꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 36 ༻꧂

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Gestern Abend war Violetta mit Frans Kollegen in einer Bar, um etwas zu trinken. Sie kannte sie nicht so gut, weshalb sie sich etwas deplatziert fühlte. Sie war kein wirklich großer Fan von Mädelsabenden. Mit Gesprächen über Make-Up, Maniküre und Epilieren hatte sie so ihre Schwierigkeiten... Als sie klein war, hatte sie keine Freunde oder der Gleichen, mit denen sie was machen konnte. Zu allem Übel hatte Gery auch noch den neuesten Tratsch über IHREN Chef herumposaunt, weshalb Violetta sich tierisch zusammenreißen musste, sie nicht vor allen runterzumachen, dass sie doch einfach mal ihren Mund halten sollte, wenn sie nicht wusste über was sie da redete. Violetta war gerade dabei in einem der Regale ein paar Dokumente richtig einzuheften. Als sie ihre Nachrichten checkte klingelte plötzlich das Telefon. Sofort nahm sie ab und sagte: „Büro der Assistentin von Mister Vargas, ich höre?". „Miss Castillo, hier ist Paul von der Entwässerungsfirma. Es geht um die Baustelle in Kongo.", erzählte er und sie grüßte ihn freundlich: „Paul, Guten Tag. Wie geht es Ihnen?". „Nun ja... Hier brennt es gewaltig.", sagte er und sie fragte: „Wie das?". „Es hat auf der Baustelle gebrannt. Ich sehe sowas zum ersten Mal und verstehe das alles nicht.", erzählte er und Violetta fragte genau nach: „Was ist los Paul?". „Die Baustelle wurde über Nacht sabotiert.", sagte er und sie dachte, sie hörte nicht richtig, weshalb sie fragte: „Sabotiert?". „Ja, wir müssen einen großen Teil der Arbeiten noch einmal machen. Außerdem wurde ein Teil des Materials stark beschädigt, sodass wir noch einen Container schicken müssen.", sagte er und sie nickte. „Ja, dass müssen wir. Dem Team und mir tut es leid. Mister Vargas hatte sich so sehr dafür eingesetzt, dass wir vorankommen.". Wer könnte ein Interesse daran haben, die Bauarbeiten zu sabotieren? „Haben Sie einen Verdacht, wer die Saboteure sind?", fragte sie und er antwortete: „Schwer zu sagen... Die Dorfbewohner haben nichts gesehen. Wir haben den Schaden heute früh festgestellt und habe sie sofort angerufen.". Vargas würde außer sich sein. Er hatte sich persönlich für die Baustelle eingesetzt... „Sobald ich mehr weiß, rufe ich Sie wieder an.", sagte er und sie antwortete: „Ich danke Ihnen. Ich werde Mister Vargas informieren und Sie auf dem Laufenden halten.". „Danke Miss Castillo. Unser Team wird jetzt damit beginnen hier aufzuräumen und zu schauen, was wir noch verwenden können.", sagte er. Der arme Mann war völlig am Ende. „Keine Angst, wir finden eine Lösung.", sagte Violetta, um ihn zu ermutigen. „Ja.", sagte er. Die beiden verabschiedeten sich und legten auf, dabei kam in ihr die Wut hoch. Das war doch beknackt! Immer gab es irgendwelche Idioten, die alles zerstören mussten. Wie sollte sie das nur Vargas beibringen? Violetta nahm ihr Smartphone und ging auf die Kurzwahl-Taste, auf die sie ihn gesetzt hatte. Als nur seine Mailbox ran ging seufzte sie und legte sie auf. Noch einmal wählte sie seine Nummer und schluckte. Wieder war es nur die Mailbox. Beim dritten Mal sprach sie ihm auf die Mailbox: „Mister Vargas, Miss Castillo hier. Die Entwässerungsfirma aus Kongo hat mich angerufen. Könnten Sie mich bitte zurückrufen sobald Sie einen Moment Zeit haben? Danke.". Sie legte auf und stellte ihr Smartphone in die Halterung, damit sie es immer im Blick hatte. Noch dazu hatte sie den Ton angestellt. Sie biss sich nervös auf der Lippe herum. Es würde ihm so gar nicht gefallen...

Vargas war am Nachmittag ins Büro gekommen. Sie hatten schnell über die Sabotage in Kongo gesprochen, weil er nicht viel Zeit hatte. Er hatte keine Anspielung auf ihre jüngste, etwas hitzige Unterhaltung gemacht. Es war fast 19 Uhr und sie dachte wieder an diesen mysteriösen Termin einmal im Monat. Ihre Neugierde war so groß, dass ich meine Ermittlungen wieder aufnehmen wollte. Was war schon schlimm an einem kleinen bisschen Neugierde? Sie tat doch dabei niemandem weh. Sie informiere sich nur über die Person, für die sie arbeitete, das war alles. Sie schnappte ihre Sachen und verließ leise ihr Büro. Im Fahrstuhl suchte sie nach ihrer Sonnenbrille und schlug den Kragen hoch. Wie ein Detektiv wartete sie im Schatten auf ihr Ziel. Violetta war aufgeregt wie ein kleines Kind, Diese kleine Beschattung machte ihr Spaß. Es war 18.45 Uhr... Vargas würde doch nicht zu spät kommen wollen... Komischerweise sah sie weder Limousine, noch Diego. Machte Vargas das etwa hinter seinem Rücken oder lief er gar zu Fuß? Führte er ein Doppelleben? Machte etwas Seltsames? War er vielleicht Mitglied in einem zwielichtigen Club der Neureichen? Dieses Gefühl des Verbotenen hatte etwas Aufregendes an sich, das musste man selbst erleben. Sie spürte, dass sie heute Abend Licht in eines der Geheimnisse des großen Vargas bringen würde. Als er endlich die heiligen Hallen von Vargas Corp verließ, erstarrte sie. Sie, wie er auf die Uhr schaute. Dann hob er den Arm und rief ein Taxi. Ein Taxi? Sie heftete sich ihm sofort an die Fersen. Als sie im Taxi saß, nahm sie ihre Sonnenbrille ab und beobachtete Vargas, wie auch er in sein Taxi stieg. "Folgen Sie bitte dem Taxi!", sagte sie zum Fahrer. Der Taxifahrer tat es ohne Fragen zu stellen. Sie verließen das Viertel und fuhren auf die Schnellstraße. Man konnte dabei nicht gerade sagen, dass ihr Fahrer ein Formel1-Profi wäre. Es fiel ihr schwer das Taxi von Vargas nicht aus den Augen zu verlieren. "Drücken Sie bitte auf die Tube. Sie fahren viel schneller als wir.", sagte sie wieder zum Fahrer. "Hören Sie junge Dame, ich tue was ich kann.", sagte er zu ihr. Ja, und das war nicht gerade viel... Dann verließen sie die Schnellstraße und fuhren in Richtung des südlichen Viertel der Bronx. Die Bronx...? Was machte Vargas denn in den Bronx...? Plötzlich begann ihr Herz aufgeregt zu schlagen. Mein Gott. Traf er sich etwa mit einem Drogendealer? Mischte er womöglich selbst im Geschäft mit? So ein Quatsch!!! Er verdiente Milliarden mit seiner Firma. Warum sollte er sich dann die Finger schmutzig machen? "Äh... Soll ich weiterfahren junge Dame?", fragte der Fahrer sie plötzlich und riss sie aus ihren Gedankengängen. "Ja. Folgen Sie ihm!", sagte sie zur Antwort. Sie fuhren die düsteren Straßen der Bronx entlang. Hier sah man die Armut. Plötzlich hielt das Taxi von Vargas an. Sie sah, wie er zahlte und ausstieg. "Warten Sie bitte hier.", sagte sie und stieg dann ebenfalls aus. Sie wollte lieber Abstand halten, damit Vargas nichts mitbekam. Sie sah, wie er ein paar Schritte lief und dann in eine Nebenstraße abbog. "Folgen Sie ihm.", sagte Violetta und stieg wieder ein. Für sie fühlte es sich, wie ein großes Spiel an. Sie kam sich vor, wie in einer der amerikanischen Krimiserien... Ihr Fahrer dagegen schien weniger begeistert zu sein. Er rollte langsam an die Straße heran, in die Vargas abgebogen war. Violetta sah, wie ihr Chef mehrere Hände schüttelte. Er schien die Leute gut zu kennen. Wer waren sie? Er zog seine Jacke aus und krempelte die Hemdsärmel hoch. Ihr fuhr es eiskalt den Rücken runter, als sie sah, was er da tat. Er half bei der Suppenküche mit. Sie war ergriffen und musste zugeben, dass ihr die Szenerie ans Herz ging. Das hätte sie nicht von ihm geglaubt. Dass er sich nicht damit rühmte und das Ganze nicht in die Öffentlichkeit zerrte, machte seinen Akt der Großherzigkeit noch schöner. Violetta musste zugeben, dass sie sich lächerlich fühlte. Sie hatte sich sonst was vorgestellt, was er im Geheimen machte, dabei war er einfach nur hilfsbereit. "Wollen Sie aussteigen junge Dame?", fragte sie der Taxifahrer. "Nein.", antwortete sie und warf einen letzten Blick auf Vargas, wie er Obdachlosen Suppe servierte, bevor sie den Taxifahrer bat, weiterzufahren und sie nach Hause zu bringen. Diese Entdeckung belebte nur ihren inneren Kampf wieder, den sie schon führte, seitdem sie diesen außergewöhnlichen Mann zum allerersten Mal begegnet war. Sie musste es sich endlich eingestehen, denn sie hatte einen richtigen Grund auf ihn abzufahren.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt