Kapitel 80, neue Spiele

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"Aber jetzt musst du wirklich von mir aufstehen." , fordere ich ihn lachend auf.

Er murmelt leise etwas, ehe er zuerst das eine Bein, dann das Andere auf den Boden stellt. Er streicht sich die nicht vorhandenen Falten von seinem T-Shirt. Ich erwarte, dass er mir seine Hand hinhält und mich hochzieht, aber stattdessen schaut er mich belustigt an. Nachdem ich ihn innerlich verflucht habe, stehe ich etwas ungeschickt vom Sofa auf und mache ihm seine Geste nach. Wie so oft war das wieder mal ein Beispiel dafür, wie schnell sich die Situation zwischen uns wechseln kann.

"Ich habe zwei Stunden bis ich gehen muss." , teile ich ihm mit.

"Wohin?" , fragt er.

"Zur Schule natürlich." , antworte ich.

Ein kleines "Hm" ist alles was er dazu sagt. Er setzt sich erneut auf das Sofa, wobei er seine Beine gemütlich ausstreckt und nach der Fernbedienung greift. Ich schaue ihn wie gebannt an, wie er seinen Kopf mit seinem Ellenbogen abstützt und durch die Sendungen stöbert, als wäre nichts gerade passiert.

"Was machst du da?" , frage ich unglaubwürdig.

Ich dachte, dass wir jetzt die zwei Stunden gemeinsam verbringen würden, indem wir spazieren gehen oder etwas essen, aber stattdessen schaut er sich etwas im Fernseher an - allein.

"Siehst du das nicht?" , fragt er grinsend.

Ich verdrehe die Augen, ehe ich seine Beine grob vom Sofa schubse und mich auf den Platz setze. Er lacht leise und setzt sich dann gescheit hin. Als er durch die Sendungen stöbert, erkenne ich eine Serie - Supernatural.

"Stopp,stopp,stopp!" , rufe ich reflexartig.

Er bleibt tatsächlich stehen. Als ich Dean und Sam auf dem Bildschirm sehe, muss ich sofort grinsen. Die Serie habe ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr angeschaut. Wer weiß, wie viele Staffeln ich bisher verpasst habe. Erstaunlich, dass es immer noch läuft.

"Auf keinen Fall schauen wir das an." , bestimmt Harry.

"Sschh." , zische ich.

Nur vom Blickwinkel sehe ich, wie er laut die Fernbedienung auf den Tisch stellt und sein Handy rausholt. Ich setze mich gemütlich im Schneidersitz hin, während ich keine Sekunde meine Augen von dem Fernseher löse. Obwohl ich soviel verpasst zu haben scheine, ergreife ich schnell die Situation wieder.

...

Ständig höre ich ihn laut seufzen, wobei ich mir sicher bin, dass er nur nach meiner Aufmerksamkeit ringt. Ich unterdrücke mir ein Grinsen und ignoriere ihn gekonnt weiter. Außerdem ist die Stelle gerade wirklich spannend und ich kann es mir nicht leisten, es jetzt zu verpassen.

"Katherine." , sagt er.

"Ja?"

Ich löse schon die ganze Zeit über nicht mein Blick vom Fernseher.

"Wie lange dauert dieser Fuck noch?" , fragt er ungeduldig.

"Noch zehn Minuten ungefähr."

Mittlerweile hat er sich auch im Schneidersitz hingesetzt und dabei seinen ganzen Körper zu mir gedreht. Vom Augenwinkel kann ich erkennen, wie er diesmal derjenige ist, der mich mustert.

"Willst du deine Aufmerksamkeit nicht lieber mir widmen? Du weißt schon.." , murmelt er leise.

Er nähert sich mir und dann sticht er mir plötzlich in die Seite, sodass ich ungewollt aufspringe. Sein Lachen hallt in meinen Ohren, während ich ihm böse Blicke zuwerfe.

"Du musst wirklich damit aufhören." , schimpfe ich.

"Du solltest mir deine Aufmerksamkeit schenken." , verteidigt er sich.

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