꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 94 ༻꧂

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"León, mein Blog ist anonym! Und Lara hatte schon davon gewusst, bevor alle über uns geredet haben.", "Niemand ist wirklich anonym, Violetta...", rief León. Bekam er überhaupt mit, wie sehr er sich selbst widersprach? Wütend stand sie auf und nahm ihre Sachen. "Okay, hör zu. Weißt du was? Du glaubst ihr und mir nicht, dass ist deine Entscheidung. Ich treffe jetzt die Entscheidung, nicht länger hier zu bleiben. Bist du nun zufrieden? Hast du nun, was du wolltest?", fragte Violetta den letzten Rest an Lara gewandt. Lara blieb sprachlos sitzen, aber Violettas Frage war ja eh nur rhetorischer Natur. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. "Violetta... Du sorgst hier für ein Riesenspektakel.", "Das ist mir egal. Und hör auf, immer den Moralapostel zu mimen. Ich bin kein kleines Kind!", rief Violetta, drehte sich um und lief mit klappernden Absätzen zum Ausgang. Okay, das war jetzt etwas divenhaft, aber das musste eben sein... León sprang auf und lief Violetta hinter, aber sie tat so, als würde sie das gar nicht mitbekommen. "Violetta, beruhige dich und komme wieder rein.", sagte León. "Nein, León... Ich habe genug. Zum Einen werde ich von deiner Schwester terrorisiert und zum Zweiten für das verrückte kleine Mädchen gehalten. Schon gut, das reicht mir dann auch.", "Hör auf... Lara hat nichts gegen dich.", "Das stimmt nicht, León... Wie oft soll ich es dir denn noch sagen?", fragte sie ihn. León trat ein wenig zurück. Sie spürte, dass er total durcheinander war. "Ich verstehe nicht, warum du dich immer wieder in solche Zustände versetzt...", sagte er leise. "Oh, das weiß ich auch nicht... Vielleicht ja zufälligerweise deshalb, weil ich kürzlich noch dachte, ich sei schwanger und heute Abend gute Miene zum bösen Spiel deiner Schwester machen muss, die mich ganz einfach hasst.", "Wenn du mehr Zeit hättest haben wollen, hätte es genügt mir das zu sagen.", "Das habe ich versucht, León... Aber du hast es einmal mehr nicht mitbekommen.", sagte Violetta leise. Seine Arme fielen an seinem Körper hinab. Die Geste war sehr deutlich. Man könnte meinen, er gab auf. "Okay, das war also nicht der richtige Moment für dieses Abendessen. Tut mir leid. Aber wegen Lara... Da machst du dir etwas vor.", "Ach ja? Bist du dir da sicher? Dein Schwester hat ein ernsthaftes Problem. Sie hängt auf eine exzessive Art an dir, León.", "Ich habe mich dir anvertraut. Du weißt, dass es eine starke Verbindung zwischen uns gibt.", "Ja, das weiß ich gut León... und tatsächlich tut sie mir leid wegen dem, was sie erlebt hat. Ich kann ihr gewisse Dinge verzeihen, aber nicht ihre Lügen und erst recht nicht den Umstand, dass du mir nicht glaubst.", "Gut... Ich denke, dass sich dieses Gespräch im Kreis dreht.", sagte er. León hatte offensichtlich genug. Das traf sich gut, sie nämlich auch. Violetta sah ihn an und hoffte, dass er einen Schritt auf sie zumachte, aber nichts passierte. Ihr Herz zerbrach in zwei Teile und sie rief ein Taxi, ohne länger zu warten. Violetta setzte sich in den gelben Wagen, ohne ihn noch einmal anzusehen und schlug die Tür zu. "Sie gab dem Fahrer mit zittriger Stimme ihre Adresse, bevor sie schließlich in Tränen ausbrach. Er schien sich aber nicht weiter darum zu scheren. Er hatte sicher schon ganz anderes erlebt...

Seit mehreren Minuten saß Violetta nun mit verschränkten Armen auf dem Sofa und wartete auf ein Zeichen von León. Sie hing zweifelsohne einer aussichtslosen Hoffnung nach. Er war viel zu stolz, um den ersten Schritt zu machen. Plötzlich piepte ihr Handy. Sie griff schnell danach. Eine Nachricht von ihm: 'Ich hätte es besser gefunden, wenn du heute Abend nicht so schnell gegangen wärst...' Und Violetta hätte es gut gefunden, wenn er ihr vertraut hätte... Stattdessen hatte er sich auf die Seite seiner Schwester geschlagen und ihr keine Chance gelassen. Wie kam er nur auf die Idee, dass sie sich alles ausgedacht hatte? Am Ende war es wohl so, dass er sie noch immer nicht kannte... Sie starrte auf ihren Ring. Tränen schossen ihr in die Augen. Es war nicht leicht gegen Lara zu bestehen. Die beiden waren durch irgendetwas stark miteinander verbunden. Violetta wusste, dass es ihr nichts brachte, sie zur Feindin zu machen. Sie war für ihn seine Familie. Wenn er sich entscheiden müsste...würde er zweifelsohne zu Lara halten, statt sich für Violetta zu entscheiden, da er sie ja erst seit kurzem kannte. Wenn man darüber nachdachte, war alles auch sehr schnell gegangen. Violetta seufzte und fühlte sich ausgelaugt von den dramatischen Wendungen, die ihr Leben momentan nahm. "Verdammt! Wann hat das alles mal ein Ende?", fragte sie sich. Eine hinterlistige Stimme von tief in ihr drin antwortete: "Wenn du ihn verlassen hast.". Violetta vergrub den Kopf in ihren Händen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Ein leichtes Knurren unterbrach sie in ihren Gedanken. Cookie sah sich mit seinen großen, runden Augen an. Seine winzige Schnauze zuckte und sie sah ihn an, wie er so niedlich da saß. Violetta stand auf und ging zu seinem Käfig, um ihn vorsichtig herauszunehmen und auf ihre Hand zu setzen. Er ließ sich als bald auf den Rücken fallen und streckte ihr seinen Bauch entgegen. Sie musste schmunzeln und streichelte ihn, woraufhin er vor Vergnügen ganz niedlich knurrte. "Du hast sofort mitbekommen, was ich derzeit durchmache, was?", fragte sie ihn leise. Cookie hatte seine Augen geschlossen und genoss ihre Streicheleinheiten. "Solange dich jemand streichelt und dir Kekse zum Knuspern gibt, bist du glücklich, stimmts?", fragte sie. Sie streichelte ihn sanft über seinen Nacken und den Rücken. Vorsichtig nahm sie seine kleine Pfote und massierte diese. Er liebte das und was ihm gefiel, machte auch sie zufrieden und entspannter. "Soll ich dir was sagen? Die Menschen sind verrückt.", um genau zu sein machte ein bestimmter Mensch sie verrückt. Violetta erkannte sich selbst nicht wieder. Dieser Mann ließ sie alle Gemütszustände auf einmal durchleben. Er hatte sie belogen, er hatte sie enttäuscht, er hatte sie in Gefahr gebracht... Er hatte ihr sogar gesagt, dass er nicht gut für sie sei und trotzdem hing sie an ihm, als wäre sie völlig verzweifelt. War das etwa Liebe? Von einem anderen so abhängig zu sein, dass man sich selbst aufgab? So war es... Man sehnte sich ja danach geliebt zu werden. Sicher erwartete sie zu viel von ihm und ihrer Beziehung. Nicht zu glauben, dass man Romane und Lieder darüber schrieb. Mit ihrer ach so komplizierten Herzensgeschichte war sie halt immer sehr pathetisch. Wenn sie die Ganze Sache nicht persönlich betraf, wäre sie vermutlich die Erste, die sagen würde: "Lass ihn doch einfach fallen, diesen León! Schnapp dir einen einfachen Kerl!". Nur wenn man halt, so wie sie, total verrückt nach einem Mann war, dann schaltete sich das Hirn einfach aus und nur noch das Herz entschied, was es tat. Es war das ewigwährende Problem... Sie brauchte einen nicht, sie hasste einen, sie tat ihr weh, sie hatte Lust nach ihm, sie musste mit ihr sein, sie verlangte nach ihm... Man könnte mein, wir Mädels seien alle Masochisten. Cookie sah sie verliebt an. Er war Lichtjahre entfernt von ihren existenziellen Problemen. Violetta setzte ihn neben sich aufs Sofa. Sie nahm ihren Laptop, um auf ihrem Blog zu schauen. Es war mehr ein Reflex als ein wirklicher Wille. in letzter Zeit hatte sie kaum noch gepostet. Mit zittrigen Herzen las sie ihre Kommentare und hatte Angst, einmal mehr Persephone alias Lara zu begegnen. Vielleicht sollte sie heute Abend einfach gar kein Risiko erst eingehen und den Rechner wegstellen. Ihr kleines Herz brauchte mal Erholung... Sie sah zur Uhr. Es war noch zeitig am Abend. Trotzdem fühlte sie sich matt - körperlich und auch seelisch. Als wäre sie innerlich leer... Violetta nahm ihr Handy und tippte schnell eine Antwort ein: 'Bis morgen im Büro.' , sie wollte den Konflikt nicht noch vergrößern und das Problem für den Moment lieber ignorieren. Das Beste würde sein, wenn sie mit einem guten Tee und einem Buch unter die Bettdecke schlüpfte. Manchmal ging es einem schon besser, wenn man so tat, als wäre alles in Ordnung.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt