꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 58 ༻꧂

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Violetta stieg aus dem Fahrstuhl aus und lief zur Cafeteria. Leider lief sie jener Person über den Weg, die sie nun am wenigsten gebrauchen konnte. Ludmila trat vor dem Kaffeeautomaten herum und starrte auf ihr Handy. Violetta versuchte rechtzeitig aus ihrem Gesichtsfeld zu verschwinden, aber Ludmila hatte offenbar ein gut funktionierendes Radar. Sie würde Violetta auch Kilometer gegen den Wind riechen, befürchtete sie. Ihr herablassend Blick fiel auf Violetta. Diese Frau war eine echte Furie. Selbst in ihren schlimmsten Albträumen war Violetta selten so einem Monster begegnet. "Miss Castillo...", sagte sie und Violetta erwiderte: "Miss Ferro...". Violetta beschloss, einfach ganz locker sich einen Kaffee aus dem Automaten zu holen. "Sie haben wohl keinen Kaffeeautomaten auf Ihrer Etage?", fragte Ludmila und Violetta erwiderte: "Und Sie?". Sie lächelte betont freundlich und setzte sich an einen der Tische, um auf ihre Freunde zu warten. "Ich sehe schon... Der Posten ist neu, Ihre Unverfrorenheit die alte.", sagte Ludmila hochmütig. Violetta könnte ihr ohne weiteres ihren heißen Kaffee über die überdimensionierten Implantate kippen und zusehen, wie sie sich vor Schmerzen Wand... Aber selbst wenn ihr die Vorstellung gefiel und sie auch große Lust hätte, ihr ein für alle Mal das Mail zu stopfen, so beließ sie es doch dabei, ihr einfach im gleichen Tonfall zu antworten: "Ich verändere mich doch nicht für einen Posten. Ich bleibe ich selbst und bin dadurch eine verlässliche Mitarbeiterin. Das schätzen meine Vorgesetzten ja so an mir. Aber wenn Sie ein Problem mit meiner Unverfrorenheit haben, dann können Sie darüber ja mit Mister Vargas sprechen. Ich bin mir sicher, er vergeudet sehr gern seine Zeit mit solcherlei Schwachsinn.", sagte Violetta. Sie wand ihren Blick von Ludmila ab und sah auf ihr Handy. Damit zeigte Violetta, dass das Gespräch für sie beendet war. Nebenbei schaute sie nach, ob Maxi ihr nicht noch eine Nachricht geschrieben hatte. Sie sah aus dem Augenwinkel, dass dieser Schlange regelrecht die Augen übergingen und Ludmila ihr am Liebsten das Fell über die Ohren gezogen oder ihr mit den langen Fingernägeln die Augen auskratzen würde. "Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten sich alles erlauben, nur weil Sie mit Mister Vargas zusammenarbeiten. Ich habe schon viele erlebt, die wie Sie waren. Irgendwann sind sie alle tief gefallen.", sagte Ludmila. "Oh... Na dann...", meinte Violetta tonlos. Jetzt fehlten ihr offenbar die Worte. Sie wirkte irgendwie hilflos. Ohne Violetta noch einmal anzusehen, machte sie kehrt und verließ den Raum. Hier war es gleich viel angenehmer. Und schon kamen Maxi und Andres lachend um die Ecke gebogen. "Hi.", grüßte Maxi sie. "Hey Jungs.", grüßte Violetta beide. "Sorry für die Verspätung, Frau Assistentin...", sagte Maxi und Violetta erwiderte: "Ach, weißt du... Verspätung und du, das ist ein Pleonasmus.". Maxi zog die Augenbraue hoch hoch. "Das Fräulein verwendet jetzt besonders gehobene Worte.", sagte Maxi. "Ich spreche einfach nur deutsch du Trottel.", sagte Violetta und grinste. Die beiden nahmen einen Kaffee und Andres sah sie an. "Maxi hat mir von deinem Problem erzählt.", sagte Andres und Violetta nickte: "Ja, keine Ahnung wer das ist, aber sie scheint über mein Leben ziemlich auf den Laufenden zu sein und lässt regelmäßig irgendwelche fiesen Bemerkungen fallen.". Andres nahm einen Schluck Kaffee. Maxi beobachtete ihn erwartungsvoll. Offensichtlich hatte er ihm ein bisschen bearbeiten müssen, damit er Violetta half. Andres war nicht der Typ, der sich für Probleme anderer interessierte. Er hasste solche Geschichten, wie die Pest. "Hast du deine Nachrichten aufgehoben?", fragte er. "Ja, ich habe sogar geantwortet, aber da kam nichts mehr... Sie ignoriert das jedes Mal.", antwortete Violetta und Andres nickte. Seine leuchtend blauen Augen starrten einen Moment lang verloren in den Kaffeebecher. "Ich brauche den Admin-Zugang zu deinem Blog. Ich schaue mir ihre IP an. Wenn ich was raus finde, sage ich dir Bescheid.", sagte Andres. "In Ordnung. Danke dir vielmals.", sagte Violetta und auch Maxi bedankte sich bei Andres. "Kein Ding, das geht ja schnell. Ich mache das für die Miss. Aber glaubt nicht, dass das zur Gewohnheit wird.", sagte Andres noch einmal. Die zur Schau gestellte Grobheit änderte nichts daran, dass es echt nett war, dass er ihr half. Man musste halt nur wissen, dass er etwas ungehobelt war... irgendwie gehörte das eben zu Andres und machte auch seinen Charme aus. "Okay und was gibt's sonst so Neues vom großen Manitu?", fragte Maxi. "Routine. Aber sag mal, wollen wir mal wieder ausgehen?", fragte sie ihren besten Freund. Maxi wollte ihr gerade antworten, als auf einmal eine Tür aus Richtung Open Space heftigst knallte. "Wow, was war das denn?", fragte Violetta und Maxi antwortete: "Keine Ahnung.". Maxi und Violetta gingen hin, um zu sehen, was los war, als sie Federico schnellen Schrittes durch den Raum laufen sahen. Er sah wütend aus und schaute mit eisigen Blick zu Violetta rüber. Sie hatte vergessen, wie beeindruckend er sein konnte. Leider war ihr gutes Verhältnis an jenem Tag in die Brücke gegangen, als sie sich wegen jenes so superwichtigen Projektes in den Haaren hatten. Er stieg in den Aufzug ein. Als sich die Türen schlossen, begann in der weiten Runde das Gemurmel. "Was hat den denn gestochen?", fragte Violetta. Maxi hob seine Schultern und meinte: "Derzeit lässt er beinahe täglich seine Laune an uns aus. Ich weiß nicht, was gerade los ist, aber ihn scheint es ziemlich anzustinken.". "Echt jetzt?", fragte sie ihn wieder und Maxi antwortete: "Ja. Im Moment ist alles irgendwie außer Kontrolle. Letztens erst mit dem Silva...". "Scheiße...", murmelte Violetta. "Naja... Ich werde wegen den beiden jetzt nicht zu heulen anfangen. Von den Typen ist doch eh einer schlimmer, als der andere.", knurrte Maxi. Violetta war echt verblüfft. Federico und Broduey waren jetzt nicht gerade beste Freunde, aber beide verloren eigentlich nie die Fassung...

Der Tag war lang. Sie hatte León nicht einmal gesehen und das war auch gut so. Violetta wüsste nämlich nicht, wie sie sich verhalten sollte. Diego stand unten vor der Limousine. Alles war wie immer. Er zog an seinem Glimmstengel und wischte über den Bildschirm seines Smartphones. Sie ging vorsichtig zu ihm rüber. Nach der Show von vorgestern Abend konnte sie nicht einfach so tun, als sei nichts gewesen... Er hielt seine Kippe hoch und nickte ihr mit dem Kopf zu. "Hab Pause.", sagte er. Violetta lächelte ihn an, aber irgendwas an seinem Blick sagte ihr, dass er sich unwohl fühlte... Es war sicher wegen vorgestern Abend. "Ich wollte mich wegen vorgestern entschuldigen... Ich hoffe, ich war nicht zu pathetisch...", sagte Violetta. Er blieb einen Moment lang ruhig stehen. "Du erinnerst dich nicht?", fragte er. Oh nein... "Ich erinnere mich, dass ich nicht gerade wenig Whiskey getrunken habe, das ist alles. Ich hoffe mal, dass ich dich nicht allzu sehr verschreckt habe. Ich kann manchmal ziemlich komisch sein...", sagte sie. Er räusperte sich und lächelte sie unsicher an. "Nein, ging schon.", sagte er und sie war ziemlich erleichtert. "Ich habe also nichts Peinliches gemacht?", fragte sie ihn. Diego schien zu zögern. Verdammt... Dachte sie es sich doch... "Nein, du warst ziemlich angeheitert und konntest dich kaum auf den Beinen halten. Ich habe dich aufs Bett gelegt und bin gegangen. Ich glaube, du hast sogar schon geschlafen, als ich zur Tür raus bin.", sagte er und Violetta war so erleichtert. Deshalb lag sie also am Morgen mit ihren Klamotten vom Vortag auf dem Bett." Mein Gott... Tut mir leid, dass du mich in diesem Zustand sehen musstest. Bei der Vorstellung, dass Diego ihren schweren Körper bis zum Bett hieven musste, schämte sie sich regelrecht." Keine Sorge, ich habe schon Schlimmeres gesehen. Wie geht's dir heute?", fragte er. "Ich hatte schon bessere Tage.", antwortete sie. Er sah sie liebevoll an. Bei seinem Anblick könnte sie manchmal dahinschmelzen... "Nun, da ich ganz unten angekommen bin, kann es ja nur noch aufwärts gehen.", sagte Violetta. Auf seinem Gesicht zeichnete sich diesmal ein ernstgemeintes Lächeln ab. "Das höre ich gern.", sagte er. Sie schaute einen Moment den Passanten zu und stellte fest, dass Diego ein guter Kerl war, was sie bis dahin nicht so wirklich gemerkt hatte. Violetta war einfach zu sehr mit ihrem Chef beschäftigt... Welche Typen waren denn heute schon noch so zuvorkommend? Fingen einen auf, legten einen aufs Bett, wenn man betrunken war, wollten nichts von einem und fragten, wie es dir ging... Halt so Kerle wie Diego. Und welche Typen verdrehten einem den Kopf, machten einen völlig verrückt, versprachen einem den Himmel auf Erden, nur um am Ende einen wegzuwerfen, wie ein paar alte und gebrauchte Schuhe? So Kerle wie León. Konnte ihr mal einer sagen, warum sie nicht in der Lage war, die richtigen Typen auszuwählen? Sie lachte nervös. Diego beugte sich zu ihr rüber und sah sie fragend an. Violetta fragte ihn, ob er was mit ihr trinken gehen würde, doch er verneinte, da seine Pause bald zu Ende war. Bevor sie sich zum gehen wandte, gestand er ihr seine Gefühle für sie, doch sie konnte sich nichts vorstellen mit ihm, was über eine Freundschaft hinausging und schwieg. Diego verstand und sah verlegen zu Boden,während sie rot anlief. "Gut. Ich mache dann mal los.", sagte sie und Diego nickte. Violetta verabschiedete sich und lief langsam zur Metro. Sie verbrachte den ganzen Abend am Laptop und lud ein paar neue Videos hoch. Kurz darauf klickte sie auf ein Video und sah es sich an.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt