꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 2 ༻꧂

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Fast fielen ihr sogar ein paar Blätter runter. Was war nur mit ihr los? Sie traute sich nicht den anderen Mann noch einmal anzusehen. Wegen ihm war sie nicht mehr Herr ihrer Sinne. Ihre Augen richteten sich auf den großen Projektor am Ende es Raumes. Dort ging es um die Organisation einer Gala und man konnte das Menü sehen. Ihr sprang sofort ein Fehler ins Auge. „Jakobsmuschel-Spieße mit Rotwein zu paaren, das geht gar nicht.", platzte es laut aus ihr heraus. Verdammt sie hatte laut gedacht. Broduey sah verdutzt zu Violetta. Er fragte sich sicher wieso sie sich da einmischte. Also zumindest würde sie es sich fragen. „Entschuldige. Ich weiß nicht warum ich das gesagt habe.", sagte sie sofort entschuldigend. Sie fühlte sich schlecht und sah deshalb zu Boden. Ich werde mal schnell zum Ausgang laufen und hoffen, dass sie mich schnell wieder vergessen, dachte sie bei sich. Doch nichts da. „Setzen Sie sich.", sagte der Mann zu ihr. Das war kein Angebot. Der Mann war so selbstverständlich, dass man ihm nicht widersprechen konnte. „Mister Vargas, ich denke nicht das Miss Castillo...", fing Broduey an. Hä? Mister Vargas? Wie der Vargas von Vargas Corp? „Ich möchte hören welchen Verbesserungsvorschlag uns diese junge Dame machen kann.", sagte Mister Vargas. Violetta setzte sich ganz brav auf einen der Stühle, legte ihre Hände auf die Knie und sah zur Leinwand. Es war nicht so leicht vor Mister Intensivblick ruhig zu bleiben, aber sie musste jetzt unbedingt die Ruhe bewahren, wenn sie nicht gleich ihren Job verlieren wollte. Letzten Endes hatte sie nur die Wahrheit gesagt. Außerdem war es nett von ihr Broduey die Dokumente zu bringen. „Gut dann beenden Sie mal ihre Präsentation Broduey. Damit wir die Vorschläge von Miss Castillo anhören können.", sagte der Mann. Wenn er sprach fühlte sie sich so klein, dass sie ohne weiteres in ihrem Sessel oder unter ihrem Tisch verschwinden würde. Broduey räusperte sich kurz und setzte seinen Vortrag fort, den sie unterbrochen hatte. Violetta spürte, wie der Blick von Mister Vargas auf ihr verweilte. Die Intensivität, mit der er sie musterte, verunsicherte sie und sie stellte sich vor, dass er sie musterte und sich überlegte, wie er diesen frechen Mund bändigen könnte. Was für einen Mist dachte sie da überhaupt? Violetta war sich dermaßen sicher, dass sich der Vargas fragte, wer diese dumme Person war, die sich in eine Sache eingemischt hatte, die sie gar nichts anging. Sie versuchte sich auf Broduey's Worte zu konzentrieren, der unverdrossen seine Präsentation abhielt, die sie auf elegante Art unterbrochen hatte. Es handelte sich um eine Wohltätigkeitsgala für eine Organisation, die sich für die dritte Welt engagierte. Die Vargas Corporation war der Organisator und Schirmherr. Unterstützt wurden humanitäre Maßnahmen in Schwarzafrika. Ich hätte nie gedacht, dass die Firma sich für Vereine dieser Art einsetzte. Das Krankenhaus dagegen pfiff auf Wohltätigkeit. Hier trat die Widersprüchlichkeit unserer Welt wieder offen zu Tage. Die Reichsten von Buenos Aires halfen den Ärmsten in Afrika, in dem sie mondäne Abende feierten und dabei Gutes taten. Die Reichen diskutierten, welches Menü sie anboten und welchen Wein sie dazu reichen würden, während die armen Afrikaner sich fragten, was sie am nächsten Tag überhaupt zum Essen haben würden. Und sie gab auch noch ihren Senf dazu... „Miss Castillo, was können Sie uns für unsere Weinauswahl empfehlen?", fragte Mister Vargas sie. Sie schaute ihm direkt in die Augen. Erneut lief es ihr kalt den Rücken herunter. Sie fragte sich, ob ihr jemanden einen Defibrillator bringen könnte, sie bekam nämlich fast einen Herzinfarkt. „Zugegebenermaßen erscheint mir meine Bemerkung jetzt doch sehr oberflächlich, nun da ich den Grund dieser... Ihrer Gala kenne.", sagte Violetta und fragte sich, ob sie sich jetzt nicht wirklich über ihn lustig machte. Oder wollte sie einfach nur so schnell wie möglich gefeuert werden? Broduey sah Violetta vorsichtig an. Er fragte sich genau das Gleiche. Vermutlich überlegt er, wem er als nächstes meinen Schreibtisch geben konnte. Vargas Blick verfinsterte sich leicht. Sein Mund öffnete sich einen Spalt, während er einen Augenblick der Stille passieren ließ. „Lassen Sie sich eines Besseren belehren. In dem wir solch einen Empfang organisieren, ermöglichen wir es, Menschen zu treffen, die in der Lage sind, die von uns geplanten Aktionen durch ihre Spenden zu unterstützen. Wir dürfen sie nicht enttäuschen und müssen diese Gala zu etwas Unvergesslichem machen. Zu einem Event, an dem unsere Unterstützer unbedingt jedes Jahr teilnehmen wollen. Also bitteschön. Wir sind ganz Ohr.", sagte er ruhig. Ihr wurden gerade auf sympathischer Art die Leviten gelesen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er das häufiger machte, sie sah wie angestrengt Broduey dasaß. „Ah.", sagte ich und er antwortete: „Ich bitte Sie. Ich möchte gerne nochmal ihre Meinung dazu hören. Diesmal mit einer etwas ausführlicheren Begründung.". Vargas sah mich herausfordernd an und sie würde ihn überzeugen. Augenscheinlich würde er seine Entscheidung nach ihr treffen. Sie durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Ob Chef oder nicht. Auch er hatte Themen, bei denen er noch etwas dazulernte. Er führte ein internationales Unternehmen und kein Restaurant. Violetta atmete tief durch und nahm all ihren Mut zusammen. Sie brauchte keine Angst zu haben, die Antwort kannte sie schließlich. Bei ihrem kleinen Lehrgang hatte sie ja nichts anderes gemacht, als dies hier. „Also gut. Ein Rotwein ist nicht ideal. Selbst wenn er weich im Abgang wäre bleibt er doch sehr intensiv und kann den Geschmack der Jakobsmuscheln überdecken, statt ihn zu verfeinern. Wählen Sie lieber einen französischen Weißwein, zum Beispiel einen Château Larrivet Haut-Bríon. Er enthüllt einen intensiven und subtilen Geschmack und schmeckt nach gelben Früchten. Seine Vanillenote hinterlässt im Mund einen frischen und cremigen Geschmack, der sich perfekt mit der Zartheit der Jakobsmuscheln vermischt.", beendete Violette ihren kleinen Vortrag an dieser Stelle und lauerte auf die Reaktion desjenigen, der sie herausgefordert hatte. Broduey, ihm fiel die Kinnlade herunter und Mister Vargas sah sie prüfend an. Sie spürte einen Hauch von Stolz, dass sie ihm die Stirn geboten hatte. Aber ihr Triumph wehrte nicht lange. Amüsiert legte er nach: „Oder vielleicht einen Chablis Premier Cru mit seiner Note aus Honig und Vanille. Der würde nur allzu gut mit der Zartheit der Jakobsmuscheln harmonieren. Violetta war verblüfft, wie gut Mister Vargas sich im Thema auskannte. Er schlug sich wirklich gut. „Sie sind eine Kennerin Miss Castillo oder nicht?", fragte er sie und sie schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, nur ein kleiner Lehrgang bei der Haushälterin meines Vaters.". „Das ist interessant.", meinte er. Sie wirkten wie zwei Duellanten, die sich lauernd gegenüberstanden. Vargas strahlte etwas Beunruhigendes, zugleich Imponierendes aus. Sie konnte gut verstehen, weshalb sich Broduey fürchtete. Dieser räusperte sich und fragte: „Möchten Sie, dass ich etwas ändere Mister Vargas?".

Einige unendlich lang erscheinende Sekunden sah er sie mit einem zarten Grinsen im Gesicht an. „Tun Sie das und berücksichtigen Sie dabei die Anmerkungen der jungen Dame.", antwortete er. Er stand auf und warf einen Blick auf sein Handy. Auch Violetta stand auf, wie man es ja gemeinhin tat, wenn jemand wichtiges den Raum verließ oder betrat. „Legen Sie das Budget für den Abend fest. Prüfen Sie, dass alles reserviert ist, damit wir die Investoren von morgen empfangen können. Rufen Sie Anderson an wegen aller Aktivitäten in Australien. Sagen Sie Zac, dass ich die aktuellen Betriebszahlen von Piers & Strauck haben möchte. Und bestätigen Sie meinen Termin mit Patrick von Forbes für heute Nachmittag.", ratterte er herunter. Während er die endlos lange Aufgabenliste von Broduey zur Kenntnis genommen bekam, wand sich der Chef dem Ausgang zu. Er lief mit der Eleganz und der Sicherheit eines Panthers zur Tür. Duftproben seines Parfüms schwebten zu mir herüber und kitzelten meine Nase. Dieser zugleich männliche, wie auch subtile Duft kam mir irgendwoher bekannt vor. Als hätte ich ihn irgendwo in meinem Haushalt der Sinne schon einmal abgespeichert hatte. Und schon brachen sich ihre Gefühle einmal mehr Bahn. „Miss Castillo.", sagte er nur und nickte ihr kurz zu. Violetta antwortete ebenfalls mit einem Nicken und sagte: „Mister Vargas.". Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum. Violetta hatte den Eindruck, als dass sie endlich wieder frei atmen konnte und sich die Temperatur spürbar wieder in Richtung Normalzustand bewegte. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Broduey packte seine Sachen zusammen und nahm seine Notizen. Dann schaltete er den Projektor aus. „Mister Silva. Ich... Es tut mir leid. Ich wollte nicht unflätig rüberkommen. Ich wusste nicht, wer er war. Und ich dachte auch nicht, dass hier Meetings zu Wohltätigkeitsgalas abgehalten werden.", sagte sie leise. Seine Gesichtszüge entspannten sich merklich. Er seufzte leise und sah sie dann an. „Ist nicht schlimm.", sagte er. Er war einer dieser Männer, die in jeder Situation schienen als würden sie ruhig bleiben. Das sie immer professionell blieben. Aber sie spürte, dass er sich zusammenriss. „Mister Vargas kümmert sich sonst nicht um solche organisatorischen Dinge. Aber seine Assistentin... Also... Sie hat am Anfang der Woche gekündigt. Aus persönlichen Gründen.", sagte er ihr. Irgendetwas sagte ihr, dass sie den Ansprüchen von Mister Vargas nicht gerecht kam. Seine Autorität dürfte nicht allzu leicht zu handeln sein. „Bis er eine neue Assistentin gefunden hat, soll ich mich um Projekte dieser Art kümmern.", fügte er hinzu und sah sie an. „Wirklich? Aber haben Sie denn Zeit? Sie wirken ja jetzt schon ziemlich eingespannt.", sagte sie. „In der Welt von Mister Vargas gibt es kein Nein junge Dame.", ermahnte er sie und richtete seinen Anzug, bevor er seine Dokumente nahm. „Aber offenbar bin ich nicht die beste Wahl, um Menüs zu planen, die ins schwarze Treffen.", fügte er hinzu. „Es tut mir wirklich unendlich leid. Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen...", sagte Violetta und er antwortete: „Nein, Sie hatten ja Recht. Ich habe das einfach schnell gemacht und mich dabei an anderen Galas orientiert. Ich weiß selbst, dass das nicht perfekt war. Ich hoffe einfach nur, dass er schnell eine neue Assistentin findet.", sagte Broduey. Er war so freundlich und motiviert bei seiner Arbeit, dass sie sich deswegen schlecht fühlte, weil sie ihn vor dem Boss in so eine Zwickmühle gebracht hatte. Plötzlich kam ihr eine Idee. „Hören Sie. Ich will mich gerne nützlich machen. Ich kann Ihnen einen Vorschlag für das ganze Menü machen, wenn Sie wollen.", bot sie an und er fragte: „Wirklich? Würden Sie das tun?". „Das wäre das Mindeste.", antwortete Violetta. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er schien sehr angetan von ihrem Angebot. „Also gut. Das wäre sehr liebenswürdig von Ihnen und ermöglicht mir, mit meiner Arbeit weiter zu kommen. Das Problem ist nur, dass das alles bis morgen stehen muss.", sagte er. „Das ist eigentlich kein Problem. Ich schicke Ihnen alles rechtzeitig zu.", antwortete sie. Broduey sah Violetta freundlich an und sagte: „Ich danke Ihnen und werde mich bei Gelegenheit revanchieren.". 

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt