꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 56 ༻꧂

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Er sagte kein Wort. Diego streichelte Violetta mit seinen Händen nur sanft über den Rücken und über den Kopf, um Violetta zu beruhigen. "Ich... Ich...", begann sie, doch fand keine Worte. "Ganz ruhig... Atme durch...", sagte Diego leise. Violetta bekam nicht wirklich Luft. Der Schluckauf, der ihren Körper durchrüttelte war zu stark und zu schmerzhaft. "Beruhig dich, okay?", sagte Diego leise. Sie schüttelte den Kopf und krallte sich weiter an Diego fest. Der Arme... Er wusste sicher gar nicht, wie er ihr helfen konnte. Sie blieben einen Moment lang so stehen. Ganz ruhig und leise. "Ich bringe dich nach Hause. Ich kann dich so auf keinen Fall allein lassen.", sagte Diego. Violetta hatte nicht die Kraft, ihm zu widersprechen. Außerdem wollte sie auch nicht aus seinen Armen gehen. Sie zu spüren tat einfach gut.

Als Diego vor ihrem Haus den Motor abstellte waren ihre Tränen schon getrocknet, aber Violetta schniefte noch immer. "Komm mit hoch, wir trinken was.", sagte Violetta. "Bist du sicher? Du musst dich doch ausruhen...", meinte Diego und sie unterbrach ihn: "Dein Boss behandelt dich vielleicht wie einen Chauffeur, aber bei mir ist das anders. Du bist doch nicht mein Taxi!". Diego nickte ihr zustimmend zu und stieg schließlich aus dem Auto aus. Violetta holte tief Luft. Die frische Abendluft legte sich wie Balsam auf ihr geschundenes kleines Herz." Dort geht's lang. ", sagte Violetta. Diego schaute nochmal prüfen auf die Limousine und drückte dann auf den Knopf, um die Türen zu verriegeln. Dann folgte er ihr. Als sie in Violettas Wohnung waren, warf sie ihre Sachen achtlos auf die Kommode im Flur. "Fühl dich wie bei dir.", bat sie ihn. Er lächelte und ging in ihr kleines Wohnzimmer. Dabei sah er sich aufmerksam um. "Was trinkst du? Whiskey oder Bier?", fragte sie ihn. "Whiskey.", antwortete Diego und Violetta erwiderte: "Okay. Ich nehme auch einen.". Sie brauchte etwas Härteres als Bier, um ihren Kummer zu ertrinken. Schnell nahm sie zwei Gläser aus dem Schrank und stellte sie auf den Couchtisch. "Du musst nicht stehen... Setz dich doch.", sagte Violetta und Diego setzte sich schüchtern auf ihr Sofa. Er sah nicht so aus, als würde er sich wohlfühlen. Er fühlte sich sicher seinem Chef gegenüber schuldig, weil er bei ihr war. Violetta tat so, als wäre nichts gewesen. Sie brauchte nur ein wenig Gesellschaft und nicht noch eine komplizierte Unterhaltung. Diego räusperte sich und spielte an seiner Jacke herum, um sie glatt zu streichen. Dann kreuzte er seine großen Hände und stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie. Cookie kratzte am Käfig herum, um sich bemerkbar zu machen. Diego sah zu ihm herüber. "Oh, Sorry. Ich habe euch gar nicht einander vorgestellt. Das ist mein Mitbewohner, Cookie.", sagte Violetta. "Sehr erfreut Cookie.", sagte Diego und lächelte ihr zu. Violetta schwenkte den bräunlich schimmernden Whiskey im Glas. "Tut mir leid wegen des Abends..", entschuldigte sich Violetta bei ihm und er sagte: "Du musst dich nicht entschuldigen. Ist schon okay.". "Ach ja? Bist du es in deinem Job gewöhnt, heulende Frauen mit gebrochenen Herzen aufzulesen?", fragte sie und Diego antwortete: "Ich musste schon Schlimmeres tun.". Seine Lippen formten sich zu einem Grinsen.

Violetta trank mehr Whiskey, als sie vertrug und wurde immer schamloser. Diego gefiel es so gar nicht und wollte gehen. Er stand auf und Violetta tat es ihm gleich. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht. Er fing sie auf und verhinderte so, dass sie mit dem Kopf auf ihren Glastisch knallte. "Wow. Du hast echt tolle Reflexe.", sagte sie und Diego meinte: "Ich bringe dich ins Bett.". Er hob sie hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer. Bevor er auch nur eine Gelegenheit hatte sie aufs Bett zu legen, presste Violetta ihre Lippen schon auf seine. Er schmeckte gut. Süßlich irgendwie. Sie bekam eine Gänsehaut. Violetta versuchte ihre Zunge zwischen seinen Lippen hindurch zu drücken, doch er schob sie sanft zurück. "Violetta... Nein, nicht so. Nicht jetzt.", sagte er. Als er sie aufs Bett legte fielen ihr sofort die Augen zu. Kaum hörte sie noch, wie er die Tür hinter sich schloss, als er ging. Violetta schlief sofort ein.

Heute Morgen wachte sie mir einem heftigen Brummschädel auf. Sie hatte zwar tief und fest geschlafen, aber das Aufwachen war schmerzhaft. Sie erinnerte sich sofort wieder an das, was gestern war. Leóns Lügen, ihr Streit und dann das romantische Beisammensein mit Diego. Sie wusste noch, dass Diego sie nach Hause gebracht hatte und sie ein paar Gläser Whiskey getrunken hatten. Nur das Ende fehlte ihr irgendwie... Sie hoffte, dass sie sich nicht bei Diego lächerlich gemacht hatte. Fehlte nur noch, dass sie sich über ihren Seelenzustand ausgeheult hatte. Oder noch schlimmer, dass sie ihm intime Details zu Leon erzählt hätte. Es wäre das Beste, wenn sie nicht weiter darüber nachdachte. Sie hatte schon genug mit León zu tun... Im Moment schaute sie erstmal zum x-ten Mal ihre Emails durch. Sie wollte gar nicht wissen, wie sie dabei aussah. Kurz ging sie auf Facebook, um ein paar dämliche Texte und die noch dämlicheren Kommentare darunter zu lesen. Seit einer Stunde war sie nun völlig ineffektiv. Würde Ludmila sie jetzt gerade sehen, würde sie wohl aus der Haut fahren. Violetta feierte innerlich regelrecht ab, als sie sich die Szene vorstellte. Ihren schweren Kopf stützte sie dabei auf ihre Arme, sonst wäre er längst auf den Schreibtisch geknallt. Zu allem Übel hatte sie auch noch eine schreckliche Migräne. Sie schloss die Augen und rieb sich über die Schläfen. Manchmal half das. Zumindest manchmal... Plötzlich vernahm sie ein Piepen. Es war eine Mail von Vargas. Ihr Herz begann zu rasen. Er war heute wirklich der Letzte, von dem sie heute eine Nachricht bekommen wollte. Leider hatte sie ein winziges Detail vergessen... Sie arbeitete für ihn. Was sollte sie ihm bloß sagen? Sowas wie? "Wir beide haben uns prächtig amüsiert und du hast bekommen, was du wolltest. Tun wir nun also, als sei nichts gewesen und machen einfach weiter unsere Arbeit?". Sie seufzte und nahm ihren Kopf zwischen ihren Hände. "Scheiße.", sagte sie. Blicken wir doch der Realität in die Augen. Ihre Arbeitsbeziehung hatte darunter heftig gelitten. Violetta konnte sich nicht vorstellen, ihn einfach so anzusehen, nachdem sie nun so viele Dinge gesagt hatten... Nun, da sie die Wahrheit über ihn kannte und was er über sie dachte. Schnell überflog sie nervös den Inhalt seiner Nachricht: Hallo, ich will dich heute Morgen um 10.30 Uhr in meinem Büro sehen. - L Violetta war überrascht. Er ging mit keinem Wort auf gestern Abend ein. Sie sah schon vor sich, wie er sie hochkannt feuerte. Sie tippte angesäuert ihre Antwort: Ich werde pünktlich in Ihrem Büro sein, Mister Vargas. Es brach ihr das Herz, wenn sie an seine Junggesellenbude zurückdachte. An ihr Liebesspiel in seinem Büro. Es zerquetschte ihr fast das Herz, als würde es jemand in einen Schraubstock drehen. Wie zuvorkommend er doch war... Im Restaurant, am Strand... Alles nur Show. Heiße Luft. Sie konnte es noch immer nicht glauben. Allerdings gab sie die Hoffnung, dass es doch nicht so endete, noch nicht auf. Wer weiß... Vielleicht ging er ja vor ihr auf die Knie und bat sie um Verzeihung. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Das einfachste wäre zu kündigen. So würde sie sich wenigstens nicht länger quälen. Sie müsste nicht mehr dem Traum hinterher laufen, der sich gerade in Luft aufgelöst hatte. Allerdings wollte sie ihm diesen Gefallen nicht tun. Eigentlich wollte sie ihm am liebsten sein Leben zur Hölle machen. Schließlich war die Stelle, die er ihr gegeben hatte, eine echte Chance. Wäre ja noch schöner, wenn sie diese Karrieremöglichkeit wegen so einem Schürzenjäger einfach wegschmeißen würde. Außerdem... Wenn sie blieb machte sie ihn erst so richtig wütend und ließ ihn bluten. Plötzlich musste sie wieder an Nancy Meyers denken. Hatte er bei ihr die selbe Nummer abgezogen? War sie vielleicht deswegen gegangen? Sie würde es wohl nie herausfinden, aber der Gedanke daran hinterließ in ihr ein ungutes Gefühl.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt