꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 88 ༻꧂

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Francesca und Violetta waren aus dem Labor zurück Sie war auch schon wieder weg. Am späten Nachmittag, so gegen 17 Uhr stand das Ergebnis fest. Ihre Übelkeit hatte nachgelassen. León dürfte jetzt auch bald kommen. Zum ersten Mal war sie nicht allzu scharf darauf, einen Moment zu zweit mit ihm zu verbringen. Er hatte gesagt, dass sie ein bisschen spazieren gingen. Sie hatte also etwas Lässiges angezogen. Jeans, Top und Sneakers. Normalerweise brauchte sie immer etwas länger, wenn sie sich für ihn hübsch machte und dachte über jedes kleine Detail ihrer Kleidung zweimal nach. Aber jetzt gerade waren ihre Gedanken eh woanders und sie hatte keine Kraft sich über solche Belanglosigkeiten den Kopf zu zerbrechen. Als León an ihrer Tür klopfte, erschrak sie und ihr Herz begann zu rasen. Okay, Violetta... Alles wird gut... Sie öffnete ihm und war natürlich begeistert von dem, was sie sah. León lehnte sich lässig gegen den Türrahmen und sah sie freudestrahlend an. So sexy wie immer. "Hallo.", "Hallo.". Violetta starrte ihn an und verharrte steif auf der Stelle, als hätte sie jemand am Boden angeklebt. Sie sah bestimmt aus wie eine Statue. "Bekomme ich etwa keinen Kuss?", fragte er. "Doch, doch.", sie küsste ihn sanft auf die Lippen und ging etwas unbeholfen einen kleinen Schritt zurück. Falls sie so sein wollte wie immer, dann war das aber mal heftig misslungen. "Alles okay?", fragte León. "Äh... Ja, ja. Machen wir los?", fragte sie. Sie würde am liebsten auf der Stelle wegrennen. So weit es nur ging. Vielleicht würde sie dann vergessen, wie unendlich lange sie noch auf das Ergebnis warten musste. Violetta ging mit ihrem schönen Verlobten hinunter auf die Straße und zu seinem Auto. Er war so umwerfend. Der Aston Martin strahlte jedes Mal diese Mischung aus Extravaganz und Wildnis aus. Wie sein Besitzer. Einen kurzen Augenblick lang kreiste ihr Kopf um den Gedanken, dass sie ihn schon bald bitten würde, den schnittigen Sportwagen gegen eine geräumige Familienkutsche zu tauschen. Weil... naja, wie sollte sie sagen... ein Kindersitz nun einmal nicht in einen Aston Martin passte. Sie schüttelte den Kopf, um diesen albernen Gedanken schnell wieder zu vertreiben. Es gab größere Probleme als seine Karre...! Gentleman, wie er war, hielt er Violetta die Tür auf und lächelte sie aufreizend an. "Gnädige Dame...", Violetta lächelte mit einem etwas verzerrten Gesicht zurück, was sicher merkwürdig aussah und glitt in den Ledersitz. León schloss die Tür und lief um das Auto herum, um nun seinerseits auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Einen Moment lang sah er sich mit seinen funkelnden grauen Augen. Mist... Er hatte mitbekommen, dass irgendetwas nicht stimmte. Jetzt wollte er es herausfinden. Man konnte auch nichts vor ihm verstecken. Er war einer jener Typen, die einen so lange ausquetschten, bis sie die Info, die sie haben wollten, bekommen hatten. "Eines Tages musst du auch mal fahren.", sagte er. "Ich muss fahren?", fragte sie. Violetta war verwundert und wiederholte einfach nur den Satz. "Ja, den Aston Martin.", "Oh. Äh... Klar... Das wäre cool." Jeah. Das klang jetzt wie echte Begeisterung, Violetta... Sie strahlte so viel Dynamik wie eine Nacktschnecke aus. Heute sollte er sie aber nicht sein Schmuckstück fahren lassen. In ihrem Zustand... "Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragte er erneut. "Ja, ich versichere es dir.", sagte er. Sie war nur in aller Wahrscheinlichkeit nach schwanger von ihm und hatte keinen blassen Schimmer, wie sie es ihm beibringen sollte. Abgesehen, davon lief es aber wie geschmiert. Er glitt mit seiner Hand über ihren Oberschenkel und sah ihr tief in die Augen. "Lust auf einen Waldspaziergang?", fragte er. "Ja. Das klingt gut.", sagte Violetta und warf einen Blick auf ihre Schuhe, die sie so gern anzog, um mit ihnen im Central Park spazieren zu gehen. "Sehr schön.", sagte León. Er startete den Motor und fuhr los. Sie wurde in den Sitz gedrückt und schnappte nach Luft. Dann sah sie aus dem Fenster und beobachtete die Stadt, die an diesem frühen Nachmittag sprudelte vor Leben. Was, wenn sie es ihm sofort sagte? León unterbrach ihre Gedankengänge. "Du kannst gern das Radio einschalten, wenn du möchtest.", sagte er und sie sah ihn bedrückt an. Violetta war mit ihren Gedanken ganz woanders und konnte sich nicht auf diesen Moment hier konzentrieren. "Und aus vollem Hals heraus singen, falls du Lust dazu hast.", León lächelte verschmitzt. Offensichtlich wollte er sie irgendwie zum Lachen bringen. "Und wenn du mir nun jene Musik vorspielst, die du gern hörst?", fragte Violetta. "Du wirst das ziemlich alt und angestaubt finden, dich über mich lustig machen und mir sagen, dass du dir schon dachtest, dass ich solche Musik höre.", sagte er. Violetta sah ihn empört an, besann sich dann aber wieder. Ja, so könnte es tatsächlich passieren... "Versprochen. Ich mach mich nicht lustig über dich.", er sah sie mit einem schelmischen Lächeln an. Seine Augen glitzerten regelrecht. "Okay. Du hast es so gewollt.", sagte er. León wischte auf dem Bildschirm des Bordcomputers in der Mitte des Autos herum. Und schon erfüllte der Sound von Glenn Miller den Innenraum. Violetta konnte nicht anders und musste lachen. "Oh scheiße... Ich befürchte, ich werde genau das sagen, was du gesagt hast, das ich sagen werde.", "Schaut so aus.", León sah Violetta gespielt schmollend an. Violetta dagegen grinste über das ganze Gesicht. "Nein, aber das passt gut zu dir.", sagte Violetta. "Ja... Ja...", "So schick wie du.", Violetta versuchte ihr Lachen zu unterdrücken, aber als sie den Mund zupresste, platzte es erst recht aus ihr heraus. Einen Moment vergaß sie, was in ihr vorging und lachte aus voller Kehle. Das hatte etwas Befreiendes. León und sie wippten mit dem Kopf im Rhythmus der Musik, während sie die Stadt verließen. Um ihnen herum wurde es ländlicher. "Ich kenne ein niedliches Fleckchen. Wir fahren zum Reserva Ecologica. Kennst du den?", fragte er. "Nein.", "Das wird dir sicher gefallen. Wir drehen eine Runde über die Wanderwege und Bauernhöfe, wo sie guten Käse und Honig verkaufen. Und andere Sachen.", sagte León. "Super", Violetta mochte lokale Produkte. Außerdem tauchte sie gern ins Leben auf dem Bauernhof ein. Das war viel schöner, als die Sachen einfach nur im Supermarkt zu kaufen. "Wusste ich doch, dass es dir gefallen wird.", sagte er. Wenn León wüsste, dass sie demnächst für zwei Essen würde... Auf einmal verflog wieder die Leichtigkeit, die sich einen Moment lang im Raum gebahnt hatte in ihrem Körper und die Angst kehrte zurück. Ihr Blick verlor sich in den Baumkronen, die vorüber flogen. Die Landschaft hatte zwar nichts besonderes an sich, aber zumindest war sie überaus friedlich.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt