꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 4 ༻꧂

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Violetta hatte am gestrigen Abend noch ziemlich lange am Menü gesessen. Irgendwann zwischen zwei und drei Uhr morgens hatte sie ihre Arbeit dann an Broduey gesendet. Sie war ziemlich kaputt als sie am heutigen Morgen ins Büro kam. Schnell setzte sie sich an ihren Computer und rief ihre Emails ab. Sie hatte eine E-Mail von Broduey bekommen, die er um 3.30 Uhr gesendet hatte. Er schlief also auch nicht sonderlich viel, nur das es bei ihm wahrscheinlich immer so war.

Von Broduey Silva an Violetta Castillo:

Guten Abend Miss Castillo,

Vielen Dank für ihre kostbare Hilfe. Die Gala findet schon sehr bald statt und Sie sind selbstverständlich eingeladen. Ihnen noch eine schöne Woche. - B. Silva

Wow. Sie, Violetta Castillo, wurde von Broduey persönlich auf eine Wohltätigkeitsgala eingeladen. Das passierte ihr zum ersten Mal. Sie freute sich, jedoch musste sie sich beruhigen, weil sie schließlich auf Arbeit war. Sie fragte sich ernsthaft, wer an so einem Abend teilnahm, mal abgesehen von den reichen Erben oder irgendwelchen wichtigen Geschäftsmännern. Sie stellte sich alles schon vor. Das war eine ideale Gelegenheit, mal die Schönen und Reichen von Buenos Aires zu treffen. Wer weiß.... Vielleicht liefen ihr ja Beyoncé oder Leonardo di Caprio über den Weg.

Violetta stöberte noch etwas im Netz und suchte nach Infos zu den humanitären Aktivitäten von Vargas Corp, bevor sie mit dem Projekt anfing, welches sie von Federico anvertraut bekommen hatte. Sie erhielt gleich eine ganze Menge Treffer. Die Firma war offensichtlich ziemlich aktiv mit Projekten zur Trinkwasseraufbereitung in Afrika. Außerdem finanzierte sie Schulen, Krankenhäuser und mehrere Organisationen vor Ort. Sie fand schnell zahlreiche Artikel, in denen das Vargas Unternehmen erwähnt wurde. Die Buenos Aires Times schrieb zum Beispiel, dass der „Golden Boy" von Buenos Aires die Humanität für sich entdeckt". Die Zeitschrift Buenos Aires Post schrieb dagegen „Dem heißesten Unternehmer der Welt gehört alles.". Auf mehreren Fotos sah man Mister Vargas, wie er mit jungen Afrikanern vor einer Schule oder einem Krankenhaus posierte. Violetta musste schon sagen. Auf all diesen Fotos strahlte dieser Mann einen natürlichen, entwaffnenden Charme aus und zeigte stets eine sehr menschliche Seite. Aber war er am Ende auch wirklich aufrichtig? War es nicht viel mehr nur ein Mittel, um sich dazustellen und an seinem Image und seiner Reputation zu arbeiten? Violetta konnte sich schwer vorstellen, dass diese Männer, die im ungezügelten Kapitalismus großgeworden waren, sich ernsthaft für Probleme unserer Welt interessierten. Bei ihrer Suche stieß sie auch auf Wirtschaftsbeiträge, die deutlich zugespitzter formuliert waren und ihr Interesse erregten. Vargas war zweifelsohne in seinem Bereich sehr erfolgreich und wurde von vielen Mitstreitern bewundert. Aus Neugierde tippte sie das in die Suchmaschine ein, was sicher jede Frau dieser Stadt schon einmal eingetippt hatte, die ihm irgendwann einmal über den Weg gelaufen war. Mit zittrigen Händen tippte sie ins Suchfeld „León Vargas Single" ein. Sie erhielt mehrere vielversprechende Treffer wie: „León Vargas (noch immer) Single" oder „León Vargas ist wieder Single". Violetta war geflasht von all den Fotos, die sie fand. Es war nicht einfach sein Liebesleben zu definieren. Mehrere Klischees wurden bestätigt, wenn man ihn an Seite so mancher, bildhübscher Frau sah. Topmodels, bekannte Schauspielerinnen, usw. Ihr Ego litt gerade ein wenig. Sie hasste dieses Gefühl. Was hatte sie sich aber auch vorgestellt? Das einer der hübschesten und reichsten Männer der Welt mit einem einfachen Mädchen wie sie ausgehen würde? Ein wenig verdrossen seufzte sie beim Anblick eines Fotos, auf dem er mit einem wunderschönen, russischen Mädchen im Chanel-Kleid zusehen war. Sie wollte gerade laut losschimpfen, als sie auch schon eine keifende Stimme im Rücken hörte. Mist... Da war sie, die Furie! Ludmila, Personalchefin und Schlampe Nummer 1 stellte sich vor ihr auf, eine Hand war an die Hüfte gestützt und sah mit angewiderter Miene zu ihr runter. „Warum nur ist es so schwierig, mal einen Mitarbeiter zu sehen, die an dem Arbeiten, für das sie bezahlt werden?", fragte sie in einem schrillen Ton. Die Verdrossenheit in ihrer Stimme ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Man musste schon einiges draufhaben, um so widerlich zu sein. Ludmila war da wahrlich eine Meisterin. Falls Violetta eines Tages mal einen Kurs in Schlampentum nehmen wollte, wusste sie, an wen sie sich wenden konnte. Bis dahin hielt sie sich lieber zurück, schließlich musste sie ihre Rechnungen zahlen.

Violetta schloss schnelldie Browserfenster, während sie sie mit intensivem Blick musterte. DieseAngewohnheit, immer in den ungünstigsten Momenten überraschend hinter einemaufzutauchen, bescherte allen noch irgendwann einen Herzinfarkt. „Darf icherfahren, weshalb Sie Ihre Zeit auf Seiten für Erwachsene, die den Nervenkitzelsuchen, vergeuden, anstatt zu A-R-B-E-I-T-E-N?", fragte sie einen kurzenAugenblick, um ein spöttisches Zischen aus zustoßen . „Ich habe recherchiert!",ließ Violetta sofort verlauten. „Recherchiert? Sie sollten sichschnellstmöglich an Ihre Arbeit machen, bevor auch ich recherchiere und zwarnach einem Nachfolger für Sie, Miss Castillo!", sagte sie. Ohne weitere, netteWorte machte sie kehrt und bewegte ihren Kopf noch hochnäsig, um ihreBiestigkeit auch wirklich zu betonen. Einen Moment sah sich selbst vor sich,wie sie vor 10 Jahren von der Zicke der Schule runtergemacht wurde. Sie dachtedamals, dass alles besser werden würde, wenn man erst einmal erwachsen war.Aber nein... Bestien gab es in jedem Alter und es wurde auch mit der Zeit nichtbesser. Als Maxi kam seufzte sie genervt vor sich hin und klickte wild aufihrer Maus herum. Sofort setzte er sein Nervensägen-Gesicht auf. „Oh la la. Duscheinst nicht gut drauf zu sein. Hat dir die Arbeit an deinem Menü den letztennerv geraubt?", fragte er. „Das ist vor allem, weil mich Ludmila mal wiederruntergemacht hat. Ich sage dir, diese Frau bringt mich noch um!", sagte sieund er antwortete: „Mhh. Falls ihr eines Tages gegeneinander kämpft, sagst dumir Bescheid, ja? Dann bringe ich Popcorn mit.". Violetta sah ihn böse an under setzte sich grinsend hin. „Soll ich dir einen Kaffee holen?", fragte er sie.Auch wenn sie Maxi immer mal als „nerviges Kind" abqualifizierte, war er docheigentlich ein netter Junge, der sich auf seine Art um sie kümmerte. „Nein,danke.", erwiderte Violetta und machte sich wieder an ihre Arbeit und zog eineAugenbraue hoch. Dieser Tag würde lang werden.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt