꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 72 ༻꧂

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Im Auto spürte sie, dass León angespannt war. Vor etwa zehn Minuten waren sie von der Villa losgefahren. León schaute angestrengt auf die Straße. Seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, das man die Adern aus seiner Haut hervorragen sah. Violetta wusste nicht, was sie sagen sollte, um die Stimmung aufzulockern. Plötzlich piepte Violettas Handy. Sie sah zu León rüber, der dem aber keine Aufmerksamkeit schenkte und griff dann in ihre Tasche. Diesmal war es eine Nachricht von Maxi. Prinzessin, hier herrscht das blanke Chaos!!! Total die schrägen Typen. Ist bei dir oben die Kacke schon am Dampfen? Maxi, dieses Klatschweib... manchmal dachte Violetta, er würde mit Gery ein klasse Duo abgeben... Nur das er sonst ziemlich in Ordnung war. Was man von Letzterer nicht gerade behaupten konnte. Sie brauchte die Tratsch-Geschichten, um ihrem eigenen Dasein einen Sinn zu geben. Er dagegen erzählte einfach nur gern Blödsinn Maxi dachte wahrscheinlich, dass sie gerade in ihrem Büro saß und Panik schob, weil die Beamten sie in die Mangel nahmen. Schnell tippte Violetta eine Antwort und fühlte sich unwohl mit León an ihrer Seite. Sie hatte den Eindruck ihn zu hintergehen, was sich echt beschissen anfühlte. Ganz schnell tippte sie einen Satz ein, der mit Sicherheit weitere Fragen aufwerfen würde. Ich bin nicht im Büro. Plötzlich brach León das Schweigen und beendete die Ruhe im Auto, was Violetta vor Schreck fast einen Herzinfarkt bescherte. "Stört es dich, wenn ich das Radio einschalte, um die Nachrichten zu hören?", fragte er. "Nein, natürlich nicht.", antwortete Violetta. Er drehte am Radioknopf und suchte nach der richtigen Frequenz. Er runzelte die Stirn. Violetta ließ ihn einfach machen. Auf FM News, dem Nachrichtensender von Buenos Aires, sprechen die Journalisten schon nur noch über dieses eine Thema. "Nach der Schießerei im Herzen Buenos Aires macht der Geschäftsmann León Vargas erneut von sich reden. In seinem Unternehmen laufen momentan Untersuchungen. Unser Reporter Josh Dilan ist LIVE vor der Firmenzentrale von Vargas Corporation. Josh?", sagte dieser und sofort war ein weiterer Reporter zu hören. "Ja, Michael. Ich stehe jetzt schon seit mehr als einer Stunde vor dem Turm von Vargas Corporation. Es ist wie in einem Film. Beamte der Bundessteuerbehörde untersuchen das Gebäude und haben den Zugang versperrt. Aktuell wissen wir noch nichts Genaueres.", sagte dieser. Wie das denn? Sie hatten den Zugang versperrt? Ihre Freunde waren also eingeschlossen? Es lief Violetta kalt den Rücken runter. "Ernsthaft? Aber sie haben nicht das Recht dazu! Das ist eine Riesensauerei!", rief Violetta. "Violetta. Lass mich bitte zuhören.", Leóns Tonfall war kühl und trocken. Sie hielt also ihren Mund. "Wir versuchen mehr herauszufinden, aber niemand möchte hier mit uns sprechen. Aktuell weiß also niemand in was Vargas hier verwickelt ist. Wir warten auf eine Erklärung von ihm.", sagte der Reporter erneut. León schüttelte fassungslos den Kopf. "Diese Aasgeier! Sie haben keinen Schimmer und keinen Beweis, aber ich bin schon in etwas verwickelt.", rief er. Violetta spürte, dass er sich nur mühsam unter Kontrolle hat. Diese Journalisten waren eine einfache Plage. "Danke, Josh. Die Schießerei, das mysteriöse junge Mädchen hinter dem die gesamte Boulevardpresse von Buenos Aires her ist und jetzt die Steuerdurchsuchung... Vargas scheint ein paar Geheimnisse zu haben.", sagte der Journalist. Violetta krallte sich an ihren Sitz fest. Das mysteriöse junge Mädchen... Das war sie! "Nach einer kurzen Pause erzählt Ihnen Anne-Lise, wie das Wetter wird. Bleiben Sie dran und erfahren Sie immer das Neueste.", León schaltete mit einem Handgriff das Radio wieder aus und Violetta erschrak. Sie hatten sie nicht vergessen... "Ich dachte, sie würden mich ganz schnell vergessen...", sagte sie leise. León sah Violetta einen Moment an. An seinem Blick konnte sie erkennen, dass er sich schuldig fühlte. Sofort taten ihr die Worte deshalb leid. "Sie werden dich nicht vergessen, Violetta. Nicht so schnell. Sie berichten über jede meiner Bewegungen. Ich bin ihre Beute. Der Typ Mensch, den man an einem Tag hochjubelt und am nächsten Tag kaputtschreibt.", Violetta seufzte und sah aus dem Fenster raus und sah zu wie die Landschaft an ihr vorbeirauschte.  Violetta sagte sich, dass es für ihn sicher kräftezerrend war, wenn man ständig das Ziel von allen war.  Sie fühlte sich unwohl. Noch vor einigen Monaten hätte sie sich sicherlich am lautesten beklagt, wenn so ein Geschäftsmann unsaubere Geschäfte gemacht hätte. Aber jetzt war alles anders. Nun kannte sie die "andere Seite" und sah die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Die öffentliche Meinung war so leicht zu manipulieren. Man konnte ganz einfach die Reputation eines Mannes oder einer Frau beschädigen. Dazu brauchte es nicht mal Beweise. Es genügte, Zweifel in die Gehirne der Menschen einzupflanzen... Sie ließen die ländliche Gegend hinter sich und fanden sich auf einmal auf dem Verkehrsadern der Großstadt wieder. Um diese Zeit war auf den Straßen viel los. León versuchte schneller voranzukommen, indem er Spurhopping betrieb. Sie würde sich ja einfach irgendwo ran hängen und mit schwimmen, aber er manövrierte seinen Wagen sicher durch den dichten Verkehr. Auf einmal klingelte es. "Das ist Silva. Ich spreche mit ihm über Bluetooth", sagte León zu Violetta und drückte auf einen kleinen Knopf und schon ertönte Brodueys Stimme im Innenraum des Aston Martin. Sofort fühlte sich Violetta etwas fehl am Platze. "Herr Vargas, die Herren werden aufdringlich... Sie setzen unsere Mitarbeiter unter Druck, weil sie das Archiv durchsuchen wollen.", war die Stimme von Broduey zu hören. "Sanders ist informiert und soll sie ein wenig bremsen. Ich bin gleich im Büro. Achten Sie bis dahin bitte darauf, dass sie nichts anrühren.", sagte León. Sanders? Den Namen hörte Violetta zum ersten Mal. Er war sicher sein Anwalt. "In Ordnung. ich... Ich kümmere mich darum.", an Broduey Stimme könnte Violetta erkennen, dass seine Angst gerade ihren Höhepunkt erreichte, Er tat ihr leid. Sie wusste, wie wichtig ihm das Wohl der Firma war. "Herr Hernandez möchte Sie gern sprechen. Darf ich Sie weiterreichen?" , fragte Broduey. "Ich habe keine Zeit.", erwiderte León." "Er drängt aber darauf, Sie zu sprechen. Er sagt, es sei sehr wichtig.", Violetta spürte, dass es Broduey unangenehm war seinem Chef zu widersprechen. Warum musste DIego erst über Broduey gehen, um mit seinem Chef zu reden? León war seit einigen Stunden ziemlich beschäftigt. Wer ihn erreichen wollte, musste sich zu ihm durchkämpfen. "Geben Sie ihn mir.", sagte León plötzlich." Broduey reichte das Handy weiter. Sofort sprach León mit seiner eisigen Stimme. Also jeder, bei der man auf der Stelle erstarrte. Sie sah ihn perplex an. Was war in ihn gefahren? "Herr Vargas, es besteht die Gefahr, dass Fräulein Castillo mit reingezogen wird, wenn die Agenten Sie beiden gemeinsam kommen sehen. Ich rate Ihnen den Nordeingang zu nehmen. Ich habe den Abschnitt gesichert, aber ich kann für nichts garantieren.", León schwieg einen Moment lang, sein Kinn wirkte angespannt. Vorwurfsvoll sah León zu Violetta rüber. Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl umher. "Ist das alles?", fragte León. Er wirkte noch nie so kalt. Sie verstand nicht, was mit ihm los war. Diego war ja nicht irgendwer. Zumindest... "Ja.", sagte dieser. León legte sofort auf. "Was soll der Mist?", fragte er. Voletta sah, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg, als er sie heftig anging. Wenn sie jetzt im Sitz versinken könnte, würde sie es auf der Stelle tun. "Hast du mit Hernandez geredet?", fragte er. "Ja... Er hat gefragt, wo ich bin. nachdem, was passiert ist, hat er...", begann Violetta doch León unterbrach sie. "Scheiße, Violetta!", León schlug mit der Faust aufs Lenkrad, woraufhin das Auto kurz schlingerte. Hinter ihnen hupte es. "Ich habe dir doch gesagt, du sollst mit niemandem darüber sprechen!", "Aber ich... Das ist doch dämlich! Diego ist...", begann sie und erneut unterbrach er sie rüde. "Diego? Du nennst ihn jetzt schon bei seinem Vornamen? Er ist was? Dein Freund?", "Hör auf! Komm mal wieder unter. Ich verstehe nicht, was du mit ihm hast.", rief Violetta. "Wieder runterkommen...", León wiederholte ihre Worte und starrte auf die Straße. Seine Lippen formten ein fieses Grinsen. "Bist du nicht auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht meine Gründe hatte, ihn von dir fernzuhalten?", fragte er. "Was? Nein... Er ist dein Leibwächter, da dachte ich...", begann Violetta. "Ich habe dich nicht gebeten zu denken!", rief León. Violetta schnappte nach Luft. Sie kochte vor Wut. Am liebsten hätte sie ihm eine gescheuert, aber sie blieb vernünftig. Bei dieser Geschwindigkeit wäre das keine gute Idee. "Warum wolltest du ihn von mir fernhalten?", fragte sie stattdessen. "Ich kann dir nichts weiter dazu sagen. Verdammt, Violetta! Ich dachte, ich könnte dir vertrauen!", rief er und sie erwiderte: "Was? Jetzt bin ich es also, der man nicht vertrauen kann? Super! Du verheimlichst mir hier alles mögliche und ich soll es dann irgendwie riechen?". "Ich habe dich gebeten nichts zu sagen. Das ist ja nicht so schwer!", sagte er. "Ja, immer das Gleiche...", sagte sie fast schon flüsternd und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust. "Was? Gibt es da irgendwas, das du mir zu verstehen geben willst?", diesmal schaute León sie richtig böse an. Seine Stimme klang fast schon bedrohlich. Violetta atmete tief durch, um Ruhe zu bewahren. Dann schloss sie für einen Moment ihre Augen. "Wenn du mir Dinge sagen würdest, statt sie mir aufzudrücken, dann könnten wir beide vielleicht einen Schritt vorwärtskommen. Aber nein... Lieber versteckst du die Wahrheit vor mir und glaubst, dass ich mich mit dem Wenigen zufriedengebe, was du mir anbietest.", "Und offensichtlich tue ich gut daran. Wenn du nichtmal deinen Mund halten kannst.!", rief er erneut und Violettas Herz zerbrach in tausend Teile. Es war so, als wäre jegliche Diskussion unmöglich. Er hörte ihr nichtmal zu. "Gut gebrüllt Löwe! Merkst du eigentlich, wie du mit mir sprichst?", fragte sie und er winkte ab, als wäre alles was sie sagte nur dummes Geschwätz. Sie hasste ihn, wenn er sich wie ein Rindvieh benahm.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt