꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 74 ༻꧂

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Heute Morgen fühlte sie sich ziemlich unsicher. Wie würde León ihr wohl entgegentreten? Und wie würden sie miteinander umgehen? Mit entschlossenen Schritten lief Violetta zur Arbeit. Doch je näher sie dem riesigen Gebäude kam, desto unwohler fühlte sie sich. Sie hatte keine Lust León zu begegnen. Irgendetwas sagte ihr, dass sie wohl nicht um eine Konfrontation mit ihrem verwirrenden Chef herumkommen würde. Die jüngsten Ereignisse hatten ihr dabei ganz schön zu schaffen gemacht. Als sie nur noch wenige Schritte von Vargas Corporation war hielt sie kurz an, holte tief Luft und lief dann wieder los. Von außen deutete nichts auf das Drama hin, dass sich gestern hier abgespielt hatte. Vor den Türen strömten einfach unzählige Leute vorbei. "Hallo?", eine unbekannte Stimme rief Violetta zu. Sie zog es jedoch vor in der Menge einfach weiter in Richtung Eingang zu laufen. "Entschuldigung?", diesmal griff eine Hand nach ihrem Unterarm, weshalb Violetta zusammenzuckte. Als sie sich umdrehte blickte sie in zwei glitzernde dunkle Augen. Eine junge Frau, so um die 40 stand ihr gegenüber. Sie hielt einen Block in der Hand. Es war bestimmt eine Journalistin. "Sie arbeiten bei Vargas Corporation, nicht wahr?", fragte sie. "Ja, aber ich habe keine Zeit.", antwortete Violetta. "Können Sie mir einige Fragen beantworten?", fragte die Frau, doch Violetta lief einfach weiter. Sie versuchte die Fragen der jungen Frau zu ignorieren, aber sie rückte Violetta nicht von der Pelle. Na toll... Sie hatte sich also von einer aufdringlichen Journalistin anquatschen lassen. "Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Ich habe keine Zeit.", "Sie sind das junge Mädchen auf dem Foto, oder?" , fragte sie plötzlich. Was? Kurz hielt Violetta an und sah sie skeptisch an. "Die von der Eröffnungsfeier, nicht wahr?", es fuhr Violetta heiß durch den Körper. "Nein... Da irren Sie sich...", Violettas unsichere Antwort schien die Journalistin nicht wirklich zu überzeugen. "In welcher Beziehung stehen Sie zu Herrn Vargas?", fragte diese weiter. Violetta verdrehte innerlich die Augen. Was ging sie das überhaupt an? Ihr fuhr es durch den Körper und sie war verblüfft. Violetta zog eine Augenbraue hoch und hielt die Hand schützend vor sich. " Ich bin seine Assistentin. Auch wenn Sie das jetzt eventuell enttäuscht, aber zwischen Herrn Vargas und mir gibt es nichts Besonderes. Sie vergeuden Ihre Zeit.", erwiderte Violetta. Violetta drehte sich um und ging weiter zum Eingang der plötzlich so nah und doch so fern schien. Diese Journalistin war eine echte Klette. "Aber auf dem Foto sah es so aus, als ob Sie sich sehr nahe sind.", sagte die Journalistin. Violetta schluckte. Die beste Verteidigung war in diesem Fall sie einfach zu ignorieren und sich zu beeilen, dass sie den Eingang erreichte. An dem Security würde es die Journalistin nämlich nicht vorbei schaffen. Trotzdem war es doch bescheuert, dass so viele Leute um ihr herum wuselten, ihr aber keiner zur Hilfe kam, während sie hier belästigt wurde. Keiner der vielen Leute, die dort herumliefen schien auch nur von ihrer Anspannung Notiz zu nehmen. Sie alle waren mit ihrem Smartphone und den Mails oder mit Facebook beschäftigt. "Wissen Sie etwas zu den gestrigen Ereignissen? Ist Herr Vargas in eine Korruptionsgeschichte verwickelt? Hat...", begann die Journalistin Violetta erneut zu bedrängen. "Lassen Sie sie in Ruhe!", rief plötzlich jemand. Es war Maxi. Dieser legte eine Hand um Violettas Taille und streckte die andere abwehrend der Journalistin entgegen. "Wenn Sie Ihre Fragen stellen wollen, dann tun Sie das auf dem dafür vorgesehenen Weg. Lassen Sie die Angestellten in Ruhe!", Maxi begleitete Violetta ins Gebäude und schirmte sie mit seinem Körper ab. Die Journalistin war frustriert, dass sie nicht weiterkam und verschwand aus ihrem Gesichtsfeld. "Danke Maxi...", "Kein Problem.", gemeinsam liefen sie schweigend zum Aufzug. nach diesem Erlebnis war Violetta noch gestresster. Das hätte sie heute nicht auch noch gebraucht. Sie ließen ein paar Kollegen vorbei, welche sich in den vollen Aufzug quetschten, während Maxi und Violetta auf den nächsten warteteten. Nervös schaute Violetta auf die Etagenanzeige, deren Zahl immer kleiner wurde. Schließlich kam der Aufzug unten an und die Türen öffneten sich. Er war leer. Sie betraten den Aufzug und Maxi drückte die 42. Etage, damit sich die Türen schlossen, bevor noch mehr Leute rein wollten. Laut atmtete Violetta auf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als ob sie eine Maske abstreifen würde. "Scheiße...", "Alles in Ordnung, Vilu?", fragte Maxi. "Ehrlich? Ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich glaube, ich bin völlig fertig.", antwortete Violetta. "Willst du, dass ich dir einen Kaffee hole?", fragte er sie. "Ja, du bist einfach zu liebenswürdig.", "Ich bin doch immer lieb zu dir, mein Püppchen.", Maxi zwinkerte Violetta zu und lächelte dabei so dämlich, wie er es immer tat. Zumindest entlockte er ihr so auch ein Lächeln. "Gib mir fünf Minuten und du wirst auf deinem Schreibtisch einen schönen heißen Kaffee vorfinden, der deine Stimmung wieder hebt.". Maxi stieg auf seiner Etage aus. Als sie die Türen schlossen seufzte Violetta. Sie spürte, dass das ein langer Tag werden würde. Ein sehr langer Tag...

Maxi stellte den dampfenden Kaffee auf Violettas Schreibtisch und sah sie mit großen Augen an. "Mach dir keinen Kopf, das geht vorbei. Sie suchen halt Infos für eine prickelnde Story. 'Die junge Assistentin macht mit dem Chef rum...' - sowas in der Art wollen die schreiben. Aber wenn sie erstmal merken, dass das Quatsch ist, dann lassen sie dich wieder in Ruhe.", sagte Maxi. "Genau das ist das Problem, Maxi.", "Was? Hast du dir etwa den großen Chef der Firma gekrallt?", Maxi feierte total ab und lachte, als hätte er gerade den Witz des Jahrtausends gerissen, aber Violetta starrte ihn allerdings einfach nur regungslos an. "Wie jetzt? Du hast ihn dir wirklich...?", diesmal klang er deutlich weniger witzig. Im Gegenteil. Ihm schlief fast das Gesicht ein. Violetta seufzte, um ihre Unsicherheit zu überspielen und bemühte sich um Haltung. Das sie ihre Herzensangelegenheiten ausgerechnet Maxi erzählte fühlte sich surreal an. Er war ihr Freund, aber vor allem war er ein Mann. "Ja, es stimmt. Die Journalisten haben allen Grund, sich bestimmte Fragen zu stellen.", erwiderte Violetta. "Scheiße, Vilu...", Maxi sprach jetzt mit leiserer Stimme. Er fuhr sich durch seine Haare, wie er es immer tat, wenn er angespannt war und sah sie unsicher an. Maxi fühlte sich genauso unwohl, wie sie, dass sie jetzt dieses Gespräch miteinander führten. "Willst du damit sagen, dass ihr... also. ihr...", "Ja.". "Okay.", eine gespenstische Stille machte sich im Büro breit, die Stimmung war auf einmal ganz kühl. "Damit hätte ich nicht gerechnet...", sagte er. "Naja, wir haben es jetzt auch nicht von den Dächern geschrien. Und außerdem geht das niemanden außer uns beide etwas an.", sagte VIoletta. Außer offensichtlich die Boulevard-Journalisten von Buenos Aires. Maxi sah sie an. Er war noch immer verwirrt. Jetzt würde er normalerweise einen kumpelhaften Klaps auf die Schulter geben und einen Witz reißen, um die Stimmung zu entspannen. Doch er wirkte gerade einfach nur ratlos. "Okay...Gut.". "Ja, ich weiß. Ich stecke in der Scheiße.", sagte Violetta. "Nein, nicht unbedingt... Also... verdammt Vilu... der große Chef...", "Denkst du ich habe das absichtlich gemacht? Denkst du, ich weiß nicht, wer er ist?", fragte Violetta. "Also...". "Maxi... Wenn ich es irgendwie hätte verhindern können ihm zu verfallen, dann hätte ich mir all das hier erspart. Glaub mir, an seiner Seite, da gleicht das Leben einem ständigen Auf und Ab, das macht einen regelrecht fertig. Aber okay. So ist es halt, Nun ist es halt so passiert.", versuchte sich Violetta zu erklären. "Hör zu... Ich bin nicht hier, um dich zu verurteilen, aber... deine Geschichte macht einem schon Angst .", "Aber du spielst jetzt nicht den Moralapostel, ja?", fragte Violetta fast schon genervt. "Hey, ganz ruhig.", "Ruhig? Ich werde Zeugin einer Schießerei, ich werde von einer Journalistin belästigt und mein Kumpel hält mir eine Standpauke. Sorry, aber... ich habe die Faxen dicke...", rief Violetta und funchtelte wild mit den Armen herum wie ein verzweifelter Vogel, der versucht, irgendwie aus einem Ölteppich wieder loszufliegen. Maxi sah Violetta liebevoll an und kam näher. "Tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen.", sagte er leise. Das wusste Violetta doch, dass Maxi ihr nicht wehtun wollte, das gab es einfach nicht. "Maxi... Die ganze Sache ist richtig hart für mich. Ich weiß nicht, was ich tun soll.", sagte Violetta leise. "Hey... Wir werden eine Lösung finden, okay?", "Mhhh.". Maxi kam zu Violetta und umklammerte sie mit seinen Armen und Violetta drückte ihre Nase tief in seine Lederjacke. Auf einmal kamen ihr die Tränen. Sie schniefte, was alles andere als elegant klang. Aber bei Maxi durfte sie das. "Sabber nicht auf meine Jacke. Ich mag die nämlich gern. Sie macht Eindruck auf die Frauen.", sagte Maxi, woraufhin Violetta zugleich lachen und weinen musste. Maxi wusste immer, wie er Violetta zum lachen brachte. zugleich tat es ihr gut seine starke Schulter zu spüren. "Alles wird gut, Prinzessin.". Violetta schloss die Augen und wiegte sanft vor sich hin. So gern würde sie ihm glauben. Das sanfte Wiegen beruhigte Violetta. Warum sollte das, was bei kleinen Kindern klappte, nicht auch bei Erwachsenen funktionieren? Plötzlich ging die Tür zu meinem Büro auf, ohne das es geklopft hatte. Sofort bereite sich Violetta aus Maxis Armen und ihr Blut gefror ihr auf der Stelle, als sie in zwei stechende Augen sah, die in ihre Richtung schauten. "Ich... Äh... Ich mach mal los.", León sah Maxi auf eine Art an, als würde er ihn sofort umbringen wollen. Das gefiel Violetta so gar nicht. Sie nickte Maxi zum Abschied zu. Dann schloss dieser die Tür und ließ sie mit Mister Intensiv allein. Violetta blieb stumm.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt