Kapitel 16, Eiskalt

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Und mit diesem Satz entfernt er sich von uns. Ich schaue ihm fassungslos hinterher, wie er die Straße überquert und nicht in sein Haus geht.

"Chace?" , ich umfasse mit beiden Händen sein Gesicht.

"Alles okay." , versichert er mir und richtet sich vorsichtig wieder auf.

Ich stelle mich ihm gegenüber. Seine Augenbraue ist aufgeplatzt. Ich lege meine Hand auf meinen Mund und schaue die Wunde erschrocken an.

"Mach dir keine Sorgen, so schlimm ist das nicht." , beruhigt er mich.

Anscheinend geht er damit viel gelassener um als ich. Ich komme immer noch nicht damit klar, dass Harry ihm eine Faust verpasst hat.

"Sollen wir ins Krankenhaus?" , frage ich besorgt.

"Ich kriege das schon hin, keine Sorge, wirklich."

Er legt seine Hand auf meine Schulter, um mich wieder runterzukriegen. Wie oft ich in diesen drei Wochen schon im Krankenhaus war.

"Ich geh dann mal."

"Soll ich mitkommen?"

Ich schaue abwechselnd in seine Augen und auf seine Wunde.

"Katherine" , er atmet tief aus , "Ich krieg das hin, wirklich."

Ich nicke zögernd, denn eigentlich würde ich gerne mitgehen. Er zieht mich in eine unerwartete Umarmung.

"Ruf mich an, wenn du zuhause bist, ja?"

"Mach ich." , verspricht er mir.

Wir lösen uns von der Umarmung. Chace steigt in sein Auto und startet den Motor. Ich schaue ihm hinterher, bis er nicht mehr zu sehen ist. Der Wind bringt meine Haare durcheinander, aber im Moment ist mir das egal. Es ist das Einzige, das ich hören kann.

...

Nach einer Dusche lege ich mich ins Bett. Ungeduldig warte ich auf den Anruf von Chace. Wie geht es ihm jetzt? Wo ist er? Ich hoffe es geht ihm gut. Mit der Zeit wächst meine Sorge. Rechtzeitig klingelt mein Handy, das ich in Rekordzeit an mein Ohr drücke.

"Chace?" 

"Hey."

"Wie geht es dir?" , frage Ich besorgt.

"Es geht mir gut."

Ich atme erleichtert aus.

"Warum ist das passiert?" , frage ich vorsichtig.

"Das solltest du wirklich mit Harry besprechen." , murmelt er.

"Er wird mir nichts erzählen, da bin ich mir sicher." , brumme ich.

Ich höre ihn am Hörer seufzen.

"Ich kann dir nur sagen, dass er mich so ziemlich hasst."

"Aber warum?" , frage ich neugierig.

Was könnte denn nur passiert sein? Deine Vergangenheit ist auch nicht gerade ganz blank, Katherine. Ich schalte den Ton meines Inneren stumm und konzentriere mich voll und ganz auf Chaces Stimme.

"Es ist besser, wenn du es nicht weißt, Katherine. Ich will dich da nicht mit reinziehen."

"Na gut." , murmele ich leicht enttäuscht.

Wie gern ich es doch nur wissen würde. Ich will Chace die Sache nicht schwieriger machen. Am Ende gibt es größere Probleme zwischen den Beiden, weil er es mir verraten hat. Das ist absolut das Letzte was ich wollen würde.

...

Mitten in der Nacht klingelt es an der Türe. Ich richte mich mühsam auf und reibe mir nochmal über die Augen. Mein Gähnen unterdrücke ich, als ich die Treppen hinuntergehe. Wer kommt um diese Uhrzeit? Es klingelt nochmal an der Tür. Genervt reiße ich die Tür auf.

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