Kapitel 30, Ausflug

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Wie kann er es wagen mich zu küssen? Mit beiden Händen drücke ich gegen seine Brust, um ihn von mir zu lösen, aber daraufhin beißt er unsanft auf meine Unterlippe. Ich wimmere vor Schmerz, aber es hält ihn nicht davon ab. Rücksichtslos drückt er mich gegen meinen Kleiderschrank. Ohne den Kuss abzubrechen, nimmt er meine Hände von seiner Brust und hält sie mit nur einer Hand über meinem Kopf fest. Ungeschickt versuche ich meine Hände von seinem Griff loszureißen, aber es bleibt erfolglos. Harry ist zu stark für mich. Die letzte Möglichkeit sehe ich darin, ihm kräftig auf die Lippen zu beißen. Gesagt, getan. Schnell zieht er sich zurück und hält sich die Unterlippe zwischen seinem Daumen und Zeigefinger fest.

"Was zur Hölle tust du?" , schreie ich ihn an.

Ich gehe auf ihn zu und schubse ihn fest nach hinten. Er stolpert hinter, aber kriegt sich gleich wieder ein.

"Du hast Gin getrunken." , stellt er fest.

Fassungslos schaue ich ihn an. Das ist seine erste Reaktion? Er lässt seine Lippe los und schaut seine Finger an, auf denen Blut ist. Dann grinst er und leckt sich über die Lippen.

"Ich hasse dich!" , schreie ich ihn wütend an. 

Ich gehe auf ihn zu und schubse ihn ein weiteres Mal. Unerwartet greift er meine Hände und ich bin nicht dazu fähig, sie zurückzuziehen.

"Lass mich los!" , fauche ich. Ich schaue ihn wütend an und er erwidert meinen Blick. Seine Augenbrauen hat er zusammengezogen und seine Lippen hat er auf eine Linie gepresst.

"Du hasst mich nicht." , flüstert er ernst.

"Und ob ich das tue, Harry." , ich schaue abwechselnd in seine Augen. "Ich hasse dich so sehr, weil du ein verdammtes, arrogantes Arschloch bist. Ich hasse dich so sehr, dass du mich geküsst hast, obwohl ich es nicht wollte. Und i-"

"Du wolltest es." , unterbricht er mich.

Er schaut mich halb wütend und halb lächelnd an.

"Schon vergessen was ich dir vorhin gesagt habe? Erstens bin ich nicht Pamela oder sonst irgendein Mädchen, die du geküsst oder sonst was gemacht hast, und zweitens beweist du immer wieder, dass du ein arroganter Arsch bist."

Meine Stimme ist ruhig als ich ihm diese Worte vorwerfe. Er schaut mich sprachlos an, sein Mund leicht geöffnet. Harry lässt meine Hände los und ich fahre sofort mit meinen Fingerspitzen über meine Handgelenke.

"Ich habe dir ausdrücklich gesagt, dass du kein Alkohol trinken wirst." , wiederholt er ruhig.

Ich lache kurz auf.

"Verstehst du es nicht, Harry? Du kannst mir nichts sagen." , widerspreche ich.

Er nimmt seine Oberlippe zwischen seine Zähne und kneift seine Augen zu einem kleinen Schlitz zusammen. Langsam nickend dreht er sich um und geht auf die Tür zu. Ich denke er hat gerade etwas wie "Werden wir sehen" gemurmelt, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Er öffnet die Tür und knallt sie laut zu. Was sollte das eben? 

...

Zum Glück ist heute Samstag, auf Schule hätte ich ganz besonders heute keine Lust. Fürs Frühstück habe ich mir Pfannkuchen gemacht. Während ich esse, schweifen meine Gedanken jedes Mal an das Ereignis von gestern ab. Ungewollt fahre ich mit meinen Fingerspitzen über meine Lippen. Heute Morgen habe ich beim Spiegel gesehen, dass sie etwas angeschwollen sind. Ich verstehe nicht ganz, warum er mich gegen meinen Willen geküsst hat. Dieser Kuss kam einfach so überraschend und ich wusste nicht, wie ich handeln sollte. Er kann Pamela nicht mit mir betrügen, auch wenn sie es ja verdient hätte. Ich hasse sie, aber ich werde nicht das Mädchen sein, mit der Harry sie betrügen kann. Er ist so eingebildet und anscheinend kann er es nicht einmal zugeben. Der Kuss war so grob und definitiv alles andere als zärtlich. Nur durch den Kuss konnte er feststellen, was ich getrunken hatte und das ist mehr als genug um zu beweisen, dass er damit Erfahrung hat. Diese Tatsache löst bei mir kurze Übelkeit auf, welches sofort wieder verschwindet. Bevor ich meine vorherigen Fragen über Harry lösen kann, tauchen neue auf.

Never TellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt