꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 66 ༻꧂

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Sie verließen die Stadt und fuhren weiter in Richtung Strand. Violetta wusste, dass es dort wirklich schön war. Besaß er dort etwa ein Ferienhaus? León beobachtete Violetta, wie sie jedes der Schilder genau anschaute, was sie passierten. "Wir sind bald da.", sagte er während sie über einen kleinen Feldweg fuhren. Jetzt ging es nur noch im Schritttempo voran. Am Horizont öffnete sich der Blick immer mehr zum Meer. Als sie am Ende angekommen waren, parkte León den Wagen am Rand, direkt am Meer." Da sind wir. Willkommen in meinem kleinen Paradies.", sagte er und öffnete die Tür, sie tat es ihm gleich. Als Violetta ausstieg wehte ihr der Meereswind ins Gesicht und die Sonne wärmte ihre Haut. Vor ihr stand ein wunderschönes Architektenhaus aus Holz und Beton. León bat sie mitzukommen." Hier wohnst du wohl?", fragte Violetta. "Ja, auch wenn ich wegen Vargas Corporation und meinen vielen Dienstreisen nicht wirklich häufig hier sein kann.", sagte er und reichte ihr die Hand. Sie lächelte ihn an. "Komm.", sie liefen um das Haus herum und passierten ein kleines Holztor. Nach ein paar Schritten standen sie auf eiber wunderschönen Terrasse, von der man aufs Meer sehen konnte. Violetta war hin und weg von der Schönheit dieses Ortes. "León, dass ist fantastisch.", "Das ist meine kleine Welt.". Er zwinkerte Violetta lässig zu und öffnete dann die große gläserne Terrassentür, durch die es in ein wunderschönes Wohnzimmer hineinging. "Ich lade das Auto aus. Fühle dich wie zu Hause.", sagte er und lief ein paar Mal zwischen Haus und Auto hin und her. Derweil schaute sich Violetta ein wenig um. Das Haus wirkte gemütlich. Nicht zu vergleichen mit der Kühle seines Lofts in Buenos Aires. Hier fühlte man sich sofort wohl, denn hier spürte man den wahren León. Im Haus sah sie ein paar Fotos, allerdings traute sie sich nicht, ohne ihn reinzugehen. Stattdessen machte sie es sich auf dem riesigen Sofa bequem, welches auf der Terrasse stand und beobachtete die Jogger, die unten am Ufer entlangliefen. Hier war alles so ruhig und friedlich. Der Big Apple und der Trubel der vergangenen Tage war gerade weit weg. Nach einer Weile kam León zu ihr und brachte zwei Gläser mit. Er hatte sich etwas Bequemeres angezogen, sah aber immer noch überaus elegant aus. "Hier trink etwas.", "Danke.". Es fehlten Violetta die Worte, wenn sie sich hier an diesem beschaulichen Ort umsah. Es brach ihr das Herz, wenn Violetta an sein Loft in Buenos Aires dachte und an seine... Gewohnheiten dachte, aber sie dachte ganz schnell wieder an das Hier und Jetzt. Alles andere war Vergangenheit. Als würde er spüren, was in ihrem Kopf vorging, reichte er ihr die Hand und bat sie aufzustehen. "Wollen wir ein bisschen am Strand spazieren gehen, bevor die Sonne untergeht?", fragte er und sie nickte: "Sehr gerne.". León und Violetta liefen ein paar Treppenstufen hinunter und gelangten an einem Holzweg. Bevor sie ihre Füße in den Sand steckte, hielt sie kurz inne. "Warte.", Violetta zog ihre Pumps aus, die nicht so wirklich Strand geeignet waren und streckte ihre kleinen Füße in die Seeluft. "Aaah... Darauf habe ich mich gefreut, seit wir hier angekommen sind.", er zog seine Sandalen aus, legte ihr dann seinen Arm um ihre Taille und küsste sie sanft auf die Stirn. Diese simple Geste berührte und überraschte Violetta gleichermaßen. Sie mochte diese neue Zärtlichkeit zwischen ihnen. Das hatte rein gar nichts mehr mit ihren Kämpfen vom Anfang zu tun. León nahm ihre Hand und schmiegte sich zufrieden an sie. Sie waren nicht die Einzigen, die einen kleinen Abendspaziergang machten. Ein paar Leute liefen an den schaumigen Wellen entlang. Eine junge Frau spielte mit ihrem Hund, während ihr kleiner Sohn Sandburgen baute. Einen Augenblick lang vergaß Violetta das, was in den vergangenen Tagen passiert war und glaubte, dass das Leben ganz einfach war. Sie wollte sich gern in diesem Glauben lassen. Letztlich war León ja nicht so, wie er vorgab zu sein. In ihm steckte deutlich mehr und Violetta war überzeugt davon, dass auch er gern ein einfaches Leben leben wollen würde. Sie schaute hinauf zu seinem Haus, welches sich am Rande des Strandes auftat. "Gehört das Haus deiner Familie?", fragte sie ihn. "Nein. Das war das Erste, was ich mir gekauft habe, als ich meine ersten Gewinne verbuchen konnte. Meine Mutter hat Lara und mich oft ans Meer mitgenommen. Ich bin gern hier. Ich finde es beruhigend dem Klang der Wellen zu lauschen die kommen und gehen... Im Sand zu laufen... ", Leóns Blick wanderte verträumt zu den letzten Strahlen der am Horizont verschwundenen Sonne. Violetta sah ihn an." Was ist mit deiner Mutter passiert? ", fragte Violetta." Oh... Willst du jetzt wirklich über das alles reden? ", fragte er, zuckte mit den Schultern und lächelte ihr zu. "Nur, wenn du willst.", das Rauschen des Meeres lud dazu ein Geheimnisse zu lüften. "Sie war schwer erkrankt.", Violetta sah wie sein Kinn arbeitete, während sie langsam am Strand entlang liefen. Er blieb stehen und sah raus aufs Meer, als müsste er sich selbst erst in der Brandung Mut holen. Das Wasser umfloss derweil ihre Füße. "Richtig schlimm erkrankt...", Violetta umklammerte seine Hand ein wenig fester, um ihm zu zeigen, dass sie bei ihm war. "Sie hat nie den Mut verloren. Sie hat so hart gekämpft, wie keine andere Frau, die ich kenne.", er drehte sich zu Violetta hin und sah ihr tief in die Augen. "Manchmal erkenne ich ihren Willen in dir wieder...", solcherart Bemerkungen trafen Violetta sofort ins Herz. Seine leidenschaftliche Art erinnerte sie immer an ihrem Vater. "Deshalb haben sich deine Großeltern um Lara und dich gekümmert?", "Die Eltern meines Vaters". "Oh...", León lächelte gequält. "Ich würde sie nicht, als meine Familie bezeichnen.", Violetta zog die Augenbrauen hoch und zeigte ihm so, dass sie es nicht verstand. Was musste nur vorgefallen sein, dass er so hart über sie sprach? León schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. "Ich muss schon sagen, Miss Castillo. Sie wissen, wie man mich zum Reden bringt. ", sagte er und sie zuckte unschuldig mit den Schultern. Violetta hatte nicht vor, ihm das alles aus der Nase zu ziehen. Sie hörte einfach nur gern zu und wenn sie ein wenig von seinem Schmerz abnehmen konnte, dann machte sie das glücklich. Er seufzte und warf einen Stein in die Wellen. "Ich habe mehrere Jahre gebraucht, es zu verstehen... Ich brauchte viel Zeit, um damit klar zu kommen.", er klang desillusioniert, fast schon geschlagen. Das brach Violetta das Herz. "Wenn meine Mutter die Behandlungen hätte bezahlen können, wäre alles vielleicht anders gekommen.", "Wieso das? Wurde sie nicht medizinisch betreut?", fragte Violetta. "Sie hatte schon genug damit zu tun, genügend Geld zu verdienen, um Lara und mich durchzubringen. Die Arztrechnungen zu bezahlen genoss für sie deshalb nicht wirklich oberste Priorität. Die Eltern meines Vaters, die sehr viel Geld hatten, haben in ihr nur eine Frau gesehen, die ihrem Sohn den Kopf verdreht hat, um sich von ihm aushalten zu lassen. Sie haben keinen Finger krumm gemacht, um ihr zu helfen. ", Wie schrecklich... Violetta musste entsetzt schlucken. León schwieg einen Augenblick lang und starrte hinaus auf das von der Sonne rötlich gefärbte Meer. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass er so eine harte Vergangenheit hatte. Violetta zögerte, ob sie dieses Gespräch wirklich fortsetzen sollten. "Meine Mutter hat natürlich ihr Leiden vor uns verborgen... Sie wollte uns nicht damit belasten. Ihr ging es nur darum, dass es uns gut ging. Die Mutter meines Vaters hat sich am Ende irgendwie schuldig gefühlt und ihren Mann davon überzeugt, dass sie Lara und mich bei sich aufnehmen. Mit etwas Abstand habe ich für mich festgestellt, dass diese Frau einfach völlig von ihrem Mann eingeengt war. Wie überhaupt alle Menschen in seinem Umfeld... Er hat klein beigegeben, schließlich waren wir ja doch sein Fleisch und Blut... Und sie waren nicht so grausam, dass sie Lara und mich voneinander getrennt haben. ", es kam Violetta gerade so vor, als würde León ihr eines dieser schrecklichen Märchen erzählen, die ihr Vater immer vorgelesen hatte, als sie noch ein kleines Kind war. "Allerdings waren Liebe und Nähe für die beiden echte Fremdwörter. Darunter hat Lara deutlich mehr gelitten als ich.", redete León weiter. Violetta schaute zu Boden. Das könnte natürlich erklären, warum Lara sich so verhielt... Sie vertraute halt nur einem einzigen Menschen... ihrem Bruder. Lara hatte ja nur ihren Vater, der sie verlassen hatte und ihre Adoptiv-Großeltern, die sie nicht mochten. Konnte Violetta ihr da wirklich böse sein? "Wir wurden sehr streng erzogen, halt auf die alte Art. Der Vorteil war, dass ich auf die besten Schulen gehen konnte und deutlich schneller erwachsen geworden bin als andere Jungen in meinem Alter.", sagte er. "Du bist nun groß... Äh... Haben sie sich niemals entschuldigt?", fragte Violetta und er lachte gehässig vor sich hin, als wäre dieser Gedanke sowas von abwegig. Das war ein bisschen dumm von Violetta. Wie konnte sie nur auf die Idee kommen, dass jemand, der in seiner eigenen Familie so etwas zuließ, sich tatsächlich entschuldigen würde? Sie sollte nicht so naiv sein. "Nach ihrem Tod habe ich geerbt. Der Großvater hat mir ein Brief geschrieben, in dem er seine Güte unterstrichen hat, mir sein gesamtes Vermögen zu vererben...", León sah Violetta tief in die Augen. Was sie aus seinem Blick ablesen konnte brach ihr erneut das Herz." Als könnte er mit seinem Geld alles kaufen! ", León drehte sich wieder von Violetta weg und sah auf die Wellen. Seine Gesichtszüge waren verspannt." Ich werde ihm niemals verzeihen.", sagte er und Violetta verstand so langsam, wie León tickte. Er war einfach zu prinzipiengetreu, als dass er so etwas verzeihen würde und er hatte ja auch recht. Einige Dinge waren unverzeihlich.

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Na? Hättet ihr erwartet, dass León ihr was aus seiner Vergangenheit erzählt und das Violetta versteht wieso Lara so reagiert?

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt