꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 86 ༻꧂

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León und Schiss? Violetta spielte am Stiel ihres Champagnerglases herum, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Sie fragte sich, was ihn so nervös machte. "Wir beide haben in so kurzer Zeit so viel miteinander erlebt... Die Zeit war intensiv, kraftvoll...", León holte tief Luft. Violetta klebte an seinen Lippen. Er suchte nach den richtigen Worten. Das war bei ihm ja eher ungewöhnlich. "Wie du weißt, bist du wie ein Tornado in mein Leben reingeschossen. Du hast mit einem Stoß alle Barrieren eingerissen, die ich mühsam um mich herum aufgebaut habe. Sich niemals an jemanden ran hängen, eine neutrale Zone erbauen, sich nicht öffnen, sich niemandem anvertrauen... Und Gott weiß, dass ich dich habe ganz schön leiden lassen. Ich bin das alles nun einmal nicht gewohnt. Und zudem habe ich mich wie ein Idiot verhalten.", redete León. "León... Das gehört doch alles der Vergangenheit an...", begann Violetta. "Warte. Lass mich weiterreden.", bat er sie und Violetta nickte. Sie sah ihn liebevoll an. Seine plötzliche Verlegenheit berührte sie. "Steck mich mit einem Dutzend Leuten in einen Raum, die von einer Sache noch nicht so überzeugt sind und ich überzeuge sie. Das ist das, was ich kann. Das ist das, was ich täglich mache. Gib mir ein junges Start-Up, dass ein Problem hat, vor einer Herausforderung steht oder noch nach einer Vision sucht und ich finde eine Lösung, zeige eine Richtung auf. Aber dir gegenüber, die mich immer wieder herausfordert und mir meine Schwächen vor Augen führt, da fühle ich mich wie ein Anfänger... Wie ein junger Dummkopf, der erst noch alles lernen muss, weil er am Ende irgendwie gar nichts kapiert hat...", sagte León. Violetta verstand nicht, worauf er am Ende hinaus wollte... War sie etwa zu kompliziert für ihn? Oder wollte er ihr damit sagen, wie gern er sie hatte? "Verdammt, Violetta... Du hast mir die Realität vor Augen geführt. Und glaube mir... Ich bin es nicht gewohnt, mich von meinen Gefühlen übermannen zu lassen.", sprach er weiter. Und das war der große Unterschied zwischen ihnen. León war ein Kontrollfreak und sie war völlig emotionsgesteuert. "Okay...", es schien so, als ob er sich innerlich Mut zusprach. Und Violetta war kurz vorm Kreislaufkollaps. "Ich komme nicht mehr von dir los. Du verdrehst mir den Kopf. Seit dem ersten Tag, als ich von deiner Haut gekostet, von deinen Lippen geschmeckt und dein Wärme gespürt habe. Seit jenem Tag, an dem du dich mir in dem Aufzug offenbart hast. Ich hätte mich niemals mit einer Angestellten auf so ein Spiel eingelassen. Aber da gab es diese Anziehungskraft. Anfangs dachte ich, dass sei rein äußerlich. Also zumindest habe ich mir das eingeredet. Aber ich musste immer wieder an dich denken. Du hast ein Verlangen in mir geweckt, eine unbändige Lust. Ich war wie ein Löwe im Käfig. Und als du mit den Dokumenten in der Hand bei mir aufgekreuzt bist und ich in deine unschuldigen Augen geschaut habe, da wusste ich, dass ich verrückt nach dir bin. Irgendetwas war zwischen uns passiert. Etwas, dass viel stärker war, als alles, was ich bis dahin erlebt habe. Etwas, das meinen Verstand überstieg und mich regelrecht fertig machte.", León redete und redete. "León...", begann Violetta leise. León legte seine Hand auf ihre und sah ihr tief in die Augen. Hier und jetzt gab es nur ihn und sie. Nur ihre beiden wunden Herzen. "Ich liebe dich, Violetta.", diese Worte waren so simpel, so einfach und doch hatten sie das Zeug sich in ihrem Herzen und in ihrer Seele festzusetzen. Sie waren weicher als jedes Streicheln.. "Ich liebe dich auch, León...", sie saßen einige Sekunden lang regungslos da. Sie sahen sich einfach nur gegenseitig an und zeigten die Wichtigkeit dieser gegenseitigen Liebeserklärung. Auch Violetta hatte gegen ihre Gefühle angekämpft, weil sie Angst hatte, eine Grenze zu überschreiten, bei der es kein Zurück mehr gab. Es ihm zu sagen war wie ein Sprung ins Leere. Beängstigend, aber auch befreiend. Plötzlich ließ León ihre Hand los, stand auf und kniete sich mit einem Knie auf den Boden. Oh mein Gott!!! "León...?", Violettas Stimme klang ganz grell. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie sah, wie er ein kleines schwarzes Kästchen aus seiner Jackentasche holte. Würde er jetzt etwa das tun, was sie glaubte, dass er es tat? León lächelte sie an. So zärtlich hatte er noch nie gelächelt. Sie konnte so dermaßen viele Dinge aus seinen grauen Augen herauslesen, die sie ansahen. Liebe, aber auch Angst. Noch nie zuvor wirkte er auf sie so verwundbar. Es war so, als ob es diesmal sie war, die sein Herz in der Hand hielt. "Ich will nicht warten, das Leben ist zu kurz. Und ich will zu 200 Prozent mit dir leben.", León öffnete vorsichtig das Kästchen und stellte die alles entscheidende Frage: "Vilu, willst du meine Frau werden?". Violetta war sprachlos. Dieses Geständnis hatte ihre die Sprache verschlagen. Es war wie in einem Traum für sie. Sie hielt sich den Hand vor den Mund. Sie war so getroffen. Ein glitzernder Diamantring thronte auf seinem kleinen, schwarzen Flaum und funkelte im Licht. Der Ring war unheimlich schön, aber was sie vor allem sprachlos machte, waren Leóns Worte. Sie bekam kein einziges Wort heraus. Ihre Lippen versuchten, einen Laut zu formen und ihre Hände lagen wie festgetackert auf ihrem Schoß. Das war der romantischste Moment in ihrem ganzen Leben. Sie war sowas von glücklich. Violetta konnte ihre Tränen vor Freude kaum unterdrücken. Zumindest fand sie endlich ihre Stimme wieder und schaffte es den armen León zu beruhigen, der schon langsam richtig nervös wurde. "Ja, León! Ja! Natürlich will ich deine Frau werden.", irgendwie kam es ihr surreal vor, diesen Satz auszusprechen. Sie waren ja in einem vollen Restaurant und noch dazu in einem vornehmen. Trotzdem konnte sie nicht anders. Sie sprang auf und ließ ihm keine Zeit sich aufzurichten, als sie ihm auch schon um den Hals fiel. "Oh mein Gott, León. Ich liebe dich so sehr.", ein paar heimtückische Tränen drückten sich aus ihren Augen heraus. "Ich hoffe, dass das Freudentränen sind.", "Oh ja.". León nahm den Ring vorsichtig aus der Schachtel und griff nach ihrer Hand. Dann schob er den Ring über ihren Ringfinger und sie musste sich zusammennehmen, nicht laut loszuheulen. Violetta sah, wie der Diamant im Schein der Kerzen funkelte. "León... Er ist... einfach fantastisch.", sagte sie. Im Grunde beschrieb dieses eine Wort die ganze bisherige Zeit in Paris. Mein Gott, sie war mit León Vargas verlobt. Sie!!! Violetta würde jetzt eine ganze Weile brauchen, um das zu realisieren und wieder von ihrer kleinen Wolke runterzukommen...

Heute Morgen schwenkte sie ihren Teebeutel in ihrer Tasse und war mit ihren Gedanken im Paradies. Sie lächelte glücklich. Ihr Wasser war derweil kalt. Seit einer Woche schwebte sie einige Meter über den Boden. Violetta hatte Fran schon von ihrer Verlobung und überhaupt alles über ihrer Paris-Reise erzählt. Selbst wenn sie bis zur Hochzeit noch jede Menge Zeit hatten, drehte sich in ihrem Kopf schon alles um Brautkleider, die Zeremonie und ihre Zukunft mit León. Er hatte sie gefragt, ob sie nicht zusammenzogen und ihre gemeinsame Wohnung aussuchen wollten. Violetta schwebte auf Wolke sieben. Er hatte recht. Worauf warten? Sie hatte ja selbst mitbekommen, wie schnell das Leben zu Ende sein konnte. Von einem Tag auf den anderen. Violetta wusste, dass sie mit León ein Leben voller Leidenschaft und Entdeckungen verleben würde. Sie wusste, dass sie sich niemals langweilen würde, aber sie wusste auch, dass sie so manchen Sturm werden durchschreiten müssen. Violetta machte sich keine Illusionen über den Mann, mit dem sie zusammenleben würde. Sie kannte die Spielregeln und hatte sie akzeptiert. Violetta nahm ihn so, wie er war - mit all seinen Vorzügen und Schattenseiten. Plötzlich stieß ihr etwas übel im Magen auf. Sie versuchte, es noch zu unterdrücken, aber diesmal krümmte sich ihr ganzer Magen. Sie rannte in die Küche und versuchte zu brechen, aber es kam nichts außer etwas Speichel heraus. Violetta hing mit ihrem Kopf über das Waschbecken und ließ kaltes Wasser über ihren Mund laufen in der Hoffnung, dass dieses unangenehme Gefühl so schnell verging, wie es gekommen war. Einige Minuten später fühlte sie sich besser. Was war das denn? Violetta schleppte sich zu ihrem Sofa. Um sie drehte sich alles und ihre Beine waren schlapp. Sie legte sich einen Moment lang hin, um wieder zu Sinnen zu kommen und legte sich eine Hand auf die Stirn. Diese war nicht heiß. Als Violetta sich ein wenig besser fühlte ging sie zurück in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein, was sie mit Zucker mischte. Vielleicht war es nur ein kleiner Infekt... Auf einmal passierte das Gleiche noch einmal, nur dass sie diesmal auch Krämpfe spürte. "Oh scheiße!" Violetta beugte sich erneut über das Waschbecken und brach das Waser aus, dass sie gerade getrunken hatte. Schwankend ging sie zurück und legte sich auf das Sofa. Das war wirklich komisch, denn noch vor wenigen Minuten hatte sie sich gut gefühlt. Sie nahm ihr Handy und schreib León eine Nachricht, dass sie heute Vormittag frei nahm. Plötzlich schoss ihr ein Verdacht durch den Kopf. Schwindel, Erbrechen...? Ihr Hirn ratterte. Violetta zählte an ihren Fingern ihre Regel ab... und wenn sie sich nicht irrte, dann war sie aktuell eine Woche drüber. Dazu taten ihr seit gestern Abend ihre Brüste so weh, wie es sonst nur während ihrer Regel tat. Aber heute Morgen war nichts... "Oh nein! Das ist jetzt nicht wahr!", rief Violetta. Ihr Herz wummerte in ihrer Brust. Das Adrenalin gab ihr die Kraft, um sich gerade so ins Bad zu schleppen. Sie wühlte in ihrem Medikamenten herum. irgendwo musste sie hier doch noch einen Schwangerschaftstest von vor ein paar Jahren haben. Sie hatte ihn immer aufgehoben, falls sie ihn mal brauchte. Wenn sie den Test gleich machte, musste sie stark sein. Was, wenn sie wirklich schwanger war? Violetta wusste nicht, wie sie damit umgingen würde.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt