dringend.

"Mach dich fertig und dann gehen wir." , weist er mich an.

Wieder schaue ich ihn ausdruckslos an. Das kann doch wohl nur ein schlechter Scherz sein. Er macht mir meine Miene nach und genervt seufze ich. Daraufhin schüttle ich meinen Kopf, als hätte ich nicht ganz verstanden was er gesagt hat. Er schnipst mit dem Finger vor meinem Gesicht.

"Ich weiß, du liebst es mich anzustarren, aber du musst dich endlich mal fertig machen." , neckt er mich.

"Was soll das? Es ist früh, ich geh nirgendwo mit dir hin." , widerspreche ich genervt.

"Gut, ich erwarte dich in spätestens fünfzehn Minuten im Wohnzimmer." , sagt er lächelnd.

Er geht an mir vorbei und schubst mich dabei auch noch an der Schulter, sodass ich zurück stolpere. Fassungslos schaue ich ihn an, wie er sich auf mein Sofa legt und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Grinsend schaut er mich an.

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