꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 90 ༻꧂

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"Warte... Du... Du nimmst keine Pille?", fragte er. "Nicht mehr...", diesmal riss er die Augen ganz weit auf. "Und wann wolltest du es mir sagen?", fragte er. "Ich... Ich habe es nicht als nötig angesehen, es dir zu sagen... Ich bin immer sehr vorsichtig gewesen und habe die Daten des Eisprungs berechnet...", antwortete sie. "Scheiße, Vilu...", León drehte sich einmal um seine eigene Achse und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Hast du schon einen Bluttest gemacht?", fragte er. "heute Vormittag... Fran hat mich begleitet. Heute Abend habe ich das Ergebnis.", antwortete sie. "Francesca? Du hast es also schon erzählt?", fragte er. Was? Hatte er etwa Angst um seine Reputation? "Ja, ich habe es meiner Freundin erzählt. Ich brauchte jemand, der mich stützt, León.", rief Violetta. Es war offensichtlich. Er wollte dieses Kind nicht! Er wollte nicht einmal, dass es sich herumsprach. "Und anhand deiner Reaktion kann ich ablesen, dass ich meine Freunde auch noch brauchen werde. Danke, dass du mir so deutlich zeigst, wie sehr du hoffst, dass der Bluttest negativ sein wird.", sagte Violetta und ihre Stimme brach. "Was tun wir, wenn er positiv ist?", fragte er. "Ich weiß es nicht...", sagte sie. "Aber wir müssen eine Entscheidung treffen, Violetta.", "Das weiß ich auch.". "Ich kenne einen sehr guten Arzt, der...", begann León. "León! Bitte. Würdest du aufhören, alles zu überstürzen?", fragte sie ihn leise. Sie war angewidert. Violetta hatte das Gefühl, dass sie ihn wohl verlieren würde. León atmete tief durch. "Gut... Wir fahren am besten zurück und warten gemeinsam auf das Ergebnis.", sagte er. Sie mochte seinen paternalistischen Tonfall nicht. Als wäre nur sie an der Sache schuld. "León... Ich bin genauso durcheinander wie du. Ich würde mir wünschen, dass wir das beide gemeinsam durchstehen, ohne aufeinander loszugehen...", sagte sie erneut leise. Er sah sie einen Moment lang an. Sie spürte, wie er sich zurücknahm. Und sie wusste, dass das nur deshalb so war, weil sie in seinem Herzen einen ganz besonderen Platz innehatte. Einen Platz, der ihr auf einmal etwas fragil erschien. "Willst du nicht zurückfahren?", fragte er. "Ich will lieber noch ein bisschen weiterlaufen. Ich will nicht, dass wir so zeitig nach Hause fahren und dann nur ungeduldig auf den Anruf aus dem Labor warten.", "Okay.". Leóns Ton war kalt. Sie wusste nicht, ob er eher entnervt, schockiert oder nervös war. Sie liefen langsam weiter. Die Stille zwischen ihnen war bedrückend.

Auf der Rückfahrt herrschte eine schwere Stimmung. León war nicht in Plauderlaune und sie hatte im Grunde genommen, einfach nur aus dem Fenster geschaut. Nicht mehr lange, bis sie vermutlich erfahren würde, dass sich ihr ganzes Leben von jetzt auf nachher komplett verändern würde. Sie hätte sich auch selbst ausmalen können, dass León so reagierte, wie er es getan hatte. Das tat ihr im Herzen weh. Es war vielleicht dumm, aber... indem er dieses Kind nicht wollte, kam es ihr so vor, als ob er auch sie nicht mehr wollte. Würde sie dieses Kind ganz allein großziehen müssen...? León hatte sie unten an ihrem Haus abgesetzt und musste noch ein paar Anrufe erledigen. Violetta war ins Badezimmer gegangen und hatte den Test noch einmal angesehen. Das Ergebnis war noch immer das gleiche... Sie wusste nicht, was sie sich erhofft hatte. Als León ihre Wohnung betrat hockte sie regungslos auf dem Sofa. Violetta saß zusammengekauert da und hatte ein Kissen gegen ihre Brust gepresst, wo sie ihren Kopf drauf gelegt hatte. "Falls du Durst hast, weißt du ja, wo die Gläser sind.", sagte Violetta leise. Sie musste sich zwingen stark zu bleiben und nicht in Tränen auszubrechen, aber sie hatte keine Ahnung, wie lange sie das wirklich durchhalten würde. "Geht schon.", er steckte sein Handy in die Hosentasche und kam dann mit trauriger Miene zu ihr. "Ich wollte eigentlich, dass wir heute Abend Lara von unserer Verlobung erzählen, aber ich habe das gestrichen...", sagte er. "Das Treffen mit Lara oder unsere Verlobung?", fragte Violetta. Sie hätte das jetzt lieber auf eine witzige Art gefragt, aber es schwang zu viel Angst in ihrer Frage mit. León sah sie zerknirscht an und setzte sich dann neben Violetta. "Erzähl keinen Unsinn. Glaubst du wirklich, ich bin so ein Typ, der vor seiner Verantwortung flieht?", fragte er. "Nein...", Violetta starrte auf ihre feuchten Hände, an denen sie schon seit einer Weile nervös herumspielte. Sein Blick wurde freundlicher, als er ihre zittrigen Hände in seine nahm, die viel kälter waren als sonst. Violetta wusste, dass er verrückt nach ihr war. Sie sah ihn zum ersten Mal in solch einem Zustand. Er wirkte selbst bei der Sache mit dem Unternehmen, das es auf ihn abgesehen hatte, ruhiger als jetzt, da er vielleicht Vater wurde. "Was auch immer wir entscheiden werden... Ich werde da sein. Ich werde nicht weglaufen.", sagte er leise. Das war zweifelsohne das Schönste, was man ihr jemals gesagt hatte. Violetta sah ihn mit tränenverschleierten Augen an. Sie wusste, dass er kein Mann war, der einfach weglief. Nur zu gut erinnert sie sich an seine Worte, als er von Laras Vater sprach, der kurz vor der Geburt das Weite gesucht hatte. "Aber...", begann er und Violetta zitterte. "Ich will, dass wir uns die Zeit nehmen, gemeinsam und in Ruhe über alles nachzudenken.", sagte er. "Ich habe den Eindruck, dass du bereits deine Entscheidung getroffen hast...", sagte sie leise und León sagte nichts dazu. Stattdessen sah er ihr tief in die Augen. Sein Schweigen machte ihr Angst. Sie hätte schon gern eine Antwort, selbst wenn sie unangenehm wäre. Er ließ ihre Hand los und sein Blick richtete sich auf ein Foto, dass auf ihrem Regal stand. Zu sehen, war sie mit ihrem Vater auf dem Sofa, wie sie sich umarmten.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt