꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 93 ༻꧂

90 1 0
                                    


León hob freudestrahlend sein Glas. Violetta tat es ihm gleich, Lara brauchte ein bisschen länger. Die arme Kleine... Das erforderte von Lara jetzt eine unmenschliche Anstrengung... "Auf uns!", rief León erneut. Sie tranken alle einen Schluck. Es herrschte eine unangenehme Stille. Lara stellte ihr Glas wieder ab und lächelte gequält. Ihre Wangen hatten wieder an Farbe gewonnen. Es war das Rot der Wut. Sie schäumte innerlich. "Entschuldigt mich bitte... Ich muss kurz auf die Toilette.", sagte Lara mit engelsgleicher Stimme. Genau!!!! Eher Kotzen!!! Violetta beobachtete sie, wie sie sich entfernte, mit ihrer kleinen Tasche in der Hand und so tat, als müsste sie sich pudern. Pathetisch... Violetta drehte sich wieder León zu, der noch einen Schluck Champagner nahm. "Scheint so, als würde Lara die Neuigkeit nicht so gut aufnehmen...", sagte Violetta leise und fast schon traurig. León stellte sein Glas ab und sah sie unschuldig, ja überrascht an. "Warum sagst du das?", fragte León. Er wollte jetzt aber nicht behaupten, er hätte nichts bemerkt. "Ich weiß nicht... Sie wirkte so, als würde sie sich unwohl fühlen... Und dann hat sie sich auf einmal verzogen, dass ist doch ungewöhnlich, findest du nicht?", fragte Violetta. Diesmal schüttelte er leicht den Kopf und sah Violetta liebevoll an. "Mach dir keine Sorgen... Lara ist nie zufrieden mit meiner Wahl in Liebesdingen. Aber ich bin mir sicher, dass es mit dir etwas Besonderes ist. Gib ihr ein wenig Zeit und ich bin davon überzeugt, dass sie sehr glücklich für uns sein wird.", sagte er. Na sie werden es sehen. "León... Deine Schwester mag mich nicht...", "Violetta...", begann er. Violetta seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Das war doch ungerecht. Violetta hatte das seltsame Gefühl, dass ihr die Rolle der bösen Schwägerin vorbehalten war. Als Lara zurückkam brodelte es in Violetta. Wenn sie mit ihrer Heuchelei fortfuhr, dann schwor sie, dass sie sich nicht mehr an sich halten konnte. Lara setzte sich elegant hin und lächelte León und Violetta gequält zu. Violetta sagte keinen Mucks. "Entschuldige bitte. Ich habe vergessen, dass ich noch jemanden anrufen muss.", sagte Violetta. Der Vorwand war zwar echt bekloppt, aber sie konnte keine Minute länger an diesem Tisch sitzen bleiben. Sie spürte Leóns fragenden Blick. Am liebsten würde sie ihm an den Kopf werfen, dass auch sie ihre Zeit brauchte, um seine Schwester akzeptieren zu können, aber sie warf ihm einen wenig liebenswürdigen Blick zu und lief in Richtung Ausgang. Draußen tat ihr die frische Luft richtig gut. Als hätte sie endlich wieder den Sauerstoff zum Atmen wiedergefunden. Violetta wusste, dass sie auf keinen Fall ein Drama veranstalten sollte. Man würde sie für die Hysterische halten, die sich nicht zu benehmen wusste. Aber scheiße! Es gab Dinge, die konnte man einfach nicht so hinnehmen! Violetta holte tief Luft und lehnte sich einen Moment lang gegen die Fassade. Sie beobachtete die Autos vor dem Restaurant, die vorbeifuhren. Sie fragte sich, ob ihre Beziehung eines Tages völlig frei und unbelastet werden würde. Sie wollte nicht mit Lara kämpfen müssen. Sie wollte überhaupt nicht kämpfen müssen. Violetta war es einfach leid. Sie warf einen Blick ins Innere und sah, wie León mit seiner Schwester sprach. Sie wirkte sehr locker und frei. Violetta war sich sicher, dass sie die besorgte Schwester spielte... Ging es Violetta gut? Sie wirkte nicht gerade auf der Höhe... "Gut... Dann mal los.", Violetta sprach sich selbst Mut zu und ging zurück in das Restaurant. Sie lief zurück zu ihrem Tisch und setzte sich still und leise zurück auf ihren Stuhl, dabei lächelte sie León zu. Der Kellner unterbrach sie. "Die Damen, der Herr, haben Sie schon gewählt?", fragte er. "Nein, noch nicht."", erwiderte León. Lara sah schweigend die Karte an. Wenn León wirklich nicht mitbekam, dass Lara das Gesicht verzog, seit Violetta wieder zurück war, dann verschloss er die Augen vor der Realität.. Violetta warf einen schnellen Blick auf die Karte. Ein Hauptgericht genügte ihr. Das erste gleich. Dann schloss sie die Karte wieder. Sie hatte keine Lust, dass sich diese Szene hier unendlich hinzog. "Hast du schon etwas gefunden?", fragte León. "Ja... und du?", fragte Violetta. "Was hast du denn? Sonst redest du doch viel mehr... Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte León. Er musterte sie. Lara sah sie ebenfalls mit perfiden Blick an. Sie wartete, dass es aus ihr herausbrach, wie ein Geier, der nur darauf wartete, dass seine Beute endlich den letzten Atemzug machte. Ihre letzten Worte als Persephone schossen ihr in den Kopf: 'Du gehörst nicht in diese Welt, spiel nicht mit den Großen, du hast nicht das Format dafür.'. Auf einmal fragte Violetta sich, was sie hier eigentlich zu suchen hatte. Warum sollte sie gute Miene zum bösen Spiel dieser herablassenden Bestie machen, die sich ganz offensichtlich über sie lustig machte? Warum schützte Violetta sie noch, indem sie ihr verachtenswertes Verhalten gegenüber ihrem Bruder auch noch deckte? Wenn León sie wirklich liebte, dann würde er auch mit der Wahrheit zurechtkommen. Violetta hatte genug von diesem Schauspiel. Sie wollte nicht, dass weiter diese Lügen zwischen sie standen, weshalb sie die Karte auf den Tisch warf und seufzte. "Ich fühle mich hier auf feindlichem Terrain, das ist alles.", sagte Violetta und Lara sah sie schweigend an. "Was? Aber was erzählst du da?", fragte León. "Frag deine Schwester.", erwiderte Violetta. Ihm klappte die Kinnlade runter und seine Augen wanderten von ihr zu seiner Schwester. Diese spielte die Unschuldige. "León... Ich verstehe nicht, wovon sie spricht... Tut mir leid...", sagte Lara. Aber na klar doch... "Vielleicht soll ich dir ein wenig auf die Sprünge helfen... Persephone...?", Violetta betonte jede einzelne Silbe dieses lächerlichen Namens. "Vilu... Ich denke, du solltest dich erstmal beruhigen.", León klang schon beinahe bedrohlich. Sie spürte, wie er die Geduld verlor. "Oh, aber ich bin doch ganz ruhig. ich will einfach nur, dass du weißt, welches Spiel deine Schwester spielt, seit wir uns getroffen haben.", sagte Violetta ruhig. Lara saß angespannt da und ihre Finger krallten sich an der Karte fest. Ihre nussbraunen Augen waren auf einmal ganz düster. "Es scheint so, als gehöre ich nicht in deine Welt... Das ich nicht im Spiel der Großen mitspielen sollte... Das ich mich verbrennen werde, wenn ich zu hoch aufsteige...", sprach Violetta weiter. Jetzt sah León sie an, als wäre Violetta verrückt geworden. Na super... "Ich verstehe nicht, was du da sagst... Lara?", diese blieb ganz ruhig und legte ihre Karte sorgsam ab. "Tut mir leid, León. Ich hatte nicht gedacht, dass das hier so läuft. Das ist jetzt definitiv nicht der geeignete Moment.", sagte Lara und sah Violetta vorwurfsvoll an. Violetta hasste sie. Als hätte sie es nicht auch vorgezogen, wenn die Verkündigung ihrer Verlobung unter angenehmeren Vorzeichen vonstatten gehen würde. "Aber seit einiger Zeit denkt Violetta, dass ich ihr über ihren Blog unangenehme Nachrichten bezüglich eurer Beziehung schicke, und zwar unter dem Deckmantel einer gewissen Persephone." Lara stieß ein übertriebenes Lachen aus, um zu zeigen, dass ihre Vorstellung doch völlig lächerlich war. Sie war wirklich stark... "Ich habe ihr schon mehrfach gesagt, dass sie sich irrt, aber sie will mir nicht glauben...", sagte Lara. Die Gelassenheit, mit der sie ihre Lügen verbreitete ließ Violetta wie ein begossener Pudel aussehen. Noch schlimmer war, dass León ihre Worte auch noch glaubte. "Du weißt nur allzu gut, dass das stimmt.", verteidigte Violetta sich. Diesmal wand sich Lara ihr zu und sah sie fürsorglich an. So wie man etwas ansah, das verängstigt war. "Es tut mir leid, falls ich am Anfang etwas distanziert war, Violetta. Es ist halt nur so, dass mein Bruder der wichtigste Mensch in meinem Leben ist... und ich nur das Beste für ihn will. Aber ich würde niemals Drohungen unter einen anonymen Namen posten... Und erst recht würde ich dir niemals etwas Böses tun.", sagte Lara. Die beiden sahen sich an und warteten auf eine Reaktion. Sie fühlte sich in der Falle und ein Kloß formte sich in ihrem Hals. Sie hatte Violetta ja gewarnt, dass sie einen großen Fehler machte, wenn sie sich zwischen die beiden drängte. Violetta hatte keine Chance... León ließ Violetta nicht aus den Augen. Die Stimmung war angespannt. Sie kam sich vor wie auf einer Anklagebank. Das war ja das Beste daran... "Du glaubst mir nicht, stimmts?", fragte sie ihn. Sie sah ihn durchbohrend an. Die Wut kroch Violetta sicher gerade aus allen Körperöffnungen. "Ich kann dir nicht folgen. Irgendjemand hinterlässt dumme Kommentare auf deinem Blog und du verdächtigst meine Schwester?", fragte er. "Ich verdächtige sie nicht. Ich bin mir sicher. Ich habe Beweise.", antwortete Violetta ihm. "Beweise? Was für Beweise?", fragte León. "Ich... Ich habe einen Freund, der die IP-Adresse von Persephone zurückverfolgt hat und bei Laras Adresse herausgekommen ist.", sagte Violetta. "Ein Freund? Was für ein Freund?", fragte León. Violetta sagte kein Wort. Auf keinen Fall würde sie Andres mit reinziehen. Sie fühlte sich überrannt. "Violetta" Du verdächtigst meine Schwester gerade idiotischer Spiele. Das ist doch kindisch!", rief León. León passte es ganz und gar nicht, welche Wendung der Abend genommen hatte. Sie wusste, dass er selbst gern hätte, dass er anders reagierte, aber ihr gefiel sein Tonfall gerade überhaupt nicht. "Glaubst du etwa, dass mir das Spaß bereitet?", fragte Violetta. León seufzte und rieb sich die Nasenspitze. Lara sagte kein Wort. Warum auch... Sie zerfleischen sich ja, ohne dass sie irgendetwas machen musste. "Ich weiß echt nicht, was dein Problem ist, aber bitte halte Lara aus deiner Paranoia heraus.", sagte León. Achso? Jetzt litt sie schon an Paranoia? "Ich habe kein Problem! Sie ist es, die eines mit mir hat. Von Anfang an!" Erinnerst du dich an jenen berühmten Abend in deiner Junggesellenbude, als sie absichtlich ihr Handy auf dem Tisch liegen lassen hat, damit ich in euer Gespräch hineinplatze?", fragte Violetta. Lara tat überrascht und León sah sie böse an. "Okay. Du gehst zu weit...", "Ich gehe nicht zu weit, León! Und so unwahrscheinlich das für dich vielleicht auch sein mag, so hält deine Schwester rein gar nichts von unserer Beziehung. Und mit Persephone hat sie es mir bewiesen!", "Hör damit auf! Du weißt genau, dass das jeder hätte sein können! Ganz Buenos Aires weiß über und beide Bescheid!".

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt