꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 19 ༻꧂

236 2 0
                                    


Welch groteskes Bild sie von der Liebe zeichneten! Sie hoffte nur, dass die Jugend von heute sich davon nicht zum narren halten ließ. Die Realität machte Violetta dagegen eher nervös. Die letzten Wortwechsel mit Vargas waren alles andere als herzlich. Sie fragte sich, was sie morgen früh erwarten würde.

Violetta fürchtete sich regelrecht davor, was der neue Tag bringen würde. Oder zumindest die ersten Minuten. Sie schaffte es nicht mal bis zu ihrem Büro, da rief die Sekretärin sie auch schon zurück „Mister Vargas möchte Sie sofort in seinem Büro sehen!", sagte sie. Violetta kam es vor, als schienen die kleinen teuflischen Augen regelrecht blinkten. ‚Schlampe!', dachte Violetta nur. Kolosseum von Rom wäre sie die Erste, die den Daumen nach unten zeigen würde. Voller Unsicherheit ging Violetta zum Büro, auf dem groß CEO, stand. Als sie den Raum betrat saß er hinter seinem riesigen Glasschreibtisch und schien überaus beschäftigt. „Miss Castillo setzen Sie sich.", sagte er, ohne aufzusehen. Sie setzte sich brav vor ihm hin, schlug ihre Beine übereinander und legte ihre Hände auf ihre Oberschenkel. Er machte noch etwas auf seinem Laptop fertig und klappte diesen dann zu. Man könnte meinen, er wollte sich richtig für sie Zeit nehmen. Er stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch und verschränkte seine Hände. Ruhig tippte er mit seinen Zeigefingern an sein Kinn. Seine penetranten grauen Augen sahen sie an. „Gefällt Ihnen die Arbeit, die wir zusammen verrichten Miss Castillo?", fragte er sie und sie antwortete wie automatisch natürlich. Er sah sie nur an, zögerte und dachte nach. „Also, warum haben Sie die Gala verlassen, ohne mich um Erlaubnis zu Fragen?", fragte er sie. Da waren sie also... „Inwiefern hat dieser Abend etwas mit meiner Arbeit hier zu tun? Wenn sie eine Partnerin gebraucht haben, die Sie begleitet, hätten Sie doch einfach eines ihrer Models fragen können.", antwortete sie ihm und bereute es sofort. Vargas schien von ihrer Direktheit überrascht zu sein, genauso wie sie selbst. „Denken Sie, ich habe Sie mitgenommen, damit Sie hübsch aussehen?", fragte er Violetta. „Das war also nicht das Ziel des sündhaft teuren Kleides, in das Sie mich gesteckt haben?", fragte sie ihn ebenfalls. „Genau Violetta... Wenn du schon gefeuert wirst, dann kannst du ja auch noch einmal alles raushauen, was dir durch den Kopf geht...', dachte sie bei sich. „Das Kleid gehört Ihnen, wie ich es gesagt habe, aber das steht hier nicht zur Debatte. Ihre Anwesenheit bei dem Abend war teil Ihres Jobs.", sagte er und sie erwiderte: „Hören Sie. Ich hätte Ihnen Bescheid geben sollen, dass ich gehe, okay. Ich habe mich an diesem Abend in meiner Rolle nicht wohlgefühlt. Das dort war nicht meine Welt. Schon immer nicht. Ich fand es alles unanständig.". Violetta sprach mal nicht diese Damenversteigerung an, bei der sich ihr jedes Mal die Nackenhaare aufstellten. Aber hatte er es trotzdem gerafft? „Unanständig?", fragte er und kniff die Augen zusammen. Dann riss er sie wieder weit auf. Seine Pupillen weiteten sich bedrohlich. „Ich bin es nicht gewohnt von Luxuskleidern und Designeranzügen umgeben zu sein. Dieses Leben hatte ich schon lange hinter mir gelassen. Außerdem fand ich hatte das nicht allzu viel mit den Armen zu tun, denen Ihre Stiftung eigentlich helfen möchte.", sagte sie und er fragte: „Waren Sie schon einmal in Afrika Miss Castillo?". Sein Tonfall war kalt, aber dennoch gewählt. Das ließ nichts Gutes erahnen. „Ja, ich war schon dort.", antwortete sie ruhig und er erwiderte: „Also, dann wissen Sie ja, was unanständig ist, dass jedes Jahr Millionen kleiner Kinder sterben müssen, weil die Gesundheitsversorgung unzureichend ist. Meistens an Krankheiten, die allein schon mit einfachen Eingriffen hätten behandelt werden können. Unanständig ist, dass Mütter hilflos dabei zusehen müssen, wie ihre Kinder sterben, weil sie ihnen nicht die Hilfe zukommen lassen können, die Mütter für ihre Kinder wollen. Unanständig ist Ihre Haltung! Statt an sich und Ihre Rolle zu denken, denken Sie doch bitte erst einmal an jene, die leiden. Dann werden Sie sehen, dass Ihnen die Dinge schon viel erträglicher erscheinen.", sagte er und wurde dabei immer lauter. Es war das erste Mal, dass sie ihn so reagieren sah. Sie fühlte sich in dem Moment winzig und ihr war speiübel. Nach dieser eindringlichen und ausführlichen Zurechtweisung sagte sie lieber nichts mehr. „Machen Sie nicht den Fehler zu glauben, dass ich einer dieser Männer bin, die ihr Geld in eine Stiftung stecken, um dadurch Steuern zu sparen oder ihr Image aufzupolieren! Ich kann meinen teuren Anzug ausziehen, die Ärmel hochkrempeln, mit anpacken und den Freiwilligen helfen! Ich habe eine Mutter in meinen Armen gehalten, die vom Verlust ihres Kindes gezeichnet war. Glauben Sie mir, seither bin ich nicht mehr der Gleiche. Sie mögen finden, dass meine Methoden unanständig sind. Ich finde, ich sollte alle Möglichkeiten nutzen, die ich habe. Und dazu gehört auch diese Art von Abenden.", sprach er weiter. Violetta war kurz davor loszuheulen. Ihre Lippe zitterte. Was er gesagt hatte, hatte sie verletzt. Das war ja keine Frage von Egoismus. Sie hatte einfach die Dinge nicht von dieser Seite her betrachtet. „Sollten Sie sich also für diese Arbeit interessieren, dann enttäuschen Sie mich bitte nicht noch einmal. Sie dürfen jetzt gehen.", sagte er. Sie hätte sich gerne noch verteidigt, doch er hatte ihr keine Gelegenheit dazu gegeben. Diesmal war sie ganz klar zu weit gegangen. Das Gespräch war beendet. Violetta stand wortlos auf und verließ das Büro. Als sie dieses verließ schaute sie zu Boden und streifte die Wand. Die Sekretärin warf ihr einen perfiden blick zu, denn sie jedoch ignorierte. Violetta hatte keine Lust noch einen Konfliktherd auf zu machen, weswegen sie schnell in ihr Büro flüchtete, die Tür schloss und sich tiefdurchatmend dagegen lehnte. Scheiße! Sie hatte sich heftig mit ihm angelegt. Kurz schloss sie die Augen, um die Tränen, die in ihr aufstiegen, zurückzuhalten. Sie fühlte sich schuldig. Vargas hatte recht. Sie hatte an diesem Abend kopflos agiert und völlig den Blick zur Realität verloren. Violetta seufzte leise und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie hatte echt ein ernsthaftes Problem, weil sie sich immer wieder mit ihm anlegte. Nachdem sie sich innerlich selbst ausgeschimpft hatte, entschloss sie sich nicht mehr rum zu lamentieren. Letztlich hatte er sie ja trotzdem nicht gefeuert. Sie hatte also eine Chance, es besser zu machen. Violetta sprach sich selbst Mut zu und ließ sich in ihren bequemen Sessel fallen. Sie schrieb Maxi eine Mail und entschuldigte sich, dass sie ihm beim Konzert versetzt hatte. Sie hoffte wirklich sehr, dass er nicht angepisst war. Sie wollte sich nicht noch mit ihren Freunden streiten. Danach ging sie durch ihre Mails, die sie bekommen hatte. Darunter war auch eine von Vargas. Er hatte ihr eine Liste mit neuen Kontakten geschickt. Es waren einflussreiche Leute, die er auf der Gala getroffen hatte. Wenn Violetta an den Abend zurückdachte, zerriss es ihr das Herz. Eine Sache schoss ihr durch den Kopf. Würde er einen Abend mit diesem Mädchen verbringen? Manchmal fragte sie sich, was sie für Probleme hatte. Schließlich wollte sie es nicht sein oder doch? Wollte sie, dass er um sie bot, um einen Abend mit ihr verbringen zu können? Violetta schüttelte den Kopf. Sie erhoffte sich etwas von ihm, was nie passieren würde. Sie vertrieb ihre abwegigen Gedanken und konzentrierte sich auf ihre Arbeit, denn sie hatte eine Liste mit Unternehmen, mit denen die Firma neue Partnerschaften eingehen konnte. Er bat sie ein paar Anrufe zu tätigen und ein oder zwei treffen zu organisieren, um den Kontakt zu vertiefen. Nichts in seiner Nachricht deutete darauf hin, dass er noch grollte. Er schien längst andere Dinge im Kopf zu haben. Zumindest wirkte es so. Bevor sie ihr Mail-Postfach schloss sah sie noch Maxis Antwort: Keine Sorge Prinzessin. Ich gehe mit Andrés heute Mittag zu Bob. Kommst du mit?

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt